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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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sollte.
    »Lass uns nach weiteren Spuren suchen«, forderte ich. Als wir die Höhle untersuchten, wurde uns rasch klar, dass Ishy sich nicht kampflos ergeben hatte. Das hätte auch nicht zu ihr gepasst, es sei denn, sie wäre im Tiefschlaf überrascht worden.
    Die Kampfspuren waren unübersehbar, wenn man erst einmal Ausschau danach hielt – die Blätter lagen zerwühlt auf dem Boden, teils auf einen Haufen geschoben; die Decken bildeten einen unordentlichen Knäuel, als wäre jemand darauf herumgetrampelt; eine war sogar zerrissen.
    Die wichtigste Spur entdeckte ich an der Wand. Auf den ersten Blick sah es aus, als habe dort jemand etwas braune Farbe verstrichen. Ich ging näher, strich mit dem Finger darüber. Das Braun löste sich, rieselte als Pulver zu Boden. Darunter kam eine mattgrüne, schmierige Flüssigkeit zum Vorschein.
    »Was in aller Welt ist das?«, fragte Iwan.
    »Das ist wohl die entscheidende Frage.«
    Nicht, wenn du nachdenkst, alter Narr, meldete sich mein Gedankenbruder zu Wort. Denn wenn du das tun würdest, wäre es die entscheidende Antwort!
    Also dachte ich nach, und es bedurfte keines weiteren Hinweises. »Ishy hat sich gewehrt«, sagte ich. »Und den Angreifer gegen diese Wand gestoßen. Dabei hat er eine Wunde davongetragen und ... das hier zurückgelassen.« Ich deutete auf das schmierige Etwas.
    »Und was ist das deiner Meinung nach?«, fragte Goratschin.
    »Blut«, sagte ich. »Zähes, dickflüssiges Blut ... und abgeriebene Reste eines an einer Stelle geborstenen Chitinpanzers.«
    »Chitinpanzer?« Nun wies der Lichtstrahl der Lampe direkt nach unten. Iwan ließ die Arme hängen. Er sah aus, als habe ihn jemand mit einem Eimer eiskalten Wasser übergossen.
    »Ein oder mehrere Taa haben Ishy überfallen und mitgenommen.« Ich fühlte mich alles andere als wohl bei diesem Gedanken.
    Iwan ballte die Hände. Er sah aus, als würde er gerne noch in dieser Sekunde einen Rachefeldzug bei den Taa starten und ihre Pyramiden stürmen. Ich verstand ihn gut. Die Liebe zwischen ihm und der Japanerin war auf dem langen Weg nach Arkon noch weiter gewachsen. Er würde alles tun, um sie zu retten. »Was weißt du über sie?«, fragte er mich.
    »Sie sind die insektoiden Ureinwohner dieses Planeten. Sie sind ameisenartig. Sie leben kollektiv zusammen, wie das für die meisten Ameisenvölker zutrifft, seien sie nun intelligent oder rein tierischer Natur. Und das war auch schon so gut wie alles, was ich über sie weiß.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Wieso?«
    »Das ist nicht mehr, als mir ebenfalls bekannt ist!«
    »Das wird sich bald ändern.« Ich ging die wenigen Schritte zur Treppe. »Wir brauchen Hilfe.«
    »Wen willst du fragen?«
    »So groß ist die Auswahl nicht. Ich schlage Balishen vor.«
    »Den jungen Karawanenführer?«
    »Ich vertraue ihm.«
    »Wieso?«
    Eine gute Frage, kommentierte der Extrasinn. »Ich gebe dir zwei mögliche Antworten«, sagte ich zu Goratschin und gleichzeitig zu meinem Gedankenbruder. »Erstens – mein Gefühl sagt mir, dass wir ihm vertrauen sollten. Zweitens – uns bleibt keine andere Wahl.«
    »Und wenn mir beide Antworten nicht gefallen?«
    Ich lächelte. »Pech.«
    Fragte sich nur, für wen.
     
    Sosehr Ishys Entführung all unsere Pläne auf den Kopf stellte, waren doch nur wenige Minuten vergangen, seit wir das Lagerfeuer verlassen hatten. Die meisten Nomaden saßen noch um die langsam erlöschenden Flammen. Als sie sahen, dass wir zurückkamen, begrüßten sie uns wie Freunde.
    »Wenn du nach mehr Wein suchst«, sagte Srinkada, »muss ich dich enttäuschen. Aber es wird eine andere Nacht geben.«
    »So wie du es sagst, klingt es verheißungsvoll!«, rief der Nomade neben ihr.
    Sie lachte rau. »Aber nicht für dich!«
    Weil wir nicht auf die scherzhaften Bemerkungen eingingen, merkten die Nomaden wohl, dass etwas nicht in Ordnung war. Mit einem Mal wurde auch Srinkada ernst; niemand hätte ahnen können, wie sehr sie in den letzten Stunden dem Wein zugesprochen hatte. »Was ist passiert?«
    »Nichts«, log ich, und mir war klar, dass keiner mir Glauben schenkte. »Ich möchte mit Balishen sprechen.«
    Der junge, dünne Karawanenführer stand auf und rieb sich das Kreuz; er hatte lange auf einer nicht allzu bequemen Luftwurzel gesessen. »Es geht um morgen, richtig? Ihr werdet doch nicht meine Karawane begleiten?«
    »So ist es«, sagte Iwan. »Deshalb müssen wir mit dir sprechen. Allein.«
    Das mochte die anderen fürs Erste zufriedenstellen. Vielleicht

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