PR NEO 0044 – Countdown für Siron
dem Zepter tatsächlich um eines jener sagenhaften Geräte handelte, die ihrem Träger angeblich Unsterblichkeit verliehen, waren seinen Ambitionen praktisch keine Grenzen mehr gesetzt. Mit seinen 160 Jahren stand Sergh da Teffron bereits am Ende der natürlichen Lebensspanne eines Arkoniden. Wenn es ihm dagegen gelang, einen Aktivator in seinen Besitz zu bringen, spielte sein Alter keine Rolle mehr. Und gegenüber dem von Atlan da Gonozal überreichten Geschenk besaß das Zepter einen entscheidenden Vorteil: Es hatte die letzten 800 Jahre auf Trebola verbracht. Das Risiko, dass es sich bei dem für die Trebolaner geradezu heiligen Ei um eine Falle handelte, war somit verschwindend gering.
Die Ungeduld nur mühsam bezähmend, schälte Sergh da Teffron das Objekt seiner Begierde aus der dünnen Hülle. Er wusste, dass trebolanische Spinnenseide je nach Bearbeitung hart wie Arkonstahl oder nachgiebig wie anturisches Fruchtgelee sein konnte. In diesem Fall fühlte sich das Material bemerkenswert glatt und weich an.
Die Enttäuschung begrub ihn wie eine Lawine. Mit fest zusammengepressten Lippen starrte Sergh da Teffron auf das weißgraue Gipsei in seiner Hand, das außer seiner Form nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Zellaktivator aufwies. Er hob den Kopf, fixierte den bewegungslos vor ihm stehenden Stiqs Bahroff. Nur eine kaum erkennbare Erhebung unter der blauen Kombination des Assistenten verriet, dass er seinen Aktivator inzwischen an einer Kette um den Hals trug.
Sergh da Teffron erinnerte sich nur zu gut an den Moment an Bord der VEAST'ARK, als er das vergleichsweise winzige Gerät zum ersten Mal berührt hatte. Damals hatte er etwas gespürt, etwas, das sich nur schwer in Worte fassen ließ und das ihn gleichzeitig euphorisiert und verstört hatte. Nun spürte er nichts außer der rauen, harten Oberfläche einer billigen Attrappe. Das Zepter war kein Zellaktivator, sondern nichts weiter als eine primitive Nachbildung!
Mit der Erkenntnis verwandelte sich die Enttäuschung des Arkoniden in maßlose Wut.
Hatte ihn Quetain Oktor etwa betrogen? Hatte dieser erbärmliche Kriecher ihm ein falsches Zepter geschickt und den Zellaktivator für sich selbst behalten? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
»Nimm Kontakt mit unserem Verband im Trebola-System auf!«, sagte die Hand des Regenten mühsam beherrscht. »Ich will, dass Quetain Oktor verhaftet und auf dem schnellsten Weg zu mir gebracht wird.«
»Wie Sie wünschen, Edler«, beeilte sich Stiqs Bahroff zu versichern. »Darf ich fragen ...?«
»Weiterhin wirst du veranlassen, dass innerhalb der nächsten Stunde ein Transportschiff bereitsteht«, unterbrach Sergh da Teffron seinen Assistenten. »Das Flugziel werde ich dem Kommandanten persönlich mitteilen.«
»Möchten Sie, dass ich Sie begleite, Herr?«, fragte Bahroff.
»Nein. Du bleibst hier! Ich werde mich in regelmäßigen Abständen bei dir melden.«
»Verstanden«, bestätigte Stiqs Bahroff. »War das alles, Edler?«
Sergh da Teffron atmete mehrmals tief ein und wieder aus.
Sein Assistent wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Er wusste seinen Herrn zu lesen, und der stand kurz vor einer Explosion.
»Ich will Quetain Oktor lebend«, stieß die Hand des Regenten schließlich hervor. »Sorg dafür, dass das jeder einzelne Arkonide im Trebola-System weiß!«
Mit einer raschen Bewegung hob der Arkonide seine Rechte, die nach wie vor das Gipsei umklammerte. Dann sauste sie auch schon wieder hinab. Das Zepter krachte auf die Platte des Arbeitstischs und zerbarst in Hunderte winziger Splitter.
3.
»Wir müssen einen kompletten Neustart einleiten. Löschen Sie den positronischen Kern, und zwingen Sie den Rechner damit, sich neu zu konfigurieren!«
Atlan klammerte sich an einem Steuerpult fest. Die Neigung der HIS-KEM-IR betrug bereits mehrere Grad. Auf dem Hauptbildschirm verfolgte Perry Rhodan eine mächtige Protuberanz, die sich vor dem Netzschiff aufwölbte und wieder in sich zusammenfiel. Auf makabre Weise hätte man meinen können, dass der Rote Riese nach dem Raumer griff, um ihn endgültig in seine heißen Arme zu ziehen.
»Das würde mehrere Stunden dauern«, protestierte Je-Ron-Tia. »So viel Zeit haben wir nicht.«
»Halten Sie den Mund, und tun Sie, was ich Ihnen sage!« Atlans Stimme klang angesichts der prekären Lage gespenstisch ruhig. »Bevor Sie den Rechner wieder hochfahren, aktivieren Sie das Notstartprogramm! Dadurch setzen Sie die Sicherheitsroutinen außer
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