PR NEO 0044 – Countdown für Siron
Ozean aus Grau und Schwarz zu erkennen.
Der klein gewachsene Mann wandte den Kopf und folgte mit den Augen der breiten Umrandung einer der Archen, die in scheinbar wahlloser Folge in die verzweigte Struktur des Geflechts eingeklinkt waren. Hinter dem transparenten Material der Kuppel erkannte er dichte Vegetation, Pflanzen, die es einst auch auf Artekh 17 gegeben hatte. Dann jedoch war das Imperium auf das System aufmerksam geworden.
Die Hand des Regenten hatte die Geschichten gelesen, die sich um den Planeten rankten. Nostalgische Ammenmärchen um eine Imperatorentochter namens Crysalgira da Quertamagin und ihren blühenden Garten. Damals, vor vielen Jahrtausenden, war das Große Imperium noch ein anderes gewesen. Der Krieg gegen die Methans hatte das geändert. Die Notwendigkeit, sich gegen einen übermächtigen und ebenso grausamen wie skrupellosen Feind stemmen zu müssen, hatte die Arkoniden geprägt und ihre Kultur nachhaltig beeinflusst.
Sergh da Teffron gehörte zu denen, die diese Entwicklung begrüßten und sie als etwas begriffen, was der Seele seines Volkes gutgetan hatte. Große historische Leistungen erforderten von jeher Opferbereitschaft und den Willen, über sich selbst hinauszuwachsen. Es war nicht zuletzt diese Überzeugung gewesen, die ihn die schweren Jahre auf Naat hatte erdulden lassen. Er hatte beharrlich auf seine Chance gewartet, und als sie schließlich kam, schwor er sich, alles zu tun, um nie mehr in den Schlamm der Bedeutungslosigkeit zurücksinken zu müssen.
Er wusste nicht, wie lange er so vor dem Panoramafenster seines Arbeitsraums gestanden hatte, doch als die ersten Sonnenstrahlen über die sanfte Wölbung der Planetenscheibe krochen und das Meer in einen silbern schimmernden Spiegel verwandelten, waren der Zorn und die Selbstzweifel der letzten Wochen für ein paar wertvolle Momente wie weggewischt. Ein neuer Tag mit all seinen Möglichkeiten und Herausforderungen lag vor ihm – und es gab wahrlich viel zu tun.
Versonnen beobachtete die Hand des Regenten einen der wuchtigen Truppentransporter, die das Artekh-System seit Wochen in ununterbrochener Folge anflogen, ihre Fracht löschten und nach kurzer Inspektion in einer der fliegenden Werften wieder aufbrachen. Die Schiffe brachten hauptsächlich Rekruten. Artekh 17 war einer der wichtigsten militärischen Stützpunkte des Imperiums. Nicht zuletzt deshalb hatte Sergh da Teffron hier auch sein Hauptquartier errichtet. Selbst wenn er nicht alle Pläne des Regenten im Detail kannte, so wusste er doch, dass sich große Dinge ankündigten.
Seiner Meinung nach war ein Krieg genau das, was das Große Imperium derzeit brauchte. Die Jahrtausende der nahezu unkontrollierten Expansion hatten aus dem arkonidischen Reich einen Flickenteppich gemacht, und eine endlose Reihe von Imperatoren war nicht in der Lage gewesen, diesen Zustand zu ändern. Zahlreiche Kolonien und Protektorate zweifelten bereits die imperialen Hoheitsrechte an und lehnten sich mehr oder weniger offen gegen die Vorherrschaft der Arkoniden auf. Der Regent war der erste Herrscher seit Langem, der diese Erosion der Staatsgewalt nicht länger zu dulden gedachte.
Für Sergh da Teffron war der Krieg nichts weiter als ein Naturgesetz. Wo immer sich intelligentes Leben organisierte und zu einer Gemeinschaft wurde, erwuchsen Konflikte, die früher oder später zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führten. Nur auf diese Weise konnte sich das Starke vom Schwachen trennen. Nur auf diese Weise entstand so etwas wie Fortschritt und damit die Basis für das Überleben der eigenen Art.
Der Transporter dockte an einen der Zubringer des Orbitalgeflechts an. Energetische Tunnel wurden direkt über die Schleusenöffnungen projiziert, und schon Sekunden später wechselten die Soldaten im Laufschritt auf das Geflecht über. Sie würden nicht lange bleiben. Sobald die Neuankömmlinge registriert waren, würden sie einer Einheit zugeteilt und an ihren zukünftigen Einsatzort – in den meisten Fällen ein imperiales Schlachtschiff – gebracht werden.
Sergh da Teffron fuhr sich zufrieden mit der Rechten über den kahlen Schädel. Die Vorbereitungen liefen nach Plan. Nach den diversen Rückschlägen der jüngeren Vergangenheit war das zur Abwechslung eine gute Nachricht – und der Regent hatte während des letzten Kontakts unmissverständlich klargestellt, dass er in Zukunft nur noch gute Nachrichten erwartete.
Im Hinblick auf seine eigene Position innerhalb der komplexen imperialen
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