PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
Geist, aus Technik und erhitztem Verstand.
Mit ihrer Hilfe haben wir vor langer Zeit das Siamed-System erobert und den Druuf in allen Belangen empfindliche Niederlagen beigebracht. Sie lernten uns fürchten, und es wäre uns ein Leichtes gewesen, ihnen alles zu nehmen, was sie jemals besaßen. Doch wir sind Menschen, im Guten wie im Bösen. Wir waren bereit, ihnen zu verzeihen, und wir zeigten Großmut. In ihrer pragmatischen Art akzeptierten die Druuf ihre Niederlage und unsere Bedingungen. Wir erlauben ihnen nach wie vor, im Siamed-System zu siedeln und ihren Beschäftigungen nachzugehen.
Wir werfen uns ihnen nicht an den Hals, ganz sicher nicht! Doch Menschen und Druuf – die sich in ihrer Sprache Alles Insgesamt Gemeinsam nennen –, leben nebeneinander. Wir lassen sie in Ruhe, und sie akzeptieren unsere Rolle als beherrschende Macht in diesem Teil des Roten Universums.
Wir geben ihnen mehr, als sie jemals bereit waren, uns zuzugestehen. Und damit sich an diesem Zustand nichts ändert, benötigen wir die Unterstützung durch die Kindersoldatinnen.
Ob es eine Moral in der wechselhaften Geschichte des Roten Imperiums gibt, Perry?
Ich weiß es nicht. Wir tun unser Bestes, um zu überleben. Wir garantieren unseren Bürgern Sicherheit und Wohlstand, wir schenken ihnen Stabilität. In den Kernbereichen des Reiches herrscht ein Friede, wie er in noch keiner Epoche der bewegten Menschheitsgeschichte erreicht wurde.
Es gibt Problemzonen in den Randbereichen des Imperiums, keine Frage. Dort passieren noch immer schreckliche Dinge, die ich in meinem Amt als Generalgouverneur verantworten muss. Auch nicht jeder unserer Soldaten und Grenzbeamten verhält sich immer korrekt. Du wirst die Bürde ahnen, die auf meinen Schultern ruht.
Und du wirst wissen, dass man durch Umstände, die man einem Außenstehenden kaum erklären kann, gezwungen wird, Fehler zu begehen. Ich bin Gefangener eines Systems, das es schafft, neunundneunzig Prozent seiner Bürger glücklich zu machen; darauf bin ich tatsächlich stolz. Mit jenem einen Prozent, das auf der Verliererseite steht, musste ich lernen zurechtzukommen.
Es steht dir frei, mich zu verurteilen, Perry Rhodan. Ich weiß, dass ich Fehler begangen habe – und noch begehen werde. Aber ich tue alles, was in meiner Macht steht, um den Angehörigen des Roten Imperiums ein Überleben zu gewährleisten. Es geht um Menschen, um ihr Leben und ihre Zukunft, und es geht mir um die Menschlichkeit.
36
Perry Rhodan
Wie sollte er Bavo Velines schockierende Geschichte beurteilen?
Der Generalgouverneur hatte ehrlich gemeinte Überzeugung in seine Erzählung eingepackt. Er gab offen und ehrlich zu, dass manche Dinge falsch gelaufen oder aus dem Ruder geraten waren. Velines hatte mit Händen und Füßen gestikuliert, von seinen eigenen Emotionen überwältigt, als hätte er all diese Dinge selbst erlebt.
Nun saß der Grauhaarige da. Still und schwer atmend, mit deutlich geröteten Wangen. Kleine Schweißlinien zogen sich an den Schläfen entlang.
Die Geschichte erschien Rhodan nicht dicht, weit davon entfernt. Sie wies zu viele Lücken auf und sie war zu allgemein gehalten. Aber sie erschien wahr. Grausam wahr.
»Es tut mir leid«, sagte Rhodan, »aber das ist mir alles zu viel auf einmal.« Ein dicker Kloß steckte in seinem Hals. Er wusste seine Gefühle kaum in Worte zu fassen. »Zweitausend Jahre Menschheitsgeschichte, Voll von Verrat, Schlachten, Tod und Grausamkeit. Ein Reich, aufgebaut auf der Kampfkraft von Kinder Soldaten, die ihr seelisch vergewaltigt und für die Zwecke des Roten Imperiums zurechtgebogen habt. Kinder, verdammt noch mal!«
»Kinder. Ganz genau. Unsere einzige Chance, um zu überleben.«
Rhodan schwieg erneut. Dachte nach, versuchte, pragmatisch zu urteilen. Bemühte sich, Unrecht gegen Verzweiflung abzuwägen, das Schicksal Einzelner gegen das eines Volkes.
»Ich brauche Zeit zum Nachdenken«, sagte er schließlich. »Gib mir das Material, das du für mich zusammengestellt hast.«
»Gern.«
Der Terraner zögerte. »Ich frage mich, was heute euer Ziel ist. Wollt ihr behalten, was ihr geschaffen habt – oder möchtet ihr immer noch die Liga im Kampf gegen die Terminale Kolonne unterstützen?«
»Beides. Wir haben unsere eigene Identität entwickelt, wir leben hier. Wir haben nicht unzählige Schlachten geschlagen und einen gewaltigen Blutzoll entrichtet, um dann einfach aus dem Roten Universum zu verschwinden.« Velines zögerte. »Wir sind nach wie vor vom
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