PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
Vieles im Unklaren. Außer dem Versprechen, hier Hilfe gegen die Terminale Kolonne zu erhalten, hatte er nichts in der Hand, das ihm wichtig erschien zu erwähnen.
»Ich danke euch für den herzlichen Empfang.« Er lächelte gewohnheitsmäßig. »Ich freue mich, euer Gast in Leyden City sein zu dürfen. Es ist immer wieder ein besonderes Ereignis, mit Menschen zusammenzutreffen, die es durch Schicksalsfügung in die Weiten des Multiversums hinausgetrieben hat…«
Das war pathetische, inhaltsleere Phrasendrescherei. Rhodan hasste diese Art von Ansprachen. Doch was blieb ihm anderes übrig? Worauf sollte er sich beziehen, was konnte er in den Vordergrund stellen?
Der Terraner hielt seine Rede so kurz wie möglich. Aber das genügte: Die Einwohner von Leyden City brachen erneut in Hochrufe aus, reckten ihm ihre Hände entgegen, sie wollten sich von ihm drücken und umarmen lassen.
Der Terraner tat ihnen den Gefallen, ließ das Bad in der Menge über sich ergehen. Winzige Kameras schwirrten umher und beobachteten jede seiner Bewegungen, jede seiner Reaktionen. Manche mochten öffentlichen Trivid-Anstalten gehören, andere direkte Bilder für Bavo Velines liefern. Es konnte nicht schaden, wenn der Regent des Roten Imperiums wusste, dass Rhodan die Mechanismen der Macht zu nutzen verstand. Dass der Terraner einen Erfahrungsvorsprung besaß, der nicht so leicht aufzuholen war.
Irgendwann endete die Aufregung. Die Prallfeld-Absperrschranken schoben die letzten Neugierigen beiseite, sodass er den kurzen Weg zum nächstgelegenen Raumhafen-Port antreten konnte, der nur wenige hundert Meter entfernt lag.
»Beeindruckend«, murmelte Wiesel.
»Meine Ansprache?«
»Wie gut du lügen kannst.«
»Ich habe nicht gelogen.«
»Aber du hast nicht die Wahrheit gesagt. Du hast vermieden, über Präfidatinnen, über tote Anjumisten oder dein allgemeines Unverständnis der hiesigen Situation zu sprechen.«
»Das mache ich erst dann, wenn ich weiß, woran ich bin.«
»Ich hoffe, dass wir dann noch die Gelegenheit finden, unsere Meinung zu äußern.«
»Darüber mach dir keine Sorgen, Wiesel. Ich kann mit solchen Situationen umgehen.«
Es reichte, wenn er selbst sich Sorgen machte.
Die Abenddämmerung nahte. Durch die verglaste Rückwand des Port-Gebäudes erhielt Rhodan einen atemberaubenden Blick auf Leyden City. Die Ovarien, die Ringgebäude und die Flugwerke wirkten aus dieser Perspektive noch viel beeindruckender als von der Draufsicht. Gleiter schwebten zwischen den Gebäuden hindurch, als seien sie winzige Insekten auf der Suche nach Nahrung.
Allmählich gewöhnte er sich an das Licht, das Siamed-Grün genannt wurde und, wenn Irfan den Himmel beherrschte, zu Siamed-Rot wechselte. Ulym-Flechten beherrschten die vielen freien Flächen zwischen den Gebäuden. Sie reflektierten lediglich nach oben. Ihre winzigsten Blattsplitter folgten dem Gang der Sonnen, nährten sich scheinbar an ihnen und sorgten für diese metallenen Widerspiegelungen.
Perry Rhodan wandte den Blick von der Glasfront ab und interessierte sich wieder für die Menschen im Raum: Zwanzig oder mehr Reporter hatten sich versammelt, um einer Pressekonferenz beizuwohnen.
Sie stellten allgemein gehaltene Fragen, er gab allgemein gehaltene Antworten. Es herrschte eine Disziplin, wie er sie selten zuvor erlebt hatte. Niemand provozierte, die Medienleute fielen sich nicht gegenseitig ins Wort, jede seiner Kommentare wurde ohne weiteres Nachfragen von den Dienstrobots abgespeichert und für die diversen Agenturen übernommen.
Die Reporter arbeiteten im Auftrag für »Ziviles Druufon«, für die »Freie Presse-Agentur«, für »Wahrheit des Volkes«, oder für Rhodans persönlichen Namens-Favoriten, »Redlichkeit und Würde«.
»… dann wünschen wir dir einen angenehmen Aufenthalt in Leyden City«, sagte ein Mann mit zerknautschtem Gesicht. »Es wird dir bei uns gefallen.«
Der Terraner dankte. Ein offizieller Pressemitarbeiter der Regierung, der sich zu Beginn der Konferenz katzbuckelnd an seine Seite begeben und den Ablauf der Fragestunde organisiert hatte, beendete die Konferenz. »Damit danken wir den zahlreichen anwesenden Medienvertretern«, sagte er mit öliger Stimme. »Es wird sich in den nächsten Tagen sicher noch das eine oder andere Mal die Gelegenheit ergeben, mit dem Residenten der Liga Freier Terraner zu sprechen…«
»Ich möchte eine Frage an euch stellen«, unterbrach ihn Perry Rhodan.
»Du? Eine Frage? An die Reporter!« Der
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