PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
Temporalschwankungen. Die Überführung von Millionen Lebewesen ins Druuf-Universum war sicherlich nicht für diese Änderung binnen weniger Jahre ausschlaggebend.«
»Das Phänomen ist bis heute nicht ausreichend erklärt«, sagte Velines. »Tatsache ist, dass die ersten Einwanderer, die von Kopernikus kamen, vor mehr als zweitausend Jahren im Roten Universum gelandet sind. Auf der Erde hingegen sind seitdem erst sechs Monate vergangen. Das Pendel hat also in die andere Richtung ausgeschlagen.«
»Und das ist nach wie vor so?«
»Du hast Terra vor etwas mehr als drei Tagen verlassen. Wenn du jetzt zurückkehrtest, hättest du nur ein paar Minuten deiner Eigenzeit verloren.«
Rhodan atmete erleichtert auf. Er hatte sich diese Dinge bereits nach dem Holo-Bericht Sarkister Liebchens in der Fossilen Stadt zusammengereimt. Er war heilfroh, dass sich seine Spekulationen bewahrheiteten. Seine Abwesenheit von Terra würde keinerlei Konsequenzen zeitigen – sofern er nicht beschloss, die nächsten tausend Jahre hier zu verbringen.
Velines lächelte breit. Er strahlte Kompetenz, Ruhe und Zuversicht aus. »Ich hoffe, du bist beruhigt. Wir haben dir ohnehin sehr viel zugemutet. Ich weiß, dass die Umstände deiner Reise durch das Zeitfenster nicht angenehm waren. Ich möchte mich für alle Unannehmlichkeiten entschuldigen. Die Grenze zum Einstein-Universum ist noch sehr schwer zu überwinden, aber wir arbeiten mit Hochdruck an Verbesserungen.«
»Meinst du mit den Unannehmlichkeiten auch den Auftritt der Anjumisten?« Rhodan sagte es in aufreizend ruhigem Tonfall.
»Auch dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich hoffe, dass dieser unangenehme Zwischenfall unsere Beziehung nicht trüben wird.« Velines reagierte auf den Vorwurf mit gesenktem Kopf. Mit den Fingern seiner rechten Hand, die erstaunlich kräftig wirkten, trommelte er einen kurzen Rhythmus auf die Tischplatte, bevor er wieder aufblickte.
»Diese politischen Wirrköpfe besitzen meiner Meinung nach die Weitsicht von Kellerasseln, und sie gehen den Weg größtmöglichen Widerstandes. Wenn ich sie bloß an den Verhandlungstisch bekäme, um mit ihnen Meinungsunterschiede aus dem Weg zu räumen! Denn das Rote Imperium, das versichere ich dir, ist ein Hort innerer Ruhe und der Zufriedenheit. Bei deinem Stadtbummel mit Farashuu hast du garantiert bemerkt, wie friedlich es in Leyden City zugeht.«
»Ja, das habe ich. Allerdings frage ich mich, warum ein Staat, in dem angeblich Milch und Honig fließen, Kindersoldatinnen wie Farashuu benötigt. Ich habe das Mädchen kämpfen gesehen, und ich weiß, wozu es fähig ist. Abgesehen davon, dass es im terranischen Kulturkreis absolut verpönt ist, Jugendliche als Soldaten auszubilden. Da fehlt mir, ehrlich gesagt, das Verständnis dafür…«
Velines streckte abwehrend die Hände aus. »Es gibt historische Gründe für die Existenz von Farashuu und ihren Freundinnen. Ich möchte dir gern einen Überblick über den Aufbau des Roten Imperiums geben. Dann wirst du manche Dinge hoffentlich besser verstehen.«
»Ich bitte darum.« Rhodan nickte seinem Gegenüber zu. Velines strahlte weiterhin Aufrichtigkeit aus – und er erinnerte ihn dennoch an einen glitschigen Fisch. »Farashuu hat mir vormittags die Stadt gezeigt, wie du weißt. Sie erzählte mir auch einiges über die politischen Strukturen. Darüber, wie gut alles im Roten Imperium funktioniere und wie glücklich die Menschen seien. Trifft das eigentlich auch auf die Druuf zu?«
»Die Druuf… wenn du wüsstest, was sie uns angetan haben! Du würdest verstehen, dass wir uns von ihnen abgrenzen und ihre Gesellschaft meiden.«
Velines klopfte erneut auf das Holz seines Schreibtisches, diesmal mit allen Zeichen von Ärger. Erstmals zeigte der Generalgouverneur tiefer greifende Emotionen. Bekam die Fassade etwa erste Risse?
»Ich bin ganz Ohr…«
»Na schön, Perry Rhodan.« Der Generalgouverneur stand auf. Neuerlich knisterte die Hose. Er begann einen unruhigen Marsch durch das Zimmer, durch sein persönliches Refugium. »Ich habe von Hojat Boyd erfahren, dass du die Geschichte der Einwanderer bis zu jenem Zeitpunkt kennst, da sie das Rote Universum erreichten…«
34
Bavo Velines
Wir kamen in Frieden. Mit den besten Absichten, aber auch mit dem Wissen, dass es nicht leicht sein würde, einen Platz in dieser fremdartigen Umgebung zu erobern.
Verzeih mir, Perry: Erobern ist das falsche Wort. Wir kamen von Kopernikus, und wir suchten nur ein Plätzchen, um uns
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