PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton

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warf den Schuh. Das Warten zerrte fürchterlich an seinen Nerven, und jetzt musste er sich noch mit diesem Raubtier herumschlagen.
    Schikago sträubte den Rücken zu einem Buckel, zischte laut und sprang von der Konsole. Der Schuh prallte dort, wo die Ferrol-Katze gerade noch gesessen hatte, gegen die Wand.
    »Lass das!« Shim Caratech fauchte nicht weniger gefährlich als ihr Haustier und baute sich zwischen ihm und Schikago auf.
    Quart seufzte leise. Das Mädchen war eigentlich recht hübsch. Nein, nicht eigentlich, es war hübsch. Ein rundes, makelloses Gesicht mit vollen Lippen, samtbrauner Teint, den sie kaum nachschminken musste, große, blaue Augen. Sehr schlank, die tolle Figur einer Sportlerin, wenn auch mit einem etwas breiten Rücken. Aber ihr Hintern. Da hätte auch er schwach werden können, wäre sie nicht so verflucht jung gewesen.
    Nun ja, die künstlich auf wild getrimmte Frisur ihrer kurzen blonden Haare musste einem nicht unbedingt gefallen. Aber ich bin auch mal jung gewesen, dachte Quart bei sich, nur um sich im nächsten Augenblick zu fragen: War ich das wirklich mal?
    Er sah sich verstohlen um, ob Pratton Allgame in der Nähe war und seinen Ausbruch mitbekommen hatte. Er war nicht besonders versessen auf einen weiteren Streit mit dem >Phantom von Terrania<. Nicht deshalb, weil er fast immer den Kürzeren dabei zog, sondern weil Prattons nicht vorhandene Streitkultur ihm regelmäßig Magenschmerzen bereitete. Allgame konnte nicht beim Thema bleiben, wich immer wieder auf Nebenschauplätze aus, die es ihm dann ermöglichten, seine spöttischen Bemerkungen abzuschießen und längst vergessene Vorfälle wieder hervorzukramen und mit seiner unerträglichen hämischen Art darauf herumzureiten.
    Nein, Allgame war nicht in der Nähe. Er und Fran Imith hielten sich noch in den Kabinen auf, die die Wissenschaftler ihnen zugewiesen hatten, während Shimmi und er die Einsamkeit in einem Augenblick von so ausschlaggebender Bedeutung wohl so schlecht ertragen konnten, dass sie sogar die Gegenwart des jeweils anderen bevorzugten und sich in den kleinen Aufenthaltsraum begeben hatten, zu dem von allen sechs Kabinen aus Türen führten.
    Quart seufzte und sammelte seinen Schuh wieder ein. »Sie hat mich angegriffen«, stellte er klar. »Sie hockt da und bedroht mich. Es scheint ihr größte Freude zu machen, mich mit gesträubtem Buckel und eindeutigem Zischen in den Wahnsinn zu treiben.«
    Shimmi lachte hell auf. »Sie hat dich angegriffen«, echote sie. »Sie will nur klar stellen, dass sie stets auf der Hut vor deinen hinterhältigen Angriffen ist! Und sie vermisst ihre Jungen!« Ihre sechs Nachkömmlinge, zwei Männchen und vier Weibchen, waren in Errek Mookmhers Traumhabitat zurück geblieben, um dort als >biologische Waffe< gegen die Plage der Trenighe zu dienen. »Würdest du deine Kinder nicht auch vermissen, wenn du welche hättest? Aber du und Kinder.« Shimmi lachte erneut. »Eine absurde Vorstellung!«
    Quart lag eine Erwiderung auf der Zunge, wollte schon aufbrausen, hielt sich dann aber zurück. »Du weißt, dass ich eine Katzenhaarallergie habe«, sagte er statt dessen, als der Stich nicht mehr ganz so wehtat. »Kannst du nicht dafür sorgen, dass sie nicht in meine Nähe kommt?«
    »Eine nicht nachweisbare Allergie!«
    »Die psychisch aber definitiv vorhanden ist.«
    »Homphé.«
    Er seufzte erneut. Er bezweifelte ja gar nicht, dass sie es wirklich versuchte, aber in der Enge ihres Kabinentrakts in der KAPORNE, oder früher sogar in der des Mars-Liners, in den sie sich regelmäßig zurückgezogen hatten, war es nicht zu vermeiden, dass er und das verfluchte Katzenvieh sich gelegentlich über den Weg liefen.
    »Was würdest du sagen.« Er hielt inne. Nein, er würde es ihr nicht verraten. Sie würde es nicht für sich behalten, und er konnte sich genau vorstellen, wie Allgame es ausschlachten würde. Und darauf konnte er verzichten.
    Was würde sie sagen, wenn sie erführe, dass er auch einmal eine Katze gehabt hatte?
    Nun ja, nicht direkt er, eigentlich seine Eltern. Damals hatte er noch keine Allergie gehabt. Und er hatte die Katze, die auf den sinnigen Namen Mausi hörte, innigst geliebt.
    Noch vor kurzem - nun ja, noch vor dieser vermaledeiten Entführung, und bevor ihm dieser Quälgeist von Schikago vor die Nase gesetzt worden war - hatte er Katzen eigentlich gemocht. Er hatte
    den Kontakt mit ihnen gemieden, aber sie zumindest nicht gehasst.
    Eine Katze, das war etwas ganz Besonderes, das