Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 063 Die Tempel Des Todes

PR TB 063 Die Tempel Des Todes

Titel: PR TB 063 Die Tempel Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
auf den runden Steinen des
Westtores. Die Geräusche verschwanden, als wir die schmalen Wege
zwischen den Kanälen erreichten. In den Radlagern aus Kupfer
befand sich erhitzte Butter, mit Öl vermischt, von Lederscheiben
am Auslaufen gehindert. Der Atem und die Worte der Männer, das
Schnauben und die Hufgeräusche der vierundzwanzig Zugtiere waren
die einzigen Laute an dem kühlen Morgen. Wir alle waren in die
weiten Mäntel gehüllt.
    Wir waren am Beginn des langen „Weges des Todes. ".

DER WEG DES TODES
    Und dann, gegen Ende des fünften Tagesmarsches, hörte
ich etwas ganz anderes als die einlullenden Geräusche von Hufen
und Felgen, von Leder und Wildentenruf. Eine unverwechselbare
menschliche Äußerung; weit weg und doch unmittelbar nahe,
von unfaßbarer Traurigkeit und heiter gleichzeitig, von einer
direkten, grausamen Zärtlichkeit. Jemand sang, aber nicht im
Dialekt Sumers. Ich verstand nicht eine Silbe. Das Lied strebte einem
Höhepunkt zu, wie der Flug des Reihers, und es sank langsam
herab. Er, der unsichtbare Sänger, verweilte kurz, dann schien
das Lied zu enden.
    „Was ist dies, Lugal?" flüsterte der Krieger neben
mir; Atap war auf seinem Gespann.
    „Ich weiß es nicht", wisperte ich zurück.
    Dann folgte noch etwas wie eine abschließende Sentenz, eine
Tonleiter, die ich noch nie in meinem Leben gehört hatte. Sie
schien auf der Syrinx geblasen zu sein, auf der querliegenden
Rohrflöte. In diesem Augenblick sammelte sich die gesamte
trostlose Rätselhaftigkeit des Liedes, und darüber
hinausgreifend, die meiner Situation. Die Umwelt erschien plötzlich
in anderer Färbung; unsagbar
    traurig, deprimierend, und anarchisch verwoben in dem verdammten
ewigen Gesetz des Tötens, der Gewalt und der Niedertracht. Ich
suchte seit langer Zeit nach dem Schlüssel, mit dessen Hilfe ich
Sinn und Schematik in die Unordnung bringen konnte. Wo war der Weg?
Wer zeigte ihn mir?
    Ich schüttelte den Kopf und wischte über die Stirn.
    „Was hast du, Anführer?"
    Ich sprang vom Wagen ab, rückwärts, und fing den Sturz
ab, indem ich den Bügel ergriff. Es war kurz nach dem Zeitpunkt
des höchsten Sonnenstandes, und eine träge Ruhe schwebte
über allem, wie eine meterdicke Glasscheibe, die alles dämpfte.
    „Nichts. Ich denke an uns und an die vergangenen fünf
Tage. "
    Wir fuhren lange vor der Morgendämmerung ab, fuhren bis kurz
nach Mittag und verbargen uns dann. Die Soldaten jagten einzeln Wild,
brieten es an rauchlosen Feuern und waren unter meiner
erbarmungslosen Faust zu einer Elite herangewachsen. Sie konnten
Karten lesen und Karten zeichnen, sie vermochten sich mit Hilfe von
einfachen Zeichnungen zu verständigen und waren schneller
geworden im Kampf. Ich hatte die alten Griffe, Tricks und Schliche,
vor Jahrtausenden von Tarts gelernt, weitergegeben und mit jedem der
fünfzehn Männer, und manchmal auch mit Atap selbst,
gerungen, geschossen, Pfeile hergestellt und die Regeln eines
siegreichen Schwertkampfes durchexerziert. Ich hatte ihnen Sauberkeit
beigebracht und diszipliniertes Essen, und die insgesamt sechzehn
Männer und ich bildeten eine gestählte Einheit. Wir
ergänzten uns gegenseitig, und zwei Tage vor uns lag das Lager
der Dämonen.
    Ich blieb stehen, hob die Hand und deutete auf die Lichtung am
Ufer des schmalen Baches.
    „Dort rasten wir. Alles andere wie gelernt. "
    Acht Gespanne schwenkten auf ein fast unhörbares Kommando von
Ku-rigalkar nach rechts, reihten sich ein und folgten dem ersten
Wagen. Er ratterte über die Steine des Baches, verschwand im
Wald. Ich löschte die Spuren
    am Uferhang und watete durch den Bach. Nachdem ich eine Palme
erklettert hatte, sah ich, daß wir ohne Spuren ein Versteck
gefunden hatten.
    Ich grinste.
    Ein kleines Feuer war schnell entfacht, und die mitgebrachte
Holzkohle briet, ohne Rauch zu geben, die dickbäuchigen Fische,
die wir mit Krautern gefüllt und tüchtig gesalzen hatten.
Während ich die Hände in der Sonne schlenkerte und
abtrocknen ließ, sah ich, wie meine Männer unruhig zu
werden schienen. Neben mir lag, ruhig und regungslos, der goldfarbene
Wolf.
    Ich lachte kurz.
    „Ihr seid gut geworden, Männer - ihr merkt mir schon
jetzt an, daß ich euch eine wichtige Geschichte erzählen
will. Stimmt es?"
    Ihre Angespanntheit wich schlagartig, und sie kamen näher.
    „Ihr entsinnt euch an meinen Bericht vom ersten Überfall
auf die fünfzehn Männer - und du warst dabei, Adad-tum. Sie
haben den Anführer mitgenommen, der den Namen Ilku-un hatte.

Weitere Kostenlose Bücher