PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium
sieht? Und wie sieht es für seine Umwelt aus? Wird der Zeitreisende im Jahr 2004 sich einfach in Nichts auflösen und 2010 plötzlich aus dem Nichts entstehen? Und überhaupt: Kommt ein Sprung in eine andere Zeit dort nicht einer Art von Materieentstehung aus dem Nichts gleich, einem unphysikalischen Wunder?
• Und wie kehrt der Zeitreisende zurück ins Jahr 2004? Wieder durch einen Sprung? Oder erlebt er die Reise im temporalen Rückwärtsgang wie ein zeitverkehrter Film?
• Was ist, wenn er vom Rückflug aus 2010 noch einen Abstecher ins Jahr 2001 macht und sich eine Woche lang umschaut? Existiert er dann zwei- oder gar dreimal - einmal vor der Reise, dann jetzt nach der Reise und vielleicht noch während seiner Reise zurück in diese Vergangenheit?
• Was geschieht, wenn eine Zeitmaschine in eine andere Zeit hüpft: Hinterlässt sie am Ausgangsort ein perfektes Vakuum? Und verdrängt sie die Materie am Zielzeitort? Könnte sie nicht auch im Inneren einer Mauer oder eines Berges rematerialisieren?
• Wie gelangt man überhaupt an den richtigen Ort, ohne zum Beispiel im Vakuum zu stranden? (Wie es dem ersten Zeitreisenden in einer Kurzgeschichte von Kurt Mahr erging - mit entsprechend ungesunden Folgen.) Diese Frage ist ganz und gar nicht abwegig. Denn die Erde bewegt sich mit 31 Kilometer pro Sekunde um die Sonne, die Sonne kreist mit über 200 Kilometer pro Sekunde um das Galaktische Zentrum, die Milchstraße rast mit 600 Kilometer pro Sekunde auf einen fernen Galaxien-Superhaufen zu und so weiter.
• Beeinflusst eine Zeitmaschine bei der Reise durch die Zeit ihre Umgebung, beispielsweise durch ihre Gravitation? Ist die geheimnisvolle Dunkle Materie im Universum womöglich ein Effekt eines regen Zeitreiseverkehrs im Galaktischen Club der SuperZivilisationen?
• Können Zeitmaschinen miteinander kollidieren?
• Was geschieht an den Grenzen der Zeitmaschine? Gibt es eine scharfe Trennlinie? Könnte man seine Hand aus dem Fenster strecken und sehen, wie sie >draußen in der Zeit< altert und verfault?
• Was ist, wenn man eine Zeitmaschine in eine größere Zeitmaschine steckt: Addieren sich die >Geschwindig-keiten Bleibt die kleinere Maschine in der Gegen-wart, wenn sie gleich schnell in die Gegenzeit der größeren reist? Wie lässt sich eine Zeitreise überhaupt quantifizieren: Raumreisen haben die Einheit Meter pro Sekunde, aber Zeitreisen. Sekunden pro Sekunde.? Was eine dimensionslose Einheit wäre.
Zeitparadoxien
Doch es wird noch viel dramatischer: Die Möglichkeit von Zeitreisen scheint unserem Naturverständnis und der Logik vollkommen zu widersprechen. Denn Selbst-bezüglichkeiten zwischen Zukunft und Vergangenheit führen zu Schwindel erregenden Paradoxien.
• Die erste Art von Problemen werden als KonsistenzParadoxien bezeichnet.
Angenommen, der erste Konstrukteur einer Zeitmaschine hat zu viele Bücher von Sigmund Freud gelesen und daraufhin einen ausgeprägten ÖdipusKomplex entwickelt: Plötzlich verspürt er einen unerklärlichen Hass auf seinen Vater. Er reist dank seiner Erfindung sechzig Jahre in die Vergangenheit und ermordet den Vater, als dieser noch ein kleiner Junge war. Deshalb wird der Vater nie die Mutter des Zeitreisenden schwängern können. Folglich wird der Zeitreisende nie geboren werden. Daher kann er aber auch niemals die Zeitmaschine bauen und mit ihr in die Vergangenheit reisen. Also bleibt der Vater am Leben und freut sich dessen später mit seiner Frau, sodass sie schließlich den Zeitreisenden doch gebären wird und dieser voll Hass in seine Maschine steigt.
Ähnlich prekär wäre es, sich selbst in der Vergangenheit zu besuchen und aus dem Weg zu schaffen (Autoinfantizid-Paradoxon). Oder wenn er irgendeinen anderen direkten Vorfahren töten würde
- in der Fachliteratur muss meistens der arme Groß-vater dran glauben, weshalb das KonsistenzParadoxon auch unter der Bezeichnung >Großvater-Paradoxon< diskutiert wird. Aber schon eine >harm-lose< Selbstbegegnung, etwa in Form eines Gesprächs mit seinem alter ego, wirft Schwindel erregende Fragen auf. Und das so genannte ZeitmaschinenParadoxon ist ebenfalls nur eine Spielart des Konsistenz-Paradoxons: Angenommen, Daniel Düsentrieb hat im Januar 2010 in seinem Keller eine funktionierende Zeitmaschine gebaut. Er zögert noch eine Weile und reist dann im April 2010 ins Jahr 20.001. Er findet eine öde Welt vor wie in den fürchterlichsten Seifenopern, die er in seiner Jugend sah. Frustriert kehrt er in den
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