PR TB 046 Planet Unter Quarantäne
Erfahrungen
bereichert. Das Leben war nun mal eine endlose Auseinandersetzung mit
dem Tod. Und dies war nun ein neues Glied in der Kette. »Leutnant
Dovegray«, sagte Perry Rhodan. »Ja, Sir?« Dovegray
erschien vor dem Großadministrator. »Bemannen Sie einen
Shift«, erklärte Perry Rhodan. »Ich möchte mit
einem Bewohner dieser Welt sprechen. Der Shift soll uns einen
Gefangenen bringen. Ich denke dabei an einen Mann in gehobener
Position, der uns Details über diese Zivilisation berichten
kann. Er darf nicht verwundet werden und soll keinen geistigen
Schaden erleiden. Suchen Sie eine gute Mannschaft aus und schicken
Sie sie zu mir, bevor wir starten.«
Leutnant Dovegray war immer mehr ins Schwitzen gekommen. Jetzt
wollte er einen Einwand vorbringen, schwieg aber, als er Rhodans
Blick begegnete. Diese Augen duldeten keinen Widerspruch !
»Jawohl, Sir«, sagte er.
*
Der Shift flog von Süden her die brennende Stadt an. In den
rauchenden Trümmern eines Gehöfts ging er nieder und rollte
von hier auf seinen Raupenketten über das menschenleere
Ackerland. Dämmerung herrschte über dem verwaisten Land.
Die rote Riesensonne war schon lange untergegangen, jetzt stand ihr
kleinerer Begleiter wie ein funkelndes Juwel in dem tiefblauen
Himmel.
Von der Stadt her kam das Prasseln des Feuers, das Krachen
berstender Häuser und der Orkan einer Stimme, die über alle
Gewalten zu triumphieren schien. Die Shift-Besatzung verstand die
Worte des Sprechers nicht, aber sie fühlten die
Kraft der Überzeugung, die davon ausging. Wenn der
unsichtbare Sprecher eine Pause einlegte, ertönte ein
tausendkehliges Geschrei, und die Stadt bebte.
Die Bürger jubelten dem Sprecher zu.
»Welche Faszination«, sagte der Kopilot des Shifts,
als der Stimmorkan des Sprechers wieder über die Stadt fegte.
»Ich glaube, wir brauchen nicht lange nach einem geeigneten
Objekt zu suchen«, sagte der Pilot und lenkte den Shift in den
Schutz einiger schwarzgebrannter Mauerreste am Stadtrand. Der Kopilot
fuhr das 15 Meter lange Periskop aus und beobachtete damit den
Hauptplatz. Eine unübersehbare Menschenmenge wälzte sich
von dort aus der Stadt hinaus, gen Norden.
»Soweit ich ersehen kann, ist es ein endgültiger
Aufbruch«, berichtete der Kopilot. »Sie lassen nichts
hinter sich als Schutt und Asche und führen nur ihre Haustiere
und die notwendigsten Habseligkeiten mit sich. Die meisten gehen zu
Fuß, aber viele reiten auf Tieren, die Pferden nicht unähnlich
sehen, andere fahren mit Wagen, vor die diese Pferde gespannt sind.
Es scheint, als sei dieser Aufbruch eine heilige Handlung.«
»Und unser Mann«, fragte der Pilot drängend.
»Kannst du den Sprecher sehen?«
Der Kopilot schwenkte das Periskop.
»Ich hab ihn«, stieß er nach einer Weile hervor.
»Er steht auf der höchsten Plattform eines Minaretts und
feuert seine Schützlinge an …«
Pharon wusste nichts davon, dass er beobachtet wurde. Er ging in
seiner Predigt auf, mit der er die zwanzigtausend Bewohner Orgedons
auf die Seite Zetes gebracht hatte. Er traf damit nicht nur mitten in
die Herzen der Durchschnittsbürger, sondern sprach auch den
Verstand der Intellektuellen an. Zete hatte seine Versprechungen
erfüllt, er hatte das Zeichen zum
Aufbruch ins Gelobte Land gegeben. Sein Reich wartete auf die
Menschen. Zum Zeichen für die Bereitschaft, bei ihrem Gott
einzukehren, brachen die Menschen die Brücken zu ihrer
Vergangenheit hinter sich ab. Sie verbrannten sie. Was sie für
den Pilgergang brauchten, nahmen sie mit, das andere sollte zu Schutt
und Asche werden.
»Umtar heißt unsere Vergangenheit, Zete-Mona unser
Leben. So wollen wir vertilgen, was Vergangenheit ist!«
Und Orgedon brannte.
Pharon war mit seiner Predigt zu Ende. Erschöpft lehnte er
sich gegen das Geländer der Plattform und sah auf seine Gemeinde
hinunter, die sich tief unter ihm in einem dichten Strom aus der
Stadt wälzte. Er folgte den Bürgern mit den Augen durch die
winkeligen Straßen hinaus in die Ebene bis zum fernen Horizont
- bis sie seinen Blicken entschwanden. Er schloss die Augen und sah
sich und die Seinen im Geiste bereits im Gelobten Land, im Vorhof zum
Gottesreich.
Pharon hatte seine Pflichten in Orgedon erfüllt, er würde
sich jetzt an die Spitze der Kolonne begeben und sie anführen.
Nein, noch nicht. Da war noch Raschana, um die er sich kümmern
musste.
Er rannte die Wendeltreppe des Turmes hinunter, durch die leere
Andachtshalle und auf die Straße hinaus. Die
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