PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium
Februar 2010 zurück und zerstört beide Zeitmaschinen - die im Keller und die, mit der er zurückkam. Doch dann kann er nicht ins Jahr 20.001 reisen und wieder zurück und die Zeitmaschinen zerstören und also doch aufbrechen und.
• Die zweite Art von Problemen heißen >Bootstrap-Paradoxien< - nach der Redewendung >sich an den eigenen Schuhriemen herauszuholen< (man denke nur an den Lügenbaron Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog).
Auf ein solches Paradoxon hat der Philosoph Michael Dummett von der Universität Oxford hingewiesen: Angenommen ein zukünftiger Kunstkritiker reist zu einem Maler in die Vergangenheit, der zwar in der Zeit des Kritikers höchste Wertschätzung genießt, sich aber als völlig unbegabt herausstellt. Doch dann entwendet der Maler dem Kritiker einen Katalog, den dieser im Gepäck hatte. Der Kritiker kehrt enttäuscht in seine Zeit zurück. Der unbegabte Künstler malt jedoch die Vorlagen peinlichst genau ab. Somit sind seine Reproduktionen bloß Kopien der Bilder im
Katalog, die aber ihrerseits Kopien der Originale sind. Ein analoges Beispiel stammt von dem Physiker David Deutsch, der ebenfalls in Oxford lehrt: Angenommen, ein Mathematiker erfährt von einem Kollegen aus der Zukunft dessen Beweis eines bestimmten Theorems und veröffentlicht ihn dann in seiner eigenen Zeit, sodass der Kollege aus der Zukunft ihn später in einer alten Fachzeitschrift lesen könnte - wer hat das Theorem dann bewiesen? Diese Paradoxien erinnern an die Kurzgeschichte Find the Sculptor (1946) von Sam Mines. Darin reist ein Wissenschaftler 500 Jahre in die Zukunft und entdeckt ein Standbild von sich selbst, das ihn als ersten Zeitreisenden verehrt. Gerührt nimmt er es als Beweis seiner erfolgreichen Reise in seine eigene Zeit zurück und stellt es an demselben Platz auf, wo er es fand. Wann ist es nun hergestellt worden? Eine weitere Form des Bootstrap-Paradoxons ist das Frühstücks-Paradoxon: Daniel Düsentrieb wacht auf und denkt, wie schön es wäre, jetzt das Frühstück ans Bett gebracht zu bekommen. Um 7.30 Uhr beschließt er, um 9 Uhr aufzustehen, das Frühstück zu bereiten und es sich mit Hilfe seiner Zeitmaschine um 7.35 Uhr zu servieren. Und - schwupps - steht das Frühstück um 7.35 Uhr neben seinem Bett. Wie kam es dazu? Reichte der bewusste Entschluss womöglich schon aus?
Obwohl diese Gedankenspielereien auf den ersten Blick nicht so selbstwidersprüchlich wie das Konsistenz-Paradoxon erscheinen, führen auch sie zu logischen Absurditäten. Denn Wissen kann man eigentlich doch nicht >gratis< bekommen!
Fazit: Mit der Möglichkeit von Zeitreisen droht der logische Strudel von Paradoxien: Eine Wirkung könnte ihre eigene Ursache verhindern (Konsistenz-Paradoxon), und etwas könnte zu seiner eigenen Ursache werden (Bootstrap-Paradoxon). Die beiden Paradoxien-Arten können sogar ineinander übergehen. Zum Beispiel wird das Bootstrap-Paradoxon des betrügerischen Künstlers ein Konsistenz-Paradoxon, wenn dieser den Kritiker daran hindert, mit der Zeitmaschine zurück in die Zukunft zu reisen.
Diese klassischen Paradoxien verdeutlichen sehr drastisch, zu welchen verwirrenden Komplikationen Zeitreisen führen könnten. Ursachen und Wirkungen wären vertauschbar, und die Kausalität - das Fundament der Naturwissenschaft, auf dem doch auch die Zeitmaschinen stünde - müsste womöglich zusammenstürzen.
Zeitparadoxien - Logische Notwehr oder (meta)physische Schadensbegrenzung
Philosophen haben behauptet, das Problem der Zeitreisen könnte durch begriffliche und sprachliche Analysen sowie Logik gelöst werden, also ganz ohne Physik. So argumentierte zum Beispiel Richard Swinburne von der University of Oxford gegen die Existenz jeglicher Reisen in die Vergangenheit: »Wenn ein gegenwärtiger Moment t1 wiederkehrt, dann würde der auf t1 folgende Moment t2 sowohl vor als auch nach t1 sein.« Andererseits könnte das voraussetzen, dass es eine Hyperzeit gibt oder dass t1 zweimal existiert. Doch dies ist nicht ohne weiteres klar - wie überhaupt Zeitreisen Identitätsbedingungen untergraben: Wenn Identität Kontinuität und raumzeitliche Eindeutigkeit voraussetzt, dann ist sie durch Zeitsprünge oder Selbstbegegnungen mit dem früheren Ich untergraben.
Eine andere logische Attacke gegen die Möglichkeit von Zeitreisen haben Stephen Hawking und George Ellis 1973 als eine reductio ad absurdum folgendermaßen formuliert: (1) Ein Zeitreisender existiert schon, bevor er die
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