PR Plophos 01 - Feinde der Menschheit
und schüttelte energisch dem Kopf. »Der Mann kennt einen Polizeisergeanten. Der Sergeant ist schon seit zwanzig Jahren im Dienst und wird zu wichtigen Angelegenheiten oft hinzugezogen. Er gehört zu dem Wachtrupp, der den Transport leitet.«
»Und wie kommt er dazu, das deinem Gewährsmann zu erzählen?«
Kato meinte lächelnd: »Er hat eine heimliche, kleine Liebe, die mein Mann auszunutzen versteht. Fürs Geld nämlich. Er war sein ganzes Leben lang schlau genug, seine Bestechlichkeit gut zu verbergen. Wahrscheinlich liegt das daran, daß er nie in wirklich große Fälle verwickelt war und immer nur bescheidene Summen nahm. In diesem Fall zum Beispiel genügten hundert Solar.«
Art nickte anerkennend. »Iko wird also zu einer Außenstelle gebracht«, nahm er den Faden wieder auf. »Zu welcher?«
Kato beschrieb die Lage der Dienststelle. Schon nach den ersten zwei Sätzen wußte Art, daß es sich um die gleiche handelte, die Felip Ardez und Peder Felje im Verhör als das Archiv des Geheimdienstes bezeichnet hatten. Sein erster Gedanke war, jemand hätte ihnen eine Falle gestellt. Dann jedoch kam ihm zu Bewußtsein, daß weder Iratio Hondro, noch sonst irgend jemand von den Auskünften wissen konnte, die Felip und Peder während des Verhörs gegeben hatten. Nicht einmal Kato wußte davon, und Iko hatte die Aufzeichnungen so flüchtig zu sehen bekommen, daß sie keine Hinweise geben konnte, selbst wenn sie in die Zange genommen wurde.
Die Möglichkeit, daß der Geheimdienst von seinen Plänen wußte, schied also aus. Damit wurde auch die Befürchtung gegenstandslos, man hatte eine Falle aufgebaut.
»Schön«, sagte Kato. »Vielleicht erklärst du mir endlich, wie es jetzt weitergeht. Ich nehme an, ich spiele eine Rolle in deinen Plänen. Also habe ich...«
Er hatte voller Verbitterung gesprochen und schwieg abrupt, als Art ihn ansah.
»Was gibt's?« fragte Art sanft. »Nervös?«
»Ach, hör auf«, knurrte Kato. »Du lavierst uns in eine Lage, in der uns über kurz oder lang jemand todsicher das Genick brechen wird, und wir erfahren nicht einmal, was eigentlich vorgeht.«
Art nickte ihm zu. »Schlauer Junge. Weißt du, wieviel Vorsprung du vor Gouthys Spitzeln hattest?«
Kato winkte lässig ab. »Ein paar Minuten, warum?«
»Gesetzt den Fall, du hättest zuvor schon alles gewußt. Gesetzt weiterhin den Fall, ich hätte dich nicht rechtzeitig warnen können und sie hätten dich geschnappt - was dann? Ihnen macht es nichts aus, wenn du nach dem Verhör ein geistiger Krüppel bist. Hauptsache, sie wissen, was sie wissen wollen. Na?«
»Schon gut!« meinte Kato. »Vergiß es wieder. Tut mir leid, daß mir die Nerven durchgingen. Aber wer bleibt schließlich kalt, wenn das Ende auf einen zukommt. Du glaubst doch selbst nicht daran, daß sie uns rechtzeitig von hier wegholen, oder?«
Er sah Art erwartungsvoll an. Der Gedanke schoß Art durch den Kopf, er könnte jetzt lügen und Katos Kampfmoral dadurch ein wenig heben. Aber er schob ihn rasch wieder beiseite. Er hob sein leeres Glas auf und drehte es ein wenig in den Fingern, um die Sekunde der Verlegenheit zu überbrücken. Dann sagte er: »Nein. Ich glaube nicht daran.«
Kato machte »Mhm« und ließ den Kopf vornübersinken.
»Du hast deinem Mann das Gedächtnis gelöscht, nicht wahr?« fragte Art, einer plötzlichen Eingebung folgend.
Kato nickte stumm.
»Mit welcher Methode?«
»Hypnomechanische Erosion. Wie immer. Dauert lange, hinterläßt aber nicht die geringste Schädigung.«
Und ist noch tagelang danach auf dem einfachsten Encephalogramm zu erkennen, dachte Art, sprach es aber nicht aus.
»Wir werden Iko herausholen«, erklärte er ohne Übergang. »Nicht, weil das zu unserem Plan gehört, sondern weil wir sowieso dorthin wollen, wo Iko hingeschafft wird. Heute nacht, sagst du?«
Kato nickte ein zweites Mal.
»Keine genauere Zeitangabe?«
»Zwischen Mitternacht und zwei Uhr«, sagte der Mann.
»Schön. Ich habe den Plan noch nicht fertig. Wir treffen uns heute nachmittag um sechzehn Uhr in der Empfangshalle des Busbahnhofs. Klar?«
»Ja«, sagte Kato und stand auf.
Art beobachtete ihn, während er hinausging. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit scheinbar wieder dem leeren Glas zu, das vor ihm auf dem Tisch stand.
Sie hatten nicht gewußt, daß das Archiv sein Ziel war - aber sie hatten ihm trotzdem eine Falle gestellt.
Er konnte die Sache anpacken, von welcher Seite er auch immer wollte. Das Ergebnis blieb das gleiche. Die
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