PR TB 062 Das Grab Der Raumschiffe
Wenn!“
„Sie träumen“, gab Michael zu, „aber haben
sie nicht viel dazu getan, um den Traum zu verwirklichen?“
„Sehr viel“, bestätigte Coinie. „Sie haben
eine Methode entwickelt, die die Gene einiger Menschen verändert
haben, so daß sie ohne Sauerstoffgerät auf der Oberfläche
leben können.“
„Sie haben mit primitivsten Mitteln Umweltangepaßte
geschaffen“, sagte Michael. Er gähnte herzhaft.
„Diese Menschen haben nicht darum gebeten, daß man
Umweltangepaßte aus ihnen macht!“
„Warum sind Sie verbittert?“
„Es... ist schon wieder vorbei. Ich fühle mich
eigentlich recht glücklich in meiner Haut. Aber manchmal muß
ich daran denken, was sein wird, wenn tatsächlich ein Schiff des
Sternenreiches landet und all jene Menschen abholt, die sich auf
Europium nur künstlich am Leben erhalten können. Dann wird
die große Einsamkeit kommen.“
„Das ist nicht wahr“, sagte Michael heftig. „Europium
wird zu einer Kolonie des Solaren Imperiums werden, und diese Kolonie
wird niemals in Vergessenheit geraten.“
„Vielleicht.“ Coinies Stimme klang traumverloren. Wo
mochte sie in diesem Augenblick mit ihren Gedanken verweilen? Hielt
sie sich gerade in dem Wunschgebilde auf, das sie sich vom Solaren
Imperium geschaffen hatte? War sie bei den Umweltangepaßten,
mit denen sie alles das verband, was sie im Vergleich zu den anderen
Menschen verloren hatte?
Coinie schritt wieder schneller aus. Sie hatte ihre Schwermut
abgelegt und auf den Boden der Gegenwart zurückgefunden. Eine
Aufgabe lag vor ihr.
„Egal“, sagte sie dann entschlossen, „ob uns das
Solare Imperium vergessen wird. Es ist schon viel wert, wenn die
Menschen, die nicht hierhergehören, unsere Welt verlassen.
Einsamkeit ist kein zu hoher Preis für Freiheit.“
„Ich habe mich schon gefragt“, sagte Michael unter
Gähnen, „warum Sie sich so intensiv für die Landung
von Raumschiffen einsetzen. Jetzt weiß ich es.“
Die Augen fielen ihm zeitweise zu, er mußte sie gewaltsam
aufreißen. Manchmal stolperte er und konnte sich gerade noch
auf den Beinen halten. Für seine Umgebung hatte er schon lange
nichts mehr übrig gehabt. Es kam überraschend für ihn,
als er entdeckte, daß sie von dichtem Nebel umgeben waren; die
Sicht reichte nicht weiter als dreißig Meter.
Er mußte ein Stück laufen, um den Anschluß an
Coinie nicht zu verlieren. Das munterte ihn ein wenig auf.
„Warum sind Sie nur so bescheiden“, sagte er. „Ihre
Eltern stammen aus dem Solaren Imperium und haben ihren Teil dazu
geleistet, daß es ein Sternenreich geworden ist, das auf
unerschütterlichen Fundamenten steht...“
Eine Bemerkung Guckys, daß er, Michael, mit seiner Redegabe
für die diplomatische Laufbahn geeignet wäre, fiel ihm ein.
Aber Michael wollte kein Diplomat werden — gefördert durch
die Tatsache, daß er der Sohn des Großadministrators war.
Er wollte aus eigener Kraft etwas werden! Es war schlimm genug, daß
bisher die meisten Leute nur den Sohn des Großadministrators in
ihm gesehen hatten. Er war Michael Rhodan! Und er wollte Kosmonaut
werden... „Wir sind hier“, sagte Coinie.
„Ich sehe nichts, was auf den Unterschlupf der
Wissenschaftler hindeuten würde“, meinte Michael.
„Hier befindet sich auch nur ein Sender, über den ich
mit den Wissenschaftlern in Verbindung treten kann“, erklärte
sie, während sie sich vor einer großen Pfütze auf die
Knie niederließ, ihre Ärmel aufkrempelte und mit beiden
Händen in das graue Wasser griff. Sie beförderte ein Paket
aus Kunststoff, mit einem wasserdichten Verschluß daran, aus
dem Brackwasser.
Mit einigen geschickten Handgriffen holte sie aus der Schutzhülle
ein tragbares Bildsprechgerät.
„So“, sagte sie und nahm eine Einstellung daran vor,
„jetzt wird es sich bald herausstellen, ob es wahr ist, was du
über das Solare Imperium gesagt hast.“
„Was habe ich gesagt?“ Michael hatte sich
niedergesetzt und streckte sich auf dem Rücken aus. Die wohlige
Wärme innerhalb des Druckanzuges schläferte ihn ein.
„Du hast gesagt“, klang Coinies Stimme wie von weit
weg, „die Männer des Sternenreiches würden keine
Mühen scheuen, um die Menschen aus der Hölle Europiums zu
retten. Wir werden die Vorarbeit leisten — alles andere liegt
nicht mehr in unserer Macht.“
„Ihr könnt auf Daddy rechnen“, murmelte er. „Und
auf Onkel Bully... Onkel Tiff... Atlan...“ Willenlos ließ
er sich von der Müdigkeit überwältigen. Dann hörte
er eine
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