PR TB 052 Der Untergang Des Solaren Imperiums
wandten sich
sämtliche 83 Mitglieder des Kriegsrates ihm zu. Selbst Professor
Kair Sair, der mit seinen drei Assistenten vor einem mannsgroßen
Kristall in der Mitte des kreisförmigen Saales stand, unterbrach
sich in seinen Ausführungen und warf den Neuankömmlingen
einen finsteren Blick zu. Er konnte Oder-Dachart nicht ausstehen,
weil dieser immer für eine gemäßigte Kriegführung
eintrat. Kair-Sair ahnte sofort, daß der Chef der
psychologischen Kriegsführung auch diesmal auf der Konter
Rednerbank Platz nehmen würde.
Oder-Dachart enttäuschte ihn nicht. Er setzte sich neben den
Kolonisationsminister und den Außenminister, die ihn beide von
der Konter-Rednerbank begrüßten.
Kair-Sair sagte gerade giftig:"Leider kann ich auf das
verspätete Eintreffen verschiedener Herren nicht Rücksicht
nehmen. Mitjeder Sekunde, die wir verstreichen lassen, wird die Lage
für die Union kritischer. Deshalb müssen wir bald wirksam
zuschlagen. Meine Herren, ich habe Ihnen das Prinzip der Waffe Zy
erklärt, die nötigen wissenschaftlichen Unterlagen sind
vervielfältigt, und meine Assistenten werden sie an Sie
verteilen. Lassen Sie mich vorher nur noch, kurz zusammenfassen.
Damit möchte ich meinem Kollegen" - er verbeugte sich in
Oder-Dacharts Richtung - "zu einer Grundlage für seine
Gegenargumentation verhelfen."
Einige Mitglieder des Kriegsrates lachten. Kair-Sair fuhr fort:
"Sie sehen hier einen synthetischen Kristall, vor sich, der
scheinbar nichts weiter als tote Materie ist. Aber der Schein trügt,
denn der Kristall trägt alle Eigenschaften eines im höchsten
Maße überlebensfähigen Wesens in sich. Daß der
Kristall sich zu keinem selbständigen Wesen entwickelt, ist
daraufzurückzuführen, daß er nichtjenen zündenden
Funken besitzt, ID, Ego oder, Seele genannt. Es fehlt ihm der
Lebenshauch. Es ist dasselbe wie mit anderen Kristallen oder Steinen
oderjeder anderen toten Materie - sie bleibt tote Materie, weil sie
den gewissen Funken nicht besitzt."
Er machte eine Pause."Mein Kristall aber unterscheidet sich
grundlegend von anderer Materie, denn er hat die Eigenschaft, sich
die Seele anderer Lebewesen zunutze zu machen. Damit ist es mir
gelungen, ein fast vollkommenes Wesen zu schaffen. Mein synthetisches
Leben braucht eine Matrize, von der es das Seelenbild kopieren kann.
Es ist'also nur fast vollkommen' - deshalb bezeichne ich den Kristall
mit dem letzten und vorletzten Buchstaben des Alphabetes. Zy. Die
nächste Stufe wäre die Vollkommenheit: Zz."
Er machte wieder eine Pause. "Für die Verwendung im
Kriege ist aber Za besser als ein vollkommenes synthetisches Leben.
Zy hat den Drang, empfangene Seelenbilder nachzuäffen. Was
geschieht nun, wenn wir Tausende von Zy-Kristallen über den
Kolonistenwelten abwerfen? - Ich meine natürlich Kristalle von
der Größe eines ausgewachsenen Menschen. Die Zy-Kristalle
werden sich zu Doppelgängern der Kolonisten formen. Sie geben
vollwertige Ebenbilder ab. Sie können sich alle vorstellen,
welche Verwirrung es bei, den Kolonisten gibt, wenn sie nicht mehr
wissen, wer die eigenen Leute und was Doppelgänger sind. - Ja?"
Ein Mann aus dem Kriegsrat meldete sich zu Wort. Er fragte:"Nach
Ihrer Methode müßten wir den Krieg zwar schnell gewinnen
können, aber wie sollen wir die ZyKristalle danach wieder unter
Kontrolle bringen?"
"Eine berechtigte Frage", gab Professor Kair-Sair zu.
"Um eine Antwort bin ich nicht verlegen. Ich habe Ihnen gesagt,
daß die Zy Kristalle das Bedürfnis haben, das Seelenbild
von Lebewesen nachzuäffen." Er deutete auf den Kristall
neben sich. "Warum tut es dieser Zy nicht? Ganz einfach, wir
haben natürlich ein Gegenmittel entwickelt, eine Art
Anti-Zy-Kristall, der die Aufnahmefähigkeit des Zy unterbindet.
Solange die Zy auf unseren Kriegsschiffen lagern, wird die Hemmung
wirksam sein. Aber wir bauen einen Zeitzünder ein, der den
AntiZy-Kristall nach der Landung auf einer Pionierwelt
zerstört. Und es wird gar-nicht nötig sein, daß
ein Pionier dem Zy besonders nahe kommt, denn die Kristalle haben
eine große Reichweite. Eine weitere Besonderheit ist, daß
man die Zy auf bestimmte Objekte steuern kann.
Hat man es auf einen bestimmten Präsidenten der Kolonisten
abgesehen, kann man die Aufnahmefähigkeit des Zy auf ihn lenken.
Sie sehen, die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt."
Der Kolonisationsminister sprang von der KonterRednerbank auf und
rief empört: "Das ist die gemeinste Art der Kriegsführung,
die ich kenne!"
"Aber auch
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