PR TB 029 Die Fremden Aus Dem Mikronebel
untergehen.
Weiter oben an der Straße erhob sich eine Staubwolke.
Giuliano beugte sich nach vorn, um besser sehen zu können. Der
Staub wurde von einem Rollgleiter aufgewirbelt, der mit
halsbrecherischer Geschwindigkeit die Straße herunterkam. Vier
Leute saßen in dem Fahrzeug.
"Meech, wir bekommen Besuch", sagte Giuliano. "Doc
Lorran hat fast die ganze Stadt zusammengetrommelt."
Die Begrüßung vollzog sich in einer Atmosphäre,
die von Verwunderung, Mißtrauen und ein bißchen ehrlicher
Freude durchsetzt war. Von der überwältigenden
Begeisterung, die Doc Lorran versprochen hatte, war nichts zu fühlen.
Die Besucher hatten es sich in den Sesseln des Wohnzimmers bequem
gemacht, während Hannigan aus einer Flasche, die Lorran
mitgebracht hatte, in Gläser einschenkte, die von Doreen Baerman
zur Verfügung gestellt worden waren. Eine lebhafte Unterhaltung
war in Gang gekommen. Giuliano hatte Zeit, während er Dutzende
von Fragen beantwortete, die Bewohner von Rivertown zu studieren.
Pete und Doreen Baerman waren das einzige Ehepaar. Pete war ein
stämmiger, braunhaariger Mann von ungefähr dreißig
Jahren. Er wirkte anspruchslos, ein Durchschnittsbürger, dessen
Bewerbung das Siedlungsamt angenommen hatte, weil er über
eine verläßliehe Gesundheit und ausreichende technische
Kenntnisse verfügte. Doreen war blond, hübsch, Mitte
zwanzig, sicherlich keine geistige Leuchte, aber gewandt im Umgang
mit Menschen und mit einer Figur, der man ansehen konnte, daß
sie in fünf oder sechs Jahren die idealen Schönheitsmaße
weit hinter sich gelassen haben würde. Kalep mit dem
nichtssagenden Vornamen Joe war eine Figur, die aus dem Witzblatt
geschnitten schien. Kalep war höchstens einen Meter sechzig groß
und hatte eine Art, seine Schultern nach vorn zu drücken, als
wäre er immerwährend dabei, das Gleichgewicht zu verlieren.
Er hatte eine Knollennase so groß wie eine Kinderfaust, einen
schiefen, dünnlippigen Mund, der ununterbrochen zu grinsen
schien, zwei listige Äuglein von beeindruckender Beweglichkeit
und ein Gefilz aus schmutziggrauem Haar, das seit einem Jahr weder
Schere noch Kamm gesehen hatte. Kaleps Alter war schwer zu schätzen,
aber er schien mindestens vierzig zu sein, und Giuliano fragte sich,
was für Qualifikationen er besitzen mochte, die das Siedlungsamt
veranlaßt hatten, ihn nach FILCHNER zu schicken. Der letzte in
der Runde war Ely Lorran, behäbig und die gewaltige Masse seines
Körpers mit Fett und Muskeln zu gleichen Teilen bestreitend.
Ohne sich in Rivertown auszukennen, mußte jedem sofort klar
sein, daß Doc Lorran hier die leitende Rolle spielte.
Darrel Sifter, das fünfte Mitglied der Kolonie, war von
seinem Flug zur Westhälfte des Kontinents noch nicht
zurückgekehrt.
Meech war mit dem Einschenken fertig. Doc Lorran nahm sein Glas
zur Hand und hob es.
"Wir trinken auf die glückliche Ankunft unserer beiden
Besucher", rief er mit tiefer Stimme. "Ihr Pech ist unser
Glück,
denn Rivertown hat die Abwechslung so nötig wie der Baum die
Blätter. "
Alle tranken. Das Getränk war synthetischer Whisky. Das
heißt, es mußte synthetischer Whisky sein. Er schmeckte
wie der beste echte, den Giuliano je getrunken hatte, aber es stand
fest, daß sich unter den Gütern, die die Siedler mit nach
FILCHNER brachten, kein alkoholisches Getränk befunden hatte.
Giuliano hatte eine passende Erwiderung des Trinkspruchs auf der
Zunge, als Pete Baerman sich ihm plötzlich zuwandte und fragte:
"Was ist eigentlich ein Surveyor-Team?"
"Eine Gruppe aus zwei bis vier Mann", antwortete
Giuliano und verfluchte Petes Neugierde, "die mit einem
kleineren Raumfahrzeug in einem gewöhnlich eng begrenzten
Raumsektor arbeitet und astrophysikalische Daten über die
Himmelskörper in diesem Sektor sammelt."
"Aha", machte Pete, und es war deutlich, daß ihm
die Antwort überhaupt nichts besagte.
"Mister Giuliano", begann Doreen, dann fing sie an zu
lachen und wischte mit der Hand durch die Luft. "Das klingt so
steif. Wie ist eigentlich Ihr Vorname?"
Giuliano verkrampfte die Hände. Wie leicht es doch war, solch
kleine Dinge zu übersehen!
"Julian", antwortete er nach kurzem Zögern
Doreen war begeistert.
"Julian Giuliano!" rief sie lachend. "Also,
Julian...", verwirrt sah sie sich um, "... was wollte ich
eigentlich sagen?"
Durch ihr Zögern kam Kalep zum Zug.
"Sie hatten einen Triebwerksdefekt?" erkundigte er sich
Seine Stimme hatte einen hellen, trompetenartigen Klang, der seine
ganze Erscheinung
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