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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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mussten wir später einige von ihnen zusätzlich um Hilfe bitten. Zunächst hoffte ich, dass Balishen uns etwas über die Taa berichten konnte.
    Zu dritt gingen wir zur Seite, weit genug weg von den Resten des Lagerfeuers, dass niemand uns mehr hörte. Aber auch so weit, dass die Eiseskälte der Nacht unter unsere Kleider kroch.
    »Ich sehe es euch an«, sagte der junge Iprasanomade. »Es geht nicht nur darum, dass ihr mich nicht begleiten wollt.«
    »Wir wollen durchaus«, erwiderte ich. »Aber wir können nicht.«
    Balishen verschränkte die Arme vor der Brust. Ich hatte diese Geste oft bei den Menschen der Erde gesehen, wenn sie eine abweisende Haltung annahmen; in seinem Fall war es wohl nur der zunehmenden Kälte geschuldet. »Wenn ihr mir etwas erzählen wollt, dann bitte. Tut euch keinen Zwang an.«
    »Unsere Begleiterin wurde entführt.«
    »Was? Wer sollte ... hier in der Oase ...« Balishen geriet ins Stottern.
    »Wir sind so gut wie sicher, dass es ein Taa war. Oder mehrere. Jemand von euren Leuten hat zu mir gesagt, die Taa kommen nicht zur Oase. Offenbar ist das ein Irrtum.«
    »Wer hat das behauptet?«
    »Oradia«, sagte ich. »Die junge Nomadin, die uns mit ihrer schweigsamen Freundin empfangen hat. Aber das spielt keine Rolle.«
    Balishen zog das obere Ende seines Gewands enger um den Hinterkopf. »Oradias Worte entsprechen der Wahrheit. Eigentlich.«
    »Aber?«, fragte Goratschin.
    »Aber es kommen immer mal wieder einige Taa in die Nähe. Ganz selten reden sie mit uns. Es gibt kaum etwas, das unsere beide Arten interessiert und uns deshalb verbindet.«
    »Warum habt ihr uns nicht gewarnt?«, herrschte Iwan den Karawanenführer an.
    »Wieso hätten wir das tun sollen? Die Taa sind nicht gefährlich. Ich habe noch nie gehört, dass einer von ihnen einen Arkoniden angegriffen hat. Vielleicht täuscht ihr euch?«
    »Ein Taa war in unserer Wohnhöhle, das steht fest.«
    »Das kann ich mir nicht erklären.«
    Iwan stieß einen unterdrückten Schrei aus. »Wir stehen hier und reden, während unsere Freundin von diesen Biestern vielleicht gerade getötet wird! Wir müssen etwas tun.« Er starrte mir genau in die Augen. »Ich werde diesen Taa einheizen! Ich kann nur hoffen, dass ich meine Gabe nicht verloren habe. Wie dumm war ich, dass ich sie loswerden wollte.«
    »Du siehst es als eine Gabe an, mit Waffen umzugehen?«, fragte Balishen. »Denn das hast du doch vor? Das ist doch die Bedeutung dieses Wortes, das du benutzt hast – anheizen?«
    »Einheizen«, korrigierte ich. Und obwohl ich wusste, dass Iwan eigentlich von seiner Paragabe gesprochen hatte, widersprach ich nicht. Es gab keinen Grund, dem Karawanenführer gegenüber zu offenbaren, dass Iwan ein Mutant war. Zumal Balishen wohl nicht verstanden hätte, was eine Zündergabe war – zweifellos hatte er noch nie von etwas Vergleichbarem gehört, geschweige denn, es gesehen. Paragaben hatten sich nur unter den Menschen entwickelt und auch bei ihnen erst in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Weshalb, war mir ebenso ein Rätsel wie ihnen selbst.
    »Sie hausen in diesen Steinpyramiden, oder?«, fragte Goratschin. »Werden sie Ishy dorthin bringen?«
    »In ihren gigantischen Pyramiden spielt sich das Zentrum ihres Lebens ab«, antwortete Balishen. »Es wäre also möglich. Aber wie ich dir schon gesagt habe, ich wüsste nicht, dass die Taa jemals zuvor einen von uns entführt hätten. Darum kann dir niemand sagen, was sie mit eurer Begleiterin tun werden. Wir haben keine Erfahrungswerte.«
    »Ich werde es herausfinden!« Iwan Goratschin packte mich am Arm. »Wir gehen zu diesen Pyramiden, und wir zwingen die Taa, Ishy wieder herauszugeben. Ich zwinge sie dazu!«
    »Wir müssen die Ruhe bewahren«, versuchte ich ihn zu besänftigen. »Nachdenken. Nicht einfach blind drauflosschlagen.«
    »Und das sagst gerade du? Wer gibt dir das Recht dazu?«
    Die Worte trafen mich wie ein Faustschlag. Und der Kommentar meines Gedankenbruders, dass eigentlich niemand Iwan widersprechen konnte, machte es nicht besser. Natürlich verstand ich, worauf er anspielte. Es war erst eineinhalb Monate her, dass ich in der Unterwelt von Artekh 17 den Regenten erschossen hatte, aus Wut darüber, dass er Crysalgiras Leichnam zerstrahlt hatte; oder zumindest den Mann, den ich für den Regenten gehalten hatte. Es musste sich um einen Doppelgänger gehandelt haben. Aber wie auch immer – ich hatte eben gerade nicht die Ruhe bewahrt, hatte nicht nachgedacht, sondern blind

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