PR TB 063 Die Tempel Des Todes
absetzte und
Adad-tum anstarrte.
„Es muß eine der geraubten Sklavinnen gewesen sein,
Lugal", sagte er leise. Sein Gesicht war bleich unter der Bräune
und wuterfüllt.
„ Es hilft nichts", erwiderte ich. „Wir müssen
bis zur Nachtwarten. "
Unter den Büschen, ohne blinkende Waffen, schlich Ku-rigalkar
heran und blieb neben mir auf dem fetten, durchdringend riechenden
Moos liegen. Kleine Käfer krabbelten über unsere Hände,
und Insekten umschwirrten uns, ihre Stiche hinterließen kleine,
schmerzhafte Entzündungen.
„Wann?" flüsterte der Krieger.
„Nachts", sagte ich.
„Wie gehen wir vor?"
„Wir springen vom Rand des Kessels nach unten. Shyrkal wird
uns helfen. Dort versuchen wir, die Fremden zu fangen. Wenn sie sich
wehren, nehmen wir die Waffen. Wenn die Fremden zu fliehen versuchen,
fahren fünf unserer Männer mit den Gespannen aus der
Deckung und schneiden ihnen blitzschnell den Weg zum großen
Himmelsschiff ab. "
„Wer soll bei den Gespannen warten?" fragte
Ku-rigal-kar.
„Du und Atap und drei Männer, die du aussuchen kannst.
Männer, die den Speer gut schleudern können. Ich gehe mit
euch, Adad-tum, in den Kessel. "
Die Sonne stand schräg über dem Schiff und brannte einen
großen Reflex aus der gekrümmten Bordwand. Bis zur Nacht
waren es noch etwa fünf Stunden. Unter dem Schiff waren zwei der
Gleiter abgestellt worden, und einer der weißgekleideten
schlanken Fremden ging schnell von einem zum anderen und nahm
viereckige schwarze Kästen aus einem Fach neben der Steuerung.
Ich sah durch die Linsen, daß er einen breiten Streifen
dunkelbrauner Folie vor den Augen, Handschuhe an den Händen und
einen leuchtend gelben Helm auf dem Kopf hatte; die Weißhäutigen
schienen lichtempfindlich zu sein.
Ich kroch zurück und überprüfte meine Waffen.
Das lange Vibromesser steckte sicher in der durch Stahl
versteiften Scheide am rechten Schienbein, mein Dolch in der
Lederscheide am linken Unterarmband, mit dem Griff zum Handrücken.
Der kleine Strahler befand sich im Gürtel; ich schob ein
Ersatzmagazin in die Außentasche. Speere, Köcher und Bogen
lehnten, gut abgedeckt, an ei
nem nahen Baum. Wir hatten keine Spuren hinterlassen, und ich
durfte keine Spuren machen, die einen Arkoniden verrieten. Ging etwas
schief, galt der Angriff als von Sumerern erfolgt... und ich fieberte
förmlich, daß nichts passierte.
Wieder ein Schrei; er riß mitten in der vollen Lautstärke
ab.
„Sie werden gefoltert?" fragte Adad-tum halblaut.
Ich zuckte die Schultern und verzichtete auf eine Antwort. Shyrkal
lag ruhig neben mir und blickte mit seinen blauen Linsenaugen
unverwandt auf Schiff und Sandfläche, als wisse er, daß
dort die tödliche Gefahr für den Planeten lauerte.
„Adad-tum!"
Der junge Mann wandte mir sein Gesicht zu. Mit meinem Vibromesser
hatte er den Bart gestutzt, und seine kräftigen Finger spielten
mit dem langen Kupferdolch.
„Gehe zu den anderen und sage ihnen, sie sollen schlafen.
Drei Männer und Shyrkal haben die Wache. Wir können nichts
anderes tun. "
„Shyrkal schläft niemals?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Er ist der stärkste aller, Brüder der
Wölfe', und er darf nicht schlafen, wenn er jagt. "
Adad-tum verschwand wortlos und fast unhörbar zwischen den
Pflanzen.
Ich sicherte meinen Strahler, rollte meinen Mantel aus und krümmte
mich unter einem Busch zusammen. Der Strahler lag in meiner Hand, und
wir alle warteten. Von
den eingeschirrten Halbeseln, denen man die Gebisse aus
den Mäulern genommen hatte, kam hin und wieder ein Prusten
oder ein Hufscharren herüber - sonst nichts. In der
niederdrückenden Stille des Nachmittags warteten wir auf die
Nacht, die Dunkelheit, die Kühle und den Kampf.
Ich träumte, schwitzend und unruhig, von Anu und Schamscha,
und als ich zusah, wie der Oberste Gott der Sumerer einen Blitz zur
Erde schmetterte, und als ich zugleich mit Gilgamesch auf den Donner
wartete, Gilga-mesch, das seltsame Wesen zwischen Übermensch und
Gott, der vor dem Zedernwald des Chumbaba einschlief, „das
Kinn an sein Bein gelegt", als ich auf den Donner wartete, hörte
ich ihn schon und schrak hoch. Ich sah mich um und rieb meine Augen.
Von dem Abfall des endlosen Hochplateaus kam der Lärm.
Das Schiff startete!
Während es sich auf einer Doppelbarriere gleißender,
hellgrüner Strahlen erhob, quoll fetter Rauch aus dem Heck,
trieb es langsam, fast meterweise, nach vorn. Dann beschleunigte es,
zog die Landestützen ein und den langen Kiel
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