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PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes

PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes

Titel: PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Jahre sind nicht immer ein Beweis dafür, daß ein
Mensch seine soziale Reife erlangt hat. Sehen Sie: Randolph Keegy war
ein Feigling, und ich bin nur das Instrument meines Vaters. Jetzt, wo
Dad tot ist, habe ich die Berechtigung zu leben verloren. Was soll
ich tun?“
    Leise lachte D’Arcy. Die Dunkelheit verbarg seine Züge,
aber es war nichts Bitteres in diesem Lachen.
    „Abwarten“, sagte er leise. „Abwarten, Toni. Ich
werde etwas tun, das in dem Getriebe Unordnung hervorrufen wird. Zehn
Jahre später werden Sie aufhören, mich deswegen zu
verfluchen.“
    „Sie nehmen sich viel vor, D’Arcy“, sagte Toni
warnend.
    „Nicht mehr als das, was ich hier schon hinter mich gebracht
habe.“
    Diese Antwort auf seine Frage hatte Toni Cimerosa nicht erwartet.
Er sagte: „Ich möchte wissen, woher Sie die Kraft nehmen,
sich um all das zu kümmern?“
    Wieder lachte D’Arcy.
    „Weil ich ein Mensch bin“, sagte er. Dann stand er
auf, ging zur Tür und verließ den Raum. Toni blieb sitzen
und lauschte regungslos in die Nacht hinaus.
    Die einsame Gitarre und die schrille Stimme des Sängers waren
wieder zu hören. Die Stimme schilderte, wie ein armer Gaucho um
sein Mädchen kämpfen mußte, und einen Augenblick lang
wünschte sich Anthony Cimarosa, dieser arme Gaucho zu sein.
    *
    Die folgenden Tage zogen an Toni Cimarosa wie ein
schlechtbelichteter Film ohne Farben vorbei. Die Gäste, die
Trauerbotschaften und die zahllosen Händedrücke von Leuten,
die er entweder nicht kannte oder, wenn er sie kannte, nicht mochte.
Die Beerdigung und die dabei gehaltenen Reden, und nachher die lange
Ruhe, als alles vorbei war.
    Jetzt war er der Herr...
    Er fühlte nichts. Nichts. Er fühlte lediglich einen
ohnmächtigen Zorn auf alles, was er hatte und was ihn umgab. Er
litt darunter, daß er keine Aufgabe hatte. Sein einziger Gegner
lag im Krankenhaus und hatte - neben einigen aufgeschürften
Hautwunden - einen gebrochenen Arm und vier angeschlagene Rippen. Der
Wagen war fast restlos zerstört.
    Leere - tödliche Leere.
    Die Schuld an seiner Umwelt war, daß niemand ihm je eine
echte Aufgabe angewiesen hatte. Tonis glänzender Verstand und
sein hervorragender Körper waren niemals ausgelastet, sie waren
eine hochgezüchtete Maschine, die im Leerlauf lief. Alles war
immer viel zu glatt gegangen, und jeder Widerstand war ferngehalten
worden. Und das, was sich heute - mit einunddreißig Jahren -
zeigte, wurde von der vollendeten Maschine hinweggefegt.
    Aber es waren keine echten Probleme, gegen die Toni antrat. Und so
suchte er weiter, was er nicht fand. Und er war wütend, weil er
suchte und wütend, weil er wußte, daß er nichts
finden
    würde. Er suchte Gegner, keine Opfer.
    Er suchte an der falschen Stelle...
    *
    Die Zeit: Vier ganze Tage später. Nachts um dreiundzwanzig
Uhr am Rande des Flusses. Der Ort: Das Landhaus der Cimarosas. Toni
saß in der Dunkelheit und hörte.
    Die Stereoanlage spielte ein Band ab, das uralt war. Die einsame
Trompete des Zweiten Brandenburgischen Konzertes von Bach schrie
durch den leeren Raum, der sich zwischen den beiden Ziegelmauern
befand. Im Mittelpunkt der Schallkegel beider Lautsprecher saß
Toni und war halb betrunken. Über ihm standen die klaren Sterne
des südamerikanischen Himmels, und dazwischen bewegten sich
unendlich kleine Punkte. Schlachtschiffe, die starteten oder
landeten, riesige Kugeln, auf denen Männer sich anschickten, den
Raum zwischen den Sternen zu erobern - oder, genauer gesagt: zu
verteidigen.
    Auch sein Bruder hatte es versucht und war dort draußen
geblieben.
    Ein anderes Geräusch.
    Eine lässige Handbewegung drosselte die Lautstärke des
Konzerts, und Toni hörte die letzten Umdrehungen einer Turbine.
Dann legte das Boot draußen an, und gegen den hellen
Hintergrund des Firmaments hoben sich die leichtgebückten
Gestalten D’Arcys und eines anderen Mannes ab.
    Toni stand auf. Er trug nichts als eine lange, enge Leinenhose und
ausgetretene Mokassins. Licht flammte auf und beleuchtete die
Steinfliesen, den schweren Sessel und das niedrige Tischchen, auf dem
die Gläser, das Eis und die teilweise leeren Flaschen standen.
Toni riß sich etwas zusammen, als er Glenn Caplan erkannte, den
Leiter der Holdinggesellschaft seines Vaters.
    „Guten Abend, Mr. Cimarosa“, sagte Glenn in seinem Baß
und schüttelte die Hand Anthonys. Toni nickte und sah auf das
gespannte Gesicht D’Arcys, der eine schwere und große
Aktenmappe trug.
    „Was soll’s?“ fragte Toni. „Wenn

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