PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
besiegen wäre, dachte er skeptisch. Die Kopernikaner waren zu einer Zeit aus der Milchstraße verschwunden, als man noch nicht genau wusste, wie stark die Macht der Chaotarchen wirklich war.
Velines ließ sein Lächeln versickern. »Dann bin ich zufrieden.« Er stand auf, streckte seinen massigen Körper. »Ich muss unser Gespräch jetzt leider abbrechen. Das Tagesgeschäft wartet. Morgen Abend gebe ich einen Empfang für Spitzen der Wirtschaft und der Politik. Es würde mich freuen, dich bei dieser Gelegenheit wiederzusehen. Sieh dich in Leyden City und Umgebung um und sichte das Material, das ich dir zusammenstellen ließ. Hast du schon einen Kiosk von innen gesehen? Nein? Farashuu hilft dir gern weiter. Es schadet nicht, wenn du weißt, wie wir forschen.«
Rhodan ließ die rätselhaften Worte unkommentiert. Velines zeigte nun alle Zeichen von Ungeduld, wollte ihn so rasch wie möglich loswerden. Der Terraner erhielt von ihm einen kräftigen, abschließenden Händedruck. Gemeinsam kehrten sie in den sogenannten Habituar-Raum zurück.
Zwei der Berater, die sich bei Rhodans Eintreffen im Hintergrund gehalten hatten – Johari Ifama und Jaakko Patollo? –, drängten sich nun dem Generalgouverneur auf, beide mit Ausdrucken auf Folien in der Hand, während ein Hologramm neben ihnen schwebte. Rhodan konnte nicht erkennen, was es zeigte; es waren technische Details, die aussahen wie ein Aggregat von gigantischen Ausmaßen.
Ein paar letzte zeremonielle Worte, weitere Verbeugungen und Floskeln folgten, dann wurde Rhodan aus dem Raum komplimentiert. Farashuu und ihre beiden Freundinnen nahmen den Terraner in Empfang. Er erhielt einen Datenspeicher in Form eines kleinen, runden Plättchens in die Hand gedrückt und fand sich nach der abenteuerlichen Reise durch die Lichtbeuge auf dem Quaritas wieder.
Mit der frischen Luft eines lauen Nachmittags spürte Rhodan die Ernüchterung. Die Geschichte des Generalgouverneurs war die eines glattzüngigen Politikers gewesen, der viel redete, aber wenig sagte. Zu viele Fragen waren offen geblieben. Zu viele Unklarheiten. Ungenauigkeiten. Fehler.
Er musste hoffen, dass die Informationen auf dem Datenträger ergiebiger waren.
37
Wiesel
Wiesel erkannte die Zeichen viel besser als Perry Rhodan. Viele Leydener wirkten abgestumpft und erschöpft. In ihren Blicken ruhte eine Angst, die nicht allein mit der Anwesenheit der Kindersoldatinnen zu erklären war.
In den Schatten der Gebäude manifestierte sich das andere Leyden City. Dort wurde getuschelt und gehandelt, dort war die Wahrheit zu Hause. Die bessere Wahrheit.
Farashuu vertraute ihm selbstverständlich nicht. Sie hatte ihm zwei Flüstergeister hinterhergeschickt. Es war dem kleinwüchsigen Dieb ein Leichtes gewesen, sie aus der Luft zu fischen und zu zerstören. Schließlich hatte ihm die Kindersoldatin erfolgreich vorgeführt, wie man mit den kleinen Spionen umzugehen hatte.
Sollte sie sich doch ihren Reim drauf machen, was mit den Mini-Spionen geschehen war – es kümmerte ihn nicht. Farashuu hatte in ihrer kindlichen Überheblichkeit angenommen, dass er viel zu dämlich dafür war, mit ihnen fertig zu werden.
Wiesel wurde unsichtbar. Er besaß ein Allerweltsgesicht, das ihn in der Masse der Menschen verschwinden ließ. Niemand verschwendete einen zweiten Gedanken an ihn, wenn er es nicht wollte.
Der Dieb aus München erkannte Gesten, lauschte leise geführten Unterhaltungen, fand die geheimen Treffpunkte und lernte die Zeichen zu deuten. Er erfuhr einiges über Schleichhandel, Datenmissbrauch, geheime Wissenskanäle, die Sorgen und Ängste der Leydener. Er lernte die Sprache der Stadt zu verstehen. Sie unterschied sich nur marginal von jener auf Terra.
Die Dinge, die er in Erfahrung brachte, waren äußerst unangenehm. Sie machten ihm deutlich, dass hier etwas gehörig schieflief. Und er ahnte, dass zumindest sein Leben keinen Pfifferling wert war.
»Ich möchte beichten«, sagte Wiesel. »Ich bin neu hier, und ich habe guten Grund, mich dem Wort Pums anzuvertrauen.«
Die Augen des Erzbischofs leuchteten hell auf. Mehr war vom Gesicht auch nicht zu sehen. Er trug einen blickdichten Schleier über Mund und Nase. Der Priester nahm ihn am Arm und geleitete ihn in einen Nebenraum der viel zu groß geratenen Kathedrale. Abgenutztes, von Motten zerfressenes Tuch bedeckte den Boden.
»Küss den Saum des Büßertums«, sagte der Gottesmann. »Dann ist Pum bereit, dich anzuhören.«
Wiesel tat, wie ihm befohlen wurde. Er
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