PR TB 017 Der Flug Der Millionäre
verhalten. Es verriet dem aufmerksamen Beobachter
die Angst Börsingers davor, eines Tages aufhören zu müssen.
Der Privatsekretär war der einzige Mensch, dem Börsinger
Vertrauen schenkte. Er war es auch, der alle Anordnungen des Magnaten
verwirklichte.
Börsinger saß in seinem Arbeitszimmer hoch über
der Ruhr. Die Wände waren aus Glas und gaben die Sicht nach
allen Seiten frei. Der Wald begann gleich neben dem Haus, über
dessen Gipfel hinweg der Blick bis zu den gegenüberlie genden
Hängen ging, wo keine Bäume mehr standen. Nur ein graues
Häusermeer und hoch in den Himmel ragende Essen.
»Laufen die Aufträge aus Terrania, Jerome?«
»Gestern weitergeleitet, Herr Börsinger. Eine
Zahlungsanweisung über zehn Milliarden Solar ist auf der Bank
eingegangen. Sie dient zur Deckung der ersten Unkosten und zur
Tarnung des Auftrages.«
»Ausgezeichnet. Was ist mit der Vorag GmbH?«
»Erledigt, Herr Börsinger. Wir haben das Werk mit allen
Maschinen und Angestellten glatt übernommen. Der Seniorchef
Füller hat sich in dieser Nacht erhängt… «
»So ein Dummkopf! Ich hätte ihm eine anständige
Rente ausgezahlt.«
»Aber sein Sohn hat um eine Anstellung als leitender
Direktor gebeten.«
Börsinger sah auf.
»So? Leitender Direktor möchte er werden? In meinem
Werk? Nachdem er uns solche Schwierigkeiten bereitete? Was haben Sie
entschieden, Jerome?«
»Abgelehnt, selbstverständlich. Es soll sich bei der
Konkurrenz bewerben.«
»Richtig. Wenn es eine Konkurrenz gibt, Jerome.«
Es gab natürlich keine, wenigstens nicht im Ruhrgebiet.
»Für morgen ist eine wichtige Konferenz anberaumt. In
Rio. Einberufen von Lopez Garcia, Herr Börsinger. Soll ich
fahren?«
Börsinger starrte durch das Glas auf die bewaldeten Hänge,
dann sagte er:
»Etwas Luftveränderung würde mir guttun. Ich kann
mich hier auf Sie verlassen, Jerome. Ich fahre selbst.«
»Der Platz ist bereits gebucht. Der Zug geht morgen früh
um sieben Uhr und trifft gegen zehn in Rio ein. Der Helikopter holt
Sie um sechs hier ab.«
Börsinger lächelte. Sein Gesicht wurde zu einer faltigen
Grimasse, aus der ein Totenkopf herauszugrinsen schien. Er sah jetzt
älter aus als siebzig, aber seine Stimme blieb jung und voller
Energie.
»Ich wußte, daß Sie zuverlässig sind. Sehen
Sie nach, Jerome, wieviel Aktien Garcias in unserem Besitz sind.«
»Bereits geschehen, Herr Börsinger. Genau 24,3 Prozent.«
Börsinger hörte auf zu lächeln.
»Das reicht nicht ganz, aber vielleicht finde ich einen
Verbündeten, falls Garcia eine Überraschung plant. Ich
danke Ihnen. Sie können jetzt gehen. Morgen früh um sechs
also.« Er seufzte. »Dabei stehe ich ungern vor
Sonnenaufgang auf. Dieser Garcia soll mir das büßen.«
Von Ruhrstadt aus raste der Zug noch ein Stück auf der
Oberfläche dahin, dann glitt er in einen Tunnel, der schräg
in die Erde hineinführte. Nach etwa fünf Minuten Fahrt
befand er sich in 500 Meter Tiefe und erhöhte seine
Geschwindigkeit bis auf 2000 Kilometer die Stunde. Erst an der
französisch-spanischen Grenze hielt er das erste und letzte Mal
auf europäischem Boden an, um dann erneut weiter in die Tiefe
vorzudringen, bis er zehn Kilometer unter dem Boden des Atlantischen
Ozeans dem südamerikanischen Kontinent entgegenraste. Börsinger
saß allein in dem Sonderabteil. Er lehnte in den weichen
Polstern und betrachtete auf der gegenüberliegenden Wand die von
der Sendezentrale ausgestrahlten Nachrichtensendungen.
Neuer Handelsvertrag mit den galaktischen Händlern und
Arkoniden.
Besiedlung weiterer neuentdeckter Planeten.
Reginal Bull übernimmt die Regierungsgeschäfte Rhodans,
weil dieser zu einer interstellaren Expedition
aufgebrochen ist.
Der Film zeigte die Vorbereitungen zu der Expedition. Ein riesiges
Kugelschiff stand startbereit auf dem Raumhafen von Terrania.
Lastrauper brachten Ausrüstungsmaterial, das mit Hilfe von
Antigravkränen in die Luken gehievt wurde. Im Hintergrund war
Terrania zu sehen, die größte Stadt der Erde. Rechts
schoben sich andere Raumschiffe ins Bild. Es dämmerte bereits,
und gigantische Scheinwerferanlagen verscheuchten die hereinbrechende
Nacht.
»Da fliegt er wieder los«, flüsterte Börsinger
und starrte haßerfüllt auf das Gesicht Rhodans, der sich
von seinen Mitarbeitern und Freunden verabschiedete. »Und
dieser feiste Bursche, Reginal Bull, führt seine Geschäfte.
Unsterblich ist er, dieser Kerl! Als ob er etwas Besseres wäre
als wir! Aber warte nur, bald werden auch
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