PR TB 030 Der Schlüssel Zur Anderen Welt
sich
aufkeimen. Es wäre ein mehr als unwahrscheinlicher Zufall
gewesen, wenn auf Opposite jemand, mit dem er bislang nichts zu tun
hatte, über seine Verhältnisse Bescheid wußte.
Das Summen des Visiphons unterbrach seinen Gedankengang.
Tami drückte auf die Aktivierungstaste. Gleich darauf
verschloß sich ihr hübsches Gesicht. Von dem kleinen
Bildschirm des Geräts blickte das Abbild Staatsmarschall Bulls
herab.
Reginald Bull grinste anzüglich.
„Falls der Herr Kapitän sich für eine halbe Stunde
freimachen könnte - ich erwarte ihn auf Rampe vier … !”
Er verneigte sich leicht vor der Zaliterin.
„Verzeihen Sie bitte, Madam. Ich bin untröstlich. Aber
die leidigen Geschäfte …”
„Schon gut, Sir!” sagte Guy ungehalten. „Ich bin
in fünf Minuten auf Rampe vier.” Er streckte den Arm aus
und schaltete das Visiphon ab. Dann trank er seinen Whisky aus.
„Ich bitte um Entschuldigung, Tami. Eigentlich bin ich nur
hier, weil mich Mister Bull zu einer geschäftlichen Besprechung
bestellt hatte. Dennoch würde ich mich sehr freuen, wenn wir
unsere Unterhaltung später fortsetzen könnten.”
Die Zaliterin sah zu Boden. Ihre gepflegten Hände spielten
mit einer prachtvollen Perlenkette. Vorübergehend bildeten sich
einige Falten auf ihrer Stirn. Doch dann schaute sie mit verhaltenem
Lachen auf.
„Ich hätte Ihnen ohnehin aufgelauert, Guy! Also gut,
vergessen Sie mich aber nicht, sonst werde ich ungemütlich.”
Sie sagte es schelmisch, aber Guy Nelson war es, als läge ein
warnender Unterton in der leicht hingeworfenen Bemerkung.
Verwirrt und nachdenklich verließ er die Sphäre,
nachdem die Automatik sie neben Rampe vier zum Stillstand gebracht
hatte.
*
Er brauchte nicht lange auf Bulls Sphäre zu warten. Kaum war
Tami seinen Blicken entschwunden, setzte die Energiehülle des
Staatsmarschalls neben ihm auf.
Betont lässig schwang sich Guy hinein und nahm in einem
Kontursessel Platz. Reginald Bull schaltete an der Steuerautomatik,
dann reichte er die Hand über die Bartheke.
„Wie geht es Ihnen, großer Nelson?” Seine Augen
zwinkerten belustigt. „Ich wußte gar nicht, daß Sie
außer Whisky noch etwas anderes lieben. Ich kann Ihnen leider
nur Whisky anbieten. - Aber vielleicht darf ich erst bekannt machen.”
Er deutete auf den hünenhaften Mann in der Uniform eines
Obersten der Imperiumsflotte, der bisher mit dem Rücken zur Bar
in der Sphäre gestanden hatte. „Oberst Pawel Kotranow -
Kapitän Guy Nelson!”
Guy erhob sich halb und erwiderte Kotranows festen Händedruck.
Dabei musterte er aufmerksam das Gesicht des blonden Hünen. Die
breite Stirn, das klobige Kinn und die derben Backenknochen hätten
einem terranischen Bauern des neunzehnten Jahrhunderts gehören
können. Nur die wissenden hellblauen Augen und der schmallippige
Mund paßten nicht zu dieser Vorstellung.
Kotranow lächelte, und die zahlreichen Narben seines Gesichts
hoben sich weiß von der goldbraunen Haut ab. Raumfahrer, die
auf Kunstlicht und Höhensonnenbestrahlung angewiesen waren,
besaßen diese Hautfarbe. Die Narben dagegen holte man sich für
gewöhnlich nicht auf einem Raumschiff. Sie sahen aus, als wäre
der Oberst monatelang durch dornigen Dschungel marschiert.
„Worauf trinken wir, meine Herren?” fragte Bull
energisch.
Guy Nelson bemerkte, daß die Automatik inzwischen Whisky
serviert hatte. Er hob das Glas.
„Auf den Erfolg des Großadministrators!” sagte er
betont gleichmütig.
Reginald Bulls Reaktion erschreckte ihn fast. Der Staatsmarschall
setzte sein Glas ab und beugte sich vor.
„Woher wissen Sie …?” begann er, unterbrach sich aber
rasch wieder.
Guy lachte rauh.
„Ich weiß überhaupt nichts, Sir. Es ist nur eine
alte Angewohnheit von mir, aus Fakten Schlußfolgerungen zu
ziehen. Perry Rhodan verließ Opposite vor ungefähr
vierzehn Tagen. Seitdem ist der Betrieb im Flottensektor von Hondro
geradezu hektisch geworden. Es scheint sich etwas Großes zu
tun. Und Sie als Rhodans Stellvertreter halten unterdessen hier die
Stellung, wenn ich mich nicht irre.”
„Dieser Mann ist gefährlich”, bemerkte Kotranow
mit tiefer Stimme. „Man sollte ihn einer Psychobehandlung
unterziehen.”
Bevor Guy Nelson aufbrausen konnte, strafte der Hüne seine
eigenen Worte durch ein amüsiertes Gelächter Lügen.
„Na, dann prost!” knurrte Reginald Bull und hob das
Glas.
Sie tranken ihre Gläser aus. Der Staatsmarschall bot
Zigaretten an. Doch diesmal zog Guy seine Pfeife vor.
Ihre
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