PR TB 030 Der Schlüssel Zur Anderen Welt
Luft. Guy spürte,
wie das Handgelenk des anderen unter seinem eisernen Griff nachgab.
Er wälzte sich auf den Rücken und stieß die
angezogenen Füße von sich.
Die Last über ihm verschwand. Es klirrte und polterte, als
der andere im Vorbeiflug Gläser und Flaschen von der Bartheke
wischte. Guy setzte mit einem gewaltigen Satz hinterher.
Einen Herzschlag lang blickte er in das zur bösartigen Fratze
verzerrte Gesicht seines Gegners, dann mußte er vor dem
nächsten wütenden Angriff zurückweichen.
Er fühlte sich dennoch als Herr der Lage, und beinahe wäre
ihm das zum Verhängnis geworden. Während er einige
Fausthiebe fast spielerisch abblockte, wich er an den Rand der Theke
zurück. Plötzlich hatte sein Gegenüber eine
Neuropeitsche in der Hand.
Guy Nelson sah den Schlag kommen und warf sich zurück. Er
stürzte gegen die Seitenlehne eines Kontursessels und fühlte
einen betäubenden Schmerz im Rücken. Pfeifend durchschnitt
die Neuropeitsche die Luft über seinem Gesicht. In verzweifelter
Anstrengung vollführte Guy einen Salto rückwärts. Es
gelang ihm, auf die Füße zu kommen. Zur Rechten sah er das
Messer liegen, das dem anderen bei seinem ersten Angriff entfallen
war.
Beim nächsten Angriff wich Guy nach rechts aus und bückte
sich. Er spürte den Luftzug, als ihn der andere um wenige
Zentimeter verfehlte. Im nächsten Augenblick kam er mit dem
Messer in der Faust hoch.
Ungläubig blickte er auf die Stelle, an der er seinen Gegner
vermutete. Die Stelle war leer, und als der Kapitän dahinter den
offenen Einstieg der Sphäre sah, wußte er, welches
Schicksal den anderen ereilt hatte.
Er taumelte zum Einstieg, hielt sich an den grün leuchtenden
Rändern des stabilen Energiefeldes fest und blickte hinunter.
Dort, etwa zweihundert Meter tiefer, hasteten Menschen auf einen
dunklen Fleck am Boden der Kuppelhalle zu.
Guy Nelson ließ das Messer fallen und wandte sich benommen
um. Erst jetzt hatte er Zeit, sich das Bündel anzusehen, mit dem
sich der andere befaßt hatte, bevor er überrascht worden
war.
Guy stöhnte unterdrückt.
Das Bündel war Tami Ragsor…
*
Guy Nelson zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Dann
bückte er sich und schnitt die Riemen durch, die Tami
einschnürten. Wie aus weiter Ferne vernahm er das Schrillen von
Trillerpfeifen und das Plärren von Lautsprechern. Er kümmerte
sich nicht darum.
Die junge Zaliterin war bewußtlos. Die striemenartige,
gerötete Schwellung, die sich über Hals und Unterkiefer
hinzog, stammte eindeutig von einem Schlag mit der Neuropeitsche. Guy
vermochte sich einiges zusammenzureimen. Anscheinend war der Fremde
in Tamis Sphäre eingedrungen. Tami hatte sich gewehrt. Vieles
sprach dafür, daß der Blasterschuß von ihr abgegeben
worden war, wenn sich Guy auch schwer vorstellen konnte, daß
die Zaliterin mit einer Thermowaffe ausgegangen war. Der Blasterschuß
hatte offenbar sein Ziel verfehlt und seine Energie an die
Sphärenhülle abgegeben. Danach war Tami von der
Neuropeitsche betäubt worden.
Der Kapitän begann Tamis Nacken zu massieren. Seine
Fingerspitzen kreisten und kneteten sachkundig. Er lächelte
voller Genugtuung, als die Körperstarre allmählich wich.
Die Neuropeitsche war anscheinend nur auf geringe Intensität
eingestellt gewesen.
Guy fragte sich, welchen Sinn das Ganze haben könnte. Warum
war der Überfall erfolgt? Weshalb hatte der Fremde Tami
anschließend gefesselt und offenbar durchsucht? Was konnte er
gesucht haben? Und vor allem: Was war dem anderen an Tami so wichtig
erschienen, daß er sie überfiel und bereit gewesen war,
einen überraschend aufgetauchten Zeugen kaltblütig zu
beseitigen …?
„Heben Sie die Hände hoch, und drehen Sie sich langsam
um!” durchschnitt eine harte Stimme vom Eingang her die
trügerische Stille innerhalb der Sphäre. „Keine
falsche Bewegung!”
Guy Nelson blieb nichts anderes übrig, als der Aufforderung
zu folgen. Er hob die Arme
und wandte sich um. Grinsend blickte er in die Mündung der
Schockwaffe.
„Welche Überraschung, Sie nach so kurzer Zeit schon
wiederzusehen, Oberst Kotranow …!” „Ach!” brachte
der andere ächzend heraus. „Sie …?”
Guy trat einen Schritt zur Seite, damit Kotranow die Zaliterin
sehen konnte.
„Sie wundern sich, Oberst? Wenn die Dame freilich auf Sie
angewiesen gewesen wäre, hätte sie lange warten können.”
Kotranow räusperte sich. Mit einem Ruck schob er den
Schockblaster in die Gürtelhalfter zurück und trat näher.
Hinter ihm
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