PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
Weitem nicht das beherrschende Element Leyden Citys. Viel auffälliger war die filigrane, himmelsstrebende Architektur, die rings um die Flachgebäude hochgezogen worden war. Sie wirkte licht und von einfachster Formgebung: Erst auf dem zweiten oder dritten Blick offenbarte sich die tief greifende Gesamtstruktur. Es war, als sei die Planung der Stadt nach einem sorgfältig ersonnenen Muster erfolgt, einem genialen Masterplan.
Also doch vom Reißbrett!, vermutete Perry Rhodan.
Turmähnliche Bauten schlossen sich hoch über dem Erdboden in bogenförmigen Strukturen zusammen. Sie bildeten Ringe, Ovale und Kreise. Die Ringe wiederum waren in langen, geschwungenen Achsen angeordnet, durch die seltsame Gebilde schwebten. Die Außenwände dieser Gebäude wirkten geriffelt. Dinge, daran angepfropft, flatterten im Wind. Sie ähnelten metallenen Vogelfedern.
»Das sind Flugwerke«, antwortete Farashuu auf Rhodans Frage. »Wohnhäuser für mehrere hundert Städter. Sur-Paris hat euch und mir ein Abteil im Flugwerk SAMT-ACHT gemietet. Ist eine tolle Sache, sag ich euch. Das gefällt euch sicher.«
»Sosehr es mich reizt, eines dieser Gebäude von innen zu sehen – mir wäre es wesentlich lieber, wenn ich so rasch wie möglich mit Bavo Velines sprechen könnte. Es gibt einen guten Grund, warum ich die Reise ins Rote Universum auf mich genommen habe.«
»Du brauchst Hilfe im Kampf gegen die Terminale Kolonne, ich weiß.«
Perry Rhodan schüttelte den Kopf. »Ich brauche sie nicht; sie wurde mir versprochen.«
Farashuu nickte. Sie wirkte verwirrt, als verstünde sie den Unterschied nicht. »Mach dir keine Sorgen. Bavo Velines wird dich so rasch wie möglich empfangen.«
Die Kindersoldatin gab deutlich zu verstehen, dass sie nicht mehr über dieses Thema reden wollte. Stattdessen ergötzte sie sich mit kindlicher Freude an den Flugwerken, an deren Formen und Farbgebungen. Sie beurteilte nach Aussehen, ohne auch nur einen Gedanken an den Sinn dahinter zu verschwenden.
»Was ist das?« Rhodan deutete auf drei eiförmige Schwebekörper, in denen eine vielfältige Beleuchtung auf rege Betriebsamkeit hinwies.
Breite Plattformen, kreisförmig oder oval, zerschnitten die Eier. Auf ihren Oberflächen herrschte ein stetes Kommen und Gehen. Gleiter, die einem stromlinienförmigen Einheitstyp angehörten, waren die häufigsten Gäste auf den Landeflächen. Die fliegenden Eier trieben über den Dächern der flachen Wohnhäuser der Stadt dahin.
»Wir nennen sie Ovularien«, antwortete Farashuu. »Das sind Verwaltungsgebäude. Die Menschen darin kümmern sich um die Druuf-Siedlungen. Es sind riesige, in sich geschlossene Bauwelten. Völlig autark und mit allem ausgestattet, was sie benötigen. Die meisten Druuf verlassen niemals ihre Intropolen…«
»Intropolen?«
»So heißen bei uns autonome Wohnbereiche.«
Perry Rhodan fühlte einen Kloß im Hals. Die flachen Siedlungen waren also von den ehemaligen Herrschern des Roten Universums besiedelt!
So lange es der fremdgesteuerte Holo-Bildschirm zuließ, betrachtete er die Ovularien. Sie waren gut und gern hundert Meter hoch. Träge trieben sie dahin. Wenn sie die Randbezirke einer Druuf-Siedlung erreicht hatten, kehrten sie um.
Verstanden sich die menschenstämmigen Imperiums-Bürger etwa als Wärter der ehemaligen Gegner Terras? Lebten die Druuf in eigenen Vierteln, wurden sie irgendwie unterdrückt?
Rhodan behielt seine Überlegungen für sich. Solche Dinge konnte er mit Farashuu nicht besprechen. Er benötigte Kontakt mit dem politischen Regenten des Roten Imperiums, der anscheinend Bavo Velines hieß.
»Wir landen jetzt«, sagte Farashuu. »Es wird ein wenig Presserummel geben. Eure Ankunft ist eine ziemliche Sensation.«
Was ein gutes Zeichen ist, dachte Perry Rhodan erleichtert. Es gibt so etwas wie eine öffentliche Meinung und eine Pressefreiheit. In einer Diktatur wäre meine Ankunft tunlichst geheim gehalten worden.
Das Holo erlosch; ein Signal zeigte an, dass die Diamantfähre aufgesetzt hatte. »Ihr könnt aussteigen«, sagte eine gelangweilt klingende Stimme. Der Pilot des Schiffs hatte sich bislang nicht blicken lassen, und er zog es weiterhin vor, unsichtbar zu bleiben.
»Kommst du, Rhodan?«, fragte Farashuu. Die Soldatin reichte ihm eine ihrer kleinen Hände. Sie hatte Schmutzränder unter den Fingernägeln. Schlecht verheilte Narben auf den Armen, dem Handrücken und dem Handgelenk deuteten auf die Profession des Mädchens hin.
Der Terraner ergriff die Hand
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