PR NEO 0044 – Countdown für Siron
gewissen Angech Anatarawan in die AR'KELESS eingedrungen. Das Ziel der Gruppe war die Suche nach der Zentrale des Raumschiffs und nach fortschrittlicher Technologie gewesen. Die meisten Freidenker waren von der durchaus berechtigten Sorge getrieben, dass Siron über kurz oder lang einen Krieg globalen Ausmaßes erleben würde. Das wollten sie unter allen Umständen verhindern.
Dann jedoch war alles schiefgelaufen und das einzige weibliche Mitglied der Gruppe ums Leben gekommen. Kurz darauf hatte das Heiligtum verkündet, sich selbst sprengen zu wollen, und Stynn hatte das Angebot Angechs angenommen und war aus dem Wrack geflohen. Auf dem Rückweg durch das Schiff war er schließlich auf einen Lagerraum gestoßen und hatte dort die Konzentrate entdeckt. Ihr Verkauf, so seine stille Hoffnung, würde ihm genug Geld einbringen, um aus Keless fliehen zu können.
»Noch ist es nicht zu spät«, schloss er seinen Vortrag. »Sie haben doch sicher ein Transportmittel, oder? Wir könnten uns zusammentun.«
»Was ist mit Ihren Freunden?«, fragte Rhodan scharf. »Und mit den Zehntausenden, die sterben werden, sollte das Heiligtum tatsächlich explodieren? Warum haben Sie sich nicht an die Behörden gewandt? Man könnte den gefährdeten Bereich noch immer evakuieren.«
Der Sironer stieß ein hysterisches Lachen aus. Dann bedachte er Rhodan mit einem Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass er ihn für nicht ganz zurechnungsfähig hielt.
»Bei allen Sandgeistern: Von welchem Planeten stammen Sie denn?«
Für eine Sekunde glaubte Rhodan, sein Gegenüber hätte ihn durchschaut; dann begriff er, dass Stynn Jariharatan seine Frage ironisch gemeint hatte.
»Man hätte mich auf der Stelle eingesperrt oder zumindest tagelang verhört«, fuhr der Sironer fort. »Haben Sie denn die Nachrichten nicht gesehen? Man hat den Funkspruch des Wracks natürlich aufgefangen. Seitdem sind sämtliche Sicherheitskräfte der Stadt auf der Jagd nach den angeblichen Ketzern, die die Würde des Heiligtums beschmutzt und sich diesen zutiefst verachtenswerten Scherz erlaubt haben.«
Rhodan schwieg betroffen. Damit hatte er nicht gerechnet, aber bei genauerer Betrachtung wohnte all dem eine absurde Logik inne. Das Wrack existierte seit Anbeginn der sironischen Zivilisation. Es war ein elementarer Bestandteil des Lebens und Denkens jedes einzelnen Planetenbewohners. Allein der Gedanke, dass es plötzlich aus jahrtausendelangem Schlaf erwachen und sich selbst vernichten könnte, erschien völlig utopisch.
»Ich bin ein erbärmlicher Schwächling«, sagte Stynn Jariharatan. »Ein Angsthase und ein egoistischer Verräter, der seine Freunde im Stich gelassen hat und nur um seine eigene Sicherheit besorgt ist. Denken Sie, ich weiß das nicht? Wenn Sie mich also verhaften wollen, nur zu. Aber das werden Sie nicht tun, nicht wahr? Sie kommen von keiner Behörde. Sie sind keine Polizisten oder Geheimdienstler. Sie wissen, dass der Funkspruch kein missglückter Jungenstreich ist. Und dann dieses ... dieses Ding ...« Er deutete auf Chabalh, der in einer Ecke der winzigen Wohnung hockte und wie üblich beobachtete. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Sie sind ... ich weiß nicht, wer oder was Sie sind ...«
»Ich habe sie gefunden«, rief Crest in diesem Moment. »Ishy, Belinkhar und Iwan sind bereits in der Stadt. Sie werden in ein bis zwei Stunden hier sein.«
Rhodan und Atlan sahen sich an. Der Arkonide nickte bedächtig. Er dachte vermutlich dasselbe wie Rhodan. Sie konnten nicht länger warten.
»Ich werde Ihnen jetzt eine Geschichte erzählen, Stynn«, wandte sich Rhodan wieder an den Sironer. »Sie wird Ihnen wie ein Märchen vorkommen, aber ich schwöre Ihnen, dass jedes Wort wahr ist.«
Und dann legte er das Weltbild von Stynn Jariharatan in Schutt und Asche.
Knapp zwei Stunden später trafen Ishy Matsu, Belinkhar und Iwan Goratschin ein. Sie hatten sich in Gowaltskat, so der Name der kleinen Stadt, die sie nach kurzem Fußmarsch erreicht hatten, einem weiteren Pilgerzug angeschlossen und waren sogar früher als Rhodans Gruppe in Keless eingetroffen. Nach einem kurzem Erfahrungsaustausch nahm Rhodan Matsu beiseite und erklärte ihr, was er von ihr erwartete.
Stynn Jariharatan verfolgte das Geschehen mit einer anrührenden Mischung aus Ratlosigkeit und Erschütterung. Rhodan erinnerte sich nur zu gut an seine eigenen Gefühle, die ihn nach der Entdeckung des notgelandeten Arkonidenkreuzers auf dem irdischen Mond überwältigt hatten. Es
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