PR TB 063 Die Tempel Des Todes
Warnsystem längst entdeckt. Etwa zehn
Meter tief lag der Grund des Geländeeinschnittes; die Abhänge
waren bewachsen.
Ich stieß die Hand senkrecht nach oben.
Adad-tum ahmte den Schrei des Nachtreihers nach, und wir rutschten
und kletterten von zehn Punkten in die flache Schlucht hinunter.
Tir-kishar, der beste Bogenschütze, blieb wie ich auf halber
Höhe stehen. Ich rammte meine Speere vor mir in den Hang,
stemmte die Sandalen gegen die Blätter und steckte zwanzig
Pfeile vor mir in den Boden. Den einundzwanzigsten legte ich ein,
ließ aber den Bogen unausgezogen.
Wir warteten, bis auch das letzte der winzigen Geräusche
verklungen war.
Ich knickte mit einem Fuß einen trockenen Zweig. Das Signal.
Zweimal kam der krächzende, häßliche Schrei des
Reihers. Dann zog ich die Sehne bis ans Kinn, hakte den Daumen aus
und schoß. Mit einem donnernden Krachen durchschlug der lange
Pfeil die Tür eines der hellen Würfel.
Schweigen.
Dann, nach einigen Sekunden der Erstarrung, kam Leben in die
Szene. Meine Krieger blieben versteckt, aber ich sah hier und dort
das Blitzen des Kupfers. Ein Pfeil von Tir-kishars Bogen zertrümmerte
ein Fenster, die Beleuchtung des Raumes erlosch schlagartig. Dann
ging auch das Licht der anderen vier Würfel aus. Dunkelheit
schien den Fremden Schutz genug zu bieten, und sie reagierten
richtig. Die Türen flogen auf, aber niemand erschien in den
Rahmen. Dann warfen sich helle Schatten nach rechts und links
seitlich in die Dunkelheit, und der Kampf begann.
Ich nagelte einen Dämon an die leichte T ür; sie schwang
langsam zurück und donnerte gegen das Metall. Einen anderen
durchbohrte ein Speer, der irgendwo aus der Nacht geflogen kam. In
den Händen der ungefähr zwanzig Fremden lagen lange, dünne
Waffen. Shyrkals Heulen, von einer heftig vibrierenden Membran
erzeugt, verwandelte den kleinen Kessel in ein Inferno. Plötzlich
kreuzten sich unzählige Lichtstrahlen, verbrannten Gebüsch
und Pflanzen; fetter Rauch wirbelte hoch, verdüsterte das Tal,
und Shyrkal rannte in einer Serie von grotesken Sprüngen entlang
des Baches. Wasser kochte auf, aber der Roboter war schneller als die
Augen der Schützen.
Ich sah, wie ein geschleudertes Beil sich im Lichtstrahl
überschlug und im Schädel eines Mannes steckenblieb, der
einen kurzen weißen Mantel anhatte. Das Blut aus der
Schädelwunde tränkte den Stoff - der bereits blutbedeckt
war. Ich nahm einen weiteren Pfeil, schoß ihn in den Schenkel
des Fliehenden, der bereits bis zu den Knöcheln im Wasser stand
und hinaus in die Wüste wollte. Irgendwo hörte ich einen
langen sumerischen Fluch. Dann traf ich wieder.
Der Mann mit dem Pfeil im Oberschenkel lief zehn Meter und brach
zusammen.
„Anu ist mit uns!" brüllte ich und schoß.
Aus einer der offenen Türen wankte eine Gestalt, die kaum
mehr menschlich aussah. Binden und runde Pflaster bedeckten den
Körper, und um die Stirn lag ein breites Band, von dem bunte
Drähte losgerissen herunterhingen. Einer der Dämonen sah
es, drehte sich kurz um und schoß das Mädchen in die
Brust. Ich drehte meinen Bogen um wenige Zentimeter, zog aus und
schoß.
Der lange Pfeil heulte quer durch den Kessel und traf den Mörder
in den Hals.
Ada-tum rannte hinter Shyrkal her, der einen der Weißgekleideten
ansprang und umriß und beinahe von einem der Feuerstrahlen
getroffen wurde. Adad-tum beugte sich zurück, zog aus und
feuerte den Speer ab - er traf mit der gewohnten Meisterschaft. Ich
blickte über den Kessel, sah die fliehenden Männer, sah die
Soldaten und schickte zusammen mit Tir-kishar meine Pfeile dorthin,
wo die Gefahr bestand, daß einer der Unseren getötet
werden konnte. Ich begann zu zählen. Von den etwa zwanzig
Fremden lagen mehr als zehn am Boden und rührten sich nicht
mehr. Vier Männer rasten in panischer Furcht durch den Bach.
Ich lachte ohne jeden Humor.
Dann griff ich in die Tasche, holte meinen Strahler heraus und
feuerte ihn senkrecht nach oben ab. Die Erdpechspitze eines Pfeiles
blühte auf, brannte, als ich daraufblies. Ich legte den Pfeil
ein, hob den Bogen und schoß den Pfeil in einer steilen Parabel
ab. Er heulte über den Kessel, schräg über die Wüste
und blieb irgendwo zwischen den Gespannen und der Sandfläche
stecken. Das war das Signal für Atap und Ku-rigalkar. Ich hörte
sekundenlang das aufgeregte Wiehern der Halbesel.
„Halt, Adad-tum!" schrie ich.
Er war dabei, die Flüchtenden zu verfolgen. Noch zwei Dämonen
waren hier unten. Einer stand hinter dem
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