PR TB 022 Der Geister Agent Aus Dem All

Untersuchungen
einwandfrei die Landung eines irgendwie gearteten Agenten
ausschlössen, schien der Fall erledigtzu sein. Offenbar hatte
das fremde Raumschiff seine Aufgabe nicht mehr durchführen
können, bevor es die Naturgewalten zerstörten.
    Die Untersuchungen am und im Wrack aber gingen routinemäßig
weiter.
    Und als nach einiger Zeit sämtliche Ergebnisse der lunaren
Positronik NATHAN eingegeben wurden, erlebte Allan D. Mercant eine
Überraschung. NATHAN sagte nämlich mit einem großen
Wahrscheinlichkeitsgrad aus, daß ein kleines Stück vorn
Kurs des fremden Schiffes rechnerisch ermittelt werden konnte.
Verlängerte man diesen Kurs geradlinig, dann stieß man
nach einer gewissen Strecke auf die Position Quinto-Centers.
    Mit anderen Worten ausgedrückt hieß das, das
automatisch funktionierende Raumschiff hatte den Geheimagenten
bereits auf Quinto-Center abgesetzt, bevor es im galaktischen Zentrum
das Opfer der Naturgewalten wurde.
    Diese Meldung veranlaßte Allan D. Mercant, persönlich
zum Erdtrabanten zu fliegen. Er stellte NATHAN die Frage, wie sich
das Ergebnis der letzten Berechnung von der Fehlermeldung von
Quinto-Centervereinbarte.
    NATHAN warf die Antwort nach zweieinhalb Sekünden aus.
    Derfremde Agent arbeitete mit parapsychischen Mitteln ...

2.
    Die Funkmeldung erreichte mich während des Rückflugs zum
Zentralschacht von Quinto-Center.
    Zuerst hörte ich nur mit halben Ohr hin. Meine Gedanken
vermochten sich nicht von dem Erlebnis zu lösen, das ich kurz
zuvor in den Candy Mountains gehabt hatte.
    Die Candy Mountains stellten das einzige richtige Gebirge des
Zwergmondes dar. Ihren kuriosen Namen hatten sie von der Struktur der
Felsen bekommen, die erstarrtem Zuckerschaum glichen. Für mich
stellten die Grotten, Schluchten und Labyrinthe der Candy Mountains
ein Paradies dar. Ich warVakuum-Schwimmer aus Leidenschaft. Nichts
reizte mich mehr, als nahezu schwerelos im Vakuum dahinzugleiten, in
bizarre Felsengebilde einzutauchen und immer neue Wunder der
unerschöpflichen Natur zu entdecken. Die Candy Mountains hatten
ein besonderes Wunder bereitgehalten.
    Ein senkrecht in die Tiefe des Gebirges verlaufender Schacht, ein
Kamin, die Wände voller schimmernder smaragdgrüner
Kristalle hatte sich plötzlich vor mir aufgetan und mich mit
seiner unwirklichen Pracht bezaubert. Nur schwer fand ich in die
Wirklichkeit zurück.

    Der Funker forderte zum drittenmal eine Bestätigung der
Meldung. Mir wurde bewußt, daß dies fürAlron Teleke
war, Doktor der Mathematik und Positronik-Psychologe. Es war erst
vier Tage her, seit ich meine neue Stelle angetreten hatte. Ich war
Chef des Sektors 6 von ALPHA-3, der gigantischen Positronik des
USO-Hauptquartiers. "Bitte wiederholen Sie!" forderte ich.
"Stützpunktzentrale an Dr. Alron Teleke", schallte es
ungehalten aus dem Empfänger meines Helmtelekoms. "Die
Lochkarte trifft in dreißig Minuten ein."
    "Danke!" erwiderte ich lakonisch.
    Unwillkürlich mußte ich lächeln. Mit der
"Lochkarte" war niemand anderes gemeint als der erwartete
GeheimkurierAtlans. Er sollte Unterlagen bringen, die für die
Planung des Einsatzes A-AKO-1331 von entscheidender Bedeutung waren.
Da für diese Planung der Sektor 6 verantwortlich war und ich
diese Abteilung leitete, hatte ich bei derAnkunft des Kuriers
persönlich zugegen zu sein.
    Ich schaltete den Antigravgenerator meines Scooters auf maximale
Leistung. Die Konturen der Mondoberfläche unter mir begannen zu
verschwimmen, als die Geschwindigkeit sich erhöhte. Kein Laut
drang an meine Ohren, außer dem verhaltenen Summen der
Raumanzug-Aggregate.
    Fünf Minuten später nahm ich unter mir ein metallisches
Aufblitzen wahr. Ohne auf meine Oberflächenkarte zu sehen, wußte
ich, wo ich mich befand. Innerhalb eines flachen Ringwalles lagen die
Feuerstellungen von TF-19, einer der zahlreichen Abwehrforts von
Quinto-Center. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Zu dieser Zeit
mußte Major Wrighley in der Feuerleitzentrale Dienst tun. Ich
hatte den Major bereits am ersten Tag nach meinerAnkunft
kennengelernt und, da er ebenso passionierterVakuum-Schwimmerwarwie
ich, Freundschaft mit ihm geschlossen. Leider hatte ihm sein Dienst
bisher keine Zeit dazu gelassen, mich während meiner Freizeit in
die Candy Mountains zu begleiten.
    Plötzlich verspürte ich den unwiderstehlichen Drang,
Rando Wrighleyvon meiner Entdeckung zu berichten. Ich drosselte den
Generator meines Scooters. Langsam wie eine Flaumfeder sank ich auf
die Oberfläche hinab. Bevor