PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion
ich bereits einmal von Ihren Fähigkeiten profitieren durfte...«
»Okay«, sagte ich. »Was soll ich Ihnen wieder beschaffen?«
»Nicht mir. Meiner Freundin«, verbesserte Johnny. Ich schaute ihn fragend an.
Er sagte. »Haben Sie schon einmal von den Gazini-Smaragden gehört?«
Ich pfiff leise durch die Zähne. Die Gazini-Smaragde - davon hatte ich natürlich gehört, und zwar die üblichen Gerüchte, die jedem Schnüffler in New York mal zu Ohren kommen sind: Die Gazini-Smaragde - uralte Steine, geheimnisvolle Herkunft, märchenhaft teuer, so geisterten sie auch durch die Klatschpresse. Es gab kein einziges Foto von ihnen, was natürlich jede noch so verrückte Behauptung über sie glaubwürdig machte. Für mich waren diese Smaragde genauso Phantome wie der Stein der Weisen, Eldorado oder Shambala.
Vor vielen Jahren sollten sie tatsächlich einmal auf einer Auktion in Singapur, Macao oder Hongkong aufgetaucht und von einem unbekannten Bieter zu einem horrenden Preis nach Amerika gekauft worden sein. Name des glücklichen Käufers: unbekannt. Foto oder sonstiger Beleg: Fehlanzeige.
»Ihre Freundin hat die Gazini-Smaragde ersteigert?«, fragte ich.
»Ersteigert? Unfug!«
»Wie auch immer: Ihre Freundin besitzt die Smaragde?«
Valerossios verzog sein Gesicht zu einem Ausdruck tiefsten Bedauerns. »Leider nicht mehr.«
»Und ich soll herausfinden, wer sie gestohlen hat?«
»Oh, wer sie entwendet hat, das wissen wir«, sagte Johnny.
»Wäre es dann nicht eine gute Idee, diesen Jemand an die Cops zu verpetzen?«
»Über die Herrschaften von der Polizei haben wir ja bereits ausführlich diskutiert«, erinnerte mich Johnny. »Nicht, dass wir gar kein Vertrauen in den starken Arm des Gesetzes hätten, aber wir fürchten, dass wir uns nicht ganz auf die Diskretion der zuständigen Stellen verlassen könnten. Irgendwer plaudert immer. Und dann lesen wir anderntags in allen Zeitungen des Landes, wem die Gazini-Smaragde gehören, wo sie demnach verwahrt liegen und so weiter. Meine alte Freundin fände keine Ruhe mehr.«
»Das dauert mich sehr«, sagte ich. »Na, sehen Sie.«
»Was soll ich also tun?«
»Wir sagen Ihnen, wo Sie die Steine finden können, Sie gehen hin und holen sie. Voila.«
»Klingt nach einem angenehm schlichten Job.« Ich blickte demonstrativ auf meine Uhr am Handgelenk. »Soll ich die Sache noch vor dem Mittag erledigen, oder genügt Ihnen der frühe Nachmittag?«
»Je früher, desto besser.« Johnny stand auf und kam zu meinem Schreibtisch herüber. Er drückte die Zigarette in meinem Ascher aus. Dann griff er sich in die Innenseite seines Mantels und nestelte eine Brieftasche aus Robbenleder heraus. Sie war schwanger von Geld. Er klappte sie auf, nahm ein Bündel Banknoten hervor und legte es wortlos auf den Tisch.
Ich griff das Bündel und glitt mit dem Daumen daran entlang. Es waren echte Fünfziger, und zwar eine ganze Menge. Von jeder Note blickte mich Präsident Ulysses S. Grant an, offenbar voller Besorgnis.
Johnny betupfte seine Lippen mit einem hauchdünnen Batisttuch »Das sind 2000 Dollar«, sagte er andächtig.
»2000 Dollar«, wiederholte ich. Ich legte das Bündel zurück auf die Tischplatte und schob es in seine Richtung. »Verdächtig viel Geld.«
»Meine Freundin ist nicht arm.«
»Warum kauft sie sich dann nicht einfach neuen Schmuck?«
»Ich sagte doch: die Erinnerung.«
»Und wenn sie den Dieb kennt - warum kauft sie die Smaragde nicht von ihm zurück?«
»Den Dieb kennt sie, wie gesagt. Er heißt Mauloch Smalya. Was einen Rückkauf angeht - da fürchte ich, es geht ihr auch ein wenig ums Prinzip. Sie hat ihren Stolz, die alte Dame. Vielleicht sogar etwas wie einen Dickkopf.« Er zwinkerte mir vertraulich zu, und sofort war mein Widerwille gegen seine Zwinkerei wieder wach.
Ich ließ ihn zwinkern, was das Zeug hielt, und schaute nachdenklich auf das Dollarbündel. Dort lagen die Monatsmieten für ein ganzes Jahr und zusätzlich etliche Kinobesuche mit Carmen, viele gute Abendessen, vielleicht sogar der eine oder andere Seidenslip für sie, den sie dann für mich tragen oder besser noch gleich wieder ausziehen könnte. Ich fragte: »Wo, sagten Sie, kann ich die Steine abholen?«
»Hätte ich diesem schleimigen Typen sagen sollen, dass du nicht da bist?«, fragte Carmen mit kesser Unschuldsmiene. Sie setzte sich auf die Armlehne und fuhr mir mit gespreizten Fingern durchs Haar, als wollte sie mich kämmen. Sie roch nach Aprikose und Zimt, parfümiert mit einem
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