PR TB 022 Der Geister Agent Aus Dem All
hüllte mich
ein und beleuchtete gleichzeitig meinen Weg. Dennoch sah ich den
Grund des Kamins viel zu spät. Meine Füße prallten
auf. Ich wurde zurückgeworfen. Im letzten Augenblick konnte ich
mich an der Wand abstoßen. Langsam sank ich wieder tiefer.
Als meine Füße erneut festen Boden berührten, ging
ich in die Knie. Im Zeitlupentempo richtete ich mich wieder auf.
Dabei fiel mein Blick aufden Grund des Kamins. Er bestand aus dem
gleichen porösen Material, derden Candy Mountains ihren Namen
gegeben hatte. Nur in der Mitte der kreisrunden Fläche
schimmerte es leuchtend grün. Das, was an den Kaminwänden
nur in Form von Kristallen zu sehen war, lag hier, eingebettet in den
schaumigen Fels, als fester, kompakter Klumpen von mehr als
Kopfgröße.
Ich war so gebannt von diesem Anblick, daß ich erst nach
geraumer Zeit Brielles monoton klingende Stimme im Helmempfänger
vernahm.
Noch länger dauerte es, bis ich verstand, was er meinte.
"Das ist der Beweis, Teleke. Ich ahnte schon lange, daß
Sie der Agent sind, der hinter den mysteriösen Attentaten steht.
Jetzt weiß ich es. Das Gerät, auf dem Sie stehen, ist
zweifellos ein Sender, wenn auch ein sehr geschickt getarnter, und
die Kristalle sind nichts anderes als eine Antenne. Teuflisch
ausgedacht, Teleke. Aber nun ist Schluß damit."
Ich blickte in Brielles Augen.
Jäh begriff ich, was er mit mir vor hatte. Erwollte mich
töten. Ich sah, wie die Mündung des Nadelstrahlers sich auf
mein Gesicht richtete.
Sobald die quälend langsame Bewegung aufhörte, würde
ich sterben.
Mit dem Mut, den nur äußerste Verzweiflung verleiht,
stieß ich mich vom Boden ab. Ein lautloser Blitz raste an
meiner Helmscheibe vorbei und blendete mich. Ich trat mit aller Kraft
zu, als ich glaubte, Brielle erreicht zu haben.
In meinem Helmempfänger knallte es, als würde eine
Sprengladung detonieren. Danach trat Stille ein.
Ich schoß noch immer in dem engen Kamin nach oben. Aber
allmählich bremste mich die Schwerkraft und zog mich wieder
hinab.
Ich schaltete meinen Infrarotscheinwerfer ein und versuchte, etwas
zu erkennen. Nach und nach vermochten meine geblendeten Augen wieder
die Umwelt wahrzunehmen.
Je tiefer ich sank, um so deutlicher erkannte ich, daß die
zusammengekrümmte Gestalt auf dem Grund sich nicht mehr rührte.
Sie war nur verschwommen zu erkennen, denn eine Wolke
weißschimmernder Kristalle wogte um sie herum und senkte sich
allmählich auf den Boden.
Erst als ich neben Brielle stand, wußte ich, daß er
tot war. Mein Stiefel hatte die Sichtscheibe seines Helmes
zertrümmert. Die weißschimmernde, Kristallwolke war nichts
anderes als gefrorene Atemluft, die explosionsartig aus Brielles
Raumanzug entwichen war.
Ich starrte aufdas, was einmal Brielles Gesicht gewesen war. Mein
Gehirn verarbeitete die Eindrücke ohne die geringste
gefühlsmäßige Regung. Es war, als stünde ich
hinter einer Glaswand und beobachtete mich selbst. Mechanisch nahm
ich den Nadelstrahleraus Brielles zusammengekrampfter Faust. Ich
prüfte die Ladung, dann richtete ich die Mündung gegen die
Seitenwand des Schachtes. Der schaumige Fels löste sich so
schnell unter der Wirkung des Glutstrahlers aufwie Zuckerwatte unter
der Hitze eines Bunsenbrenners.
Eine Nische von drei Metern Tiefe entstand. Der Körper
Brielles wog bei einem Hundertstel der irdischen Schwerkraft nicht
mehr als auf der Erde ein Beutel mit Federn. Es bereitete mir keine
Mühe, ihn in die Nische zu schieben. Vorherjedoch entfernte ich
den PsychoSpürervon seinem Handgelenk und schob das Gerät
unbesehen in eine Tasche meines Raumanzugs.
Das kreisrunde Felsstück, das ich zuerst aus der Wand
geschnitten hatte, paßte genau in die Öffnung der Nische.
Nachdem ich es eingesetzt hatte, warvon General Roman Brielle keine
Spur mehrzu sehen. Einige Splitter aus der Sichtscheibe seines
Druckhelms trat ich mit den Füßen in den bröckeligen
Boden. Dabei bemerkte ich, daß die Stelle um den
grünschimmernden Klumpen erheblich fester war als die übrigen
Stellen der Felswand und des Bodens. Doch machte ich mir keine
Gedanken darüber.
Überhaupt handelte ich wie in einem Traum, in dem
Ungewöhnliches als Selbstverständlichkeit erscheint. Und
wie man beim Aufwachen oft das Geträumte vergißt, so
verschwand die Erinnerung an das Geschehene immer mehr aus meinem
Gedächtnis, je weiter ich mich vom Ort des Geschehens entfernte.
Mit ruhigen Bewegungen stieß ich mich von den Wänden ab
und glitt hinauf, der Mündung des
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