PR TB 003 Schatzkammer Der Sterne
Tiefe stürzen. Gucky verlor seine
Geistesgegenwart nicht, entdeckte im Fall in rund zwanzig Kilometer
Entfernung eine Ansammlung von Gebäuden und teleportierte sich
auf das Runddach des höchsten Gebäudes.
Vierhundert Meter über dem Straßenniveau
kroch er bis zur Dachkante und schob seinen Mausekopf mit dem
Raumhelm vor.
Mit Interesse musterte er seine nähere und
weitere Umgebung, blendete abermals den Schutzschirm um seinen
Parasinn auf, wurde von den unverständlichen Haßimpulsen
schwer getroffen und entdeckte trotz des Konglomerats eine
Ausstrahlung von besonders belästigender Stärke.
Im nächsten Augenblick drehte Gucky sich um
und stand einem Nokturner auf einige Meter gegenüber, der ihn
erstaunt aus seinem Augen-System musterte.
Gucky machte keinen Versuch, mit ihm Verbindung
aufzunehmen. Mehr unbewußt als gewollt, entfesselte er seine
telekinetischen Kräfte und stieß einen piepsenden Jauchzer
aus, als er den Nokturner, mit Armen und Beinen hilflos in der Luft
rudernd, hochsteigen sah.
Du greifst mich mit deinem Haß nicht mehr
an, dachte er erbost, schaltete seinen Telepathiesinn ab und jagte
den Nachtseher mittels Telekinese einige hundert Meter weiter, um ihn
auf dem Dach eines niedrigen Gebäudes landen zu lassen.
"Woher ist dieser Rundseher nur gekommen?"
stellte Gucky sich die Frage und spähte über das gewölbte,
fugenlose Dach des Hochhauses. Er entdeckte nirgends eine Öffnung.
Wie aus einem Guß lag das Dach zu seinen Füßen.
Er erinnerte sich, daß jene drei Nokturner
mit der Anklageschrift auch völlig unerwartet in dem
Gefängnisraum gestanden und ihn ebenso wieder verlassen hatten,
doch mit dem Unterschied, daß er, Gucky, diese Gelegenheit zur
Flucht benutzt hatte.
Blitzartig setzten Guckys Überlegungen aus.
Ein Gefühl, plötzlich in einem Käfig zu stecken, ließ
ihn ins Blinde teleportieren, doch eine Wand, die ihm das Passieren
des Hyperraumes verwehrte, schleuderte ihn zurück.
Sie haben mich wieder gefaßt, tobte er
innerlich, streckte seine Ärmchen aus und stieß schon bei
der ersten Bewegung auf Widerstand. Und dann, bevor er sich fragen
konnte, wogegen er stieß, stellte er fest, daß er weder
das gewölbte Dach noch eine Spur von der Stadt und den
schwebenden Straßen sehen konnte.
Um ihn war das Nichts.
Er fühlte keine Bewegung, doch der Verstand
sagte ihm, daß er mit unwahrscheinlicher Beschleunigung zu
einem unbekannten Ziel getragen wurde.
Die Nachteulen können mehr als wir, erkannte
er neidlos, doch er gab sich noch nicht geschlagen. Na, wartet! Euch
zeige ich doch noch etwas!
Er hockte sich auf seine Hinterbeine, stützte
sich mit dem breiten Biberschwanz ab und harrte der Dinge, die da
kommen sollten.
Harmlos sah Gucky aus; harmlos vor sich hindösend.
Mit dem Chronometer am Arm konnte er nichts mehr
anfangen. Diese Uhr arko-nidischer Konstruktion, die eine Million
Transitionen durch den Hyperraum aushielt, hatte nun ausgesetzt.
Blinzelnd blickte er das Chronometer an. Innerlich aber war er mit
Konzentration geladen, bereit, in jedem Sekundenbruchteil zu handeln.
Und er handelte in dem Moment, als das Empfinden,
in einem Käfig zu stecken, um eine Nuance schwächer wurde.
Er sprang!
Widerstand trat ihm im Sprung in den Weg. Etwas
gab nach. Mit den Sinnen war es nicht zu erfassen.
Aber daß es etwas war, was er nicht kannte,
wußte er, als er merkte, wie er in die Tiefe raste.
Schwebende Straßen huschten an ihm wie
verzerrte Schatten vorbei.
Gefahr! signalisierten seine Sinne, und der kleine
Mausbiber handelte instinktiv. Aus einem rasenden Absturz in
unbekannte Tiefen setzte er zum nächsten Sprung an.
In einem Raum, in dem sich sieben Nokturner
aufhielten, die in ein Gespräch vertieft waren, materialisierte
er wieder. Er sah ihre Köpfe hochfliegen; von allen Seiten
starrten ihn die Nachtseher an. Hände griffen nach ihm und
wollten ihn gefangennehmen, als er einen telekinetischen Sturm
auslöste, der alle sieben in die Ecken wirbelte. Und Gucky
verließ in hoppelnden Sätzen das Zimmer.
Eine Nokturnerin schrie auf, als sie über
Gucky stolperte. Im nächsten Augenblick zweifelte sie an ihrem
Verstand, weil sich kein fremdes Wesen mehr in dem Raum befand.
Wütend über sein Mißgeschick, kam
Gucky aus dem nächsten Sprung heraus.
Seine Zuversicht, Perry und allen anderen helfen
zu können, schwand immer mehr dahin. Vor der Technik der
Nokturner bekam er immer größeren Respekt, doch er war
trotz allem weit davon entfernt, Angst
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