PR TB 047 Höllentanz Der Marionetten
der
Tefroder löste. Er holte aus und grub Rogier die Faust in den
Unterleib. Rogier brach zusammen, rollte seitlich ab und wich
einen Tritt aus, der ihm den Kopf hätte wegreißen können.
Sarillet rannte weiter.
Irgendwie kam Rogier wieder auf die Beine und setzte ihm nach.
Er hörte nicht das durchdringende Horn, das hinter ihm
aufheulte. Mit rund zweihundert Stundenkilometern Geschwindigkeit
jagte dröhnend ein weiterer Hafenbus heran, mit aufgeblendeten
Scheinwerfern. Er steuerte leicht nach links und zielte auf die freie
Fläche zwischen Sarillet und Rogier, der ihm schwankend folgte.
Irgendwo hinter ihm wußte er Lee und den Astrogator der GIANT.
Der Bus, in dem Dorian saß, bremste mit aller Macht,
schleuderte und brach aus, kreischte mit der Breitseite auf Rogier
zu. Dann beschleunigte der Mann hinter dem Steuer und drehte das
Fahrzeug herum. Das Licht blendete Rogier.
„Halt … Sie Idiot!“ schrie Lano aus dem offenen
Fenster und sprang aus dem Wagen. Mit ausgebreiteten Armen fing er
Rogier auf.
„Weg!“ keuchte Rogier.
„Wollen Sie umkommen …?“ schrie Lano. „Sehen
Sie sich das an!“
Er hielt Rogier eisern fest und deutete dann, nachdem der Mann
seine Gegenwehr aufgegeben hatte, nach oben. Ein kleines Schiff
schwebte ein. Die Düsen des Ringwulstes feuerten, und unsichtbar
griffen die Landehilfen des Antigravfeldes nach unten.
Sarillet rannte allein weiter.
Jetzt hörte er über sich ein Geräusch, und als er
den Kopf hochriß, sah er in den strahlenden Kranz der
aufgeblendeten Landescheinwerfer. Ein Finger der Antigravprojektoren
ergriff und zerdrückte ihn. Eine Sekunde später hörten
Lano und Rogier das seufzende Geräusch der einfedernden
Landestützen. Sarillet war von einer Kraft zermalmt worden, die
ein Zwölftel des Gewichtes des landenden Schiffes ausmachte.
Der erste, der ausstieg, war ein mittelblonder, mittelgroßer
Mann, der auf die Lichtquelle zuging und vor den zwei Männern
stehenblieb.
„Sie sind Dorian und Sie Stahl-Keevan. Wo ist unser
Problem?“ fragte er mit einer etwas kratzenden Stimme.
„Sie stehen darauf“, sagte Rogier verbissen. „Ihnen
gehört jetzt der Rest der Arbeit. Fahren Sie mit mir zurück
zum Hafengebäude?“
„Ich bitte darum“, sagte der Agent der Galaktischen
Abwehr und stieg ein, nachdem er flüchtig das Etwas betrachtet
hatte, das einmal Sarillet gewesen war oder jemand, der diesen Namen
geführt hatte. Der Hafenbus nahm Finesilver und den Astrogator
aif und schwebte sehr schnell zum Kontrollgebäude hinüber.
Rogier sagte erschöpft:
„Ich habe zu tun. Wir können über alles morgen in
der Redaktion sprechen. Das, was jetzt zu tun ist, erfordert
vermutlich nicht gerade den Einsatz des Lebens.“
Der Direktor der Schiffahrtslinie sah auf.
„Ich werde nicht vergessen, was Sie mir aufgetragen haben.
Das Schiff startet übermorgen mit der neuen — alten —
Chefstewardeß.“
Rogier ging.
Sechs Tage …
Fünf Tage…
Am dritten April des Jahres 2405 würden sich
eintausendneununddreißig amtierende Administratoren und
zweihundertachtundzwanzig Staatschefs fremder Sternenvölker in
die Solar Hall zu Terrania auf Terra begeben. Es war eine teuflische
Falle: Von ihnen, wie die Computer Mercants ausrechneten, nachdem sie
mit Namen und Adressen der Gästelisten des Starmont gefüttert
worden waren, hatten mehr als zweihundert mit Begleitern, Gattinnen,
Freunden und Freundinnen das Hotel in der in Frage kommenden
Zeitspanne besucht.
Sie mußten bewacht werden.
Die Agenten wurden eingeteilt und machten sich auf den Weg. Nur,
daß dieser Weg mitunter kompliziert, verschlungen und sehr,
sehr lang sein konnte. Die Männer und deren Angehörige
kamen aus allen Richtungen der Galaxis.
Die Hölle war los.
*
Parr McNair war ein hagerer, verschlossener Mann von nahezu
fünfzig Jahren. Er hatte wenig Freunde; Ford Attard war einer
der besten Freunde, die ein Mann in der Position McNairs haben
konnte. McNair war der Amtierende Administrator von TRABAY IV, einem
hochentwickelten Agrarplaneten. Er reiste mit Attard zusammen zur
Konferenz. Und er ahnte nicht, daß sein Freund den wandelnden
Tod bei sich trug. Der Flug näherte sich dem Ende.
Die beiden Männer wurden im Hilton Terrania untergebracht.
Ihre Zimmer befanden sich im siebzigsten Stockwerk, und große
Teile der Hauptstadt waren von dem breiten Balkon aus sichtbar. Die
Stadt schien groß, verwirrend und lebendig wie immer, aber
heute durchfluteten hektische Betriebsamkeit und
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