PR TB 065 Die Welt Der Glückseligen
Gästen gegenüber mit einem
weiblichen Namen und einer entsprechenden Stimme ausgestattet.“
Marat schluckte trocken und warf seinem Partner einen drohenden
Blick zu. McKays Grinsen wurde jedoch nur noch breiter.
„Ich hätte .. äh... gern gewußt“,
antwortete er dann, „in welchem Etablissement dieser Stadt man
sich am besten unterhält. Können Sie mir auf diesem Sektor
etwas empfehlen?“
„Für Sie käme wahrscheinlich das Tribulon in
Frage“, erklärte „Mary“. „Das ist die
Bar im neunten Erdgeschoß unseres Hauses. Sie können dort
Schönheitstänze sehen, in den Nebenräumen an
Narkovideo-Partys teilnehmen oder sich anderweitig amüsieren. An
Gelegenheiten wird es nicht fehlen.“
„Danke!“ erwiderte Jean Pierre Marat, etwas
erschüttert über das Urteil, das sich „Mary“
offenbar über ihn gebildet hatte. „Das genügt
einstweilen.“
Als er sich umdrehte, stand sein Partner hinter ihm und grinste
niederträchtig.
„Was fühlt man so, wenn man von einem Roboter
abgeblitzt wird?“ fragte er.
Marat knurrte etwas und goß seinen Highball in einem Zug
herunter. Dann blickte er auf seine Helitron-Armbanduhr, ein teures
Stück mit elektronisch angeregter Stimmgabel-Unruh, das bei der
Imperiumsflotte nur von Schiffskommandanten getragen wurde.
„Halb zehn“, murmelte er. „Das eigentliche
Nachtleben dürfte auch hier nicht vor elfUhr losgehen. Zeit
genug, um ein Bad zu nehmen und die Garderobe zu wechseln.“
Unverzüglich ging er in eines der beiden Schlafzimmer. Die
Koffer waren unterdessen vom Wandaufzug gebracht und abgestellt
worden.
Jean Pierre Marat zog sich aus und ließ Wasser in das im
Fußboden des Bades eingelassene Becken laufen. Der Boden des
Beckens war mit einem Muster aus echten Smaragden ausgelegt. Wohlig
ließ Marat sich in das dampfende Wasser gleiten.
Nach dem Bad zog er seinen blauen Partyanzug mit den eingewebten
hauchdünnen Howalgoniumfäden an, darunter trug er einen
weißen Pulli aus echterNaturseide. Die weichen Maßhalbschuhe
waren aus der blausilbrig schimmernden Haut von Toliman-Echsen
gefertigt. Lediglich der kleine Handstrahler, den er im
Schulterhalfter trug, wies keinerlei Attribute des Luxus auf; er war
ganz auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet.
Als er ins gemeinsame Wohnzimmer trat, war Roger McKay bereits
fertig zum Ausgehen. Er hatte unterdessen die angebrochene
Whiskyflasche geleert, wirkte aber noch völlig nüchtern.
„Gehen wir, Alter?“ fragte er.
Marat nickte.
„Wir gehen, Großer. Aber vergiß nicht, injeder
Lage an unseren Auftrag zu denken!“
Das Tribulon erwies sich als geschmackvoll und elegant
eingerichtete Nachtbar mit durchaus seriös wirkendem Publikum.
Die Männer und Frauen, die hier verkehrten, schienen allesamt
den höchsten Gesellschaftskreisen zu entstammen.
McKay steuerte zielsicher den Tresen an und schwang sich auf den
einzigen freien Hocker neben einer braunhäutigen Schönheit,
die bei seinem Anblick die Augen weit aufriß. Ungeniert
tätschelte der riesige Frankokanadier ihre Hand, dann wandte er
sich an Marat und erklärte:
„Ich melde eine Option auf diese Dame an, Alter. Also sieh
dich nach etwas anderem um.“
Jean Pierre Marat zuckte die Schultern. Er entschied sich
schließlich dafür, neben einer zierlich wirkenden,
hellhäutigen Schönheit mit pechschwarzem Haar Platz zu
nehmen.
Im Gegensatz zu seinem Partner entwickelte er vollendete Manieren.
Er stellte sich höflich vor und
erfuhr, daß seine Nachbarin Jovilla Thusa hieß.
„Das trifft sich gut“, meinte er und winkte einen der
Barkeeper heran. „Das heißt, falls Sie mit Mr. Atreen
Thusa verwandt sind.“
Atreen Thusa war der Name des Administrators von Homy.
„Einen Highball!“ rief er dem Keeper zu. „Und
was trinken Sie, Miß Thusa?“
Jovilla Thusa lächelte.
„Das Übliche, Portwein aufEis.“
Nachdem der Keeper sich abgewandt hatte, um die Bestellungen
auszuführen, blickte sie Marat aufmerksam ins Gesicht. Offenbar
gefiel ihr, was sie sah: ein herbes, sonnengebräuntes Gesicht
mit scharf geschnittenen Zügen, leicht gebogenerNase und starken
schwarzen Brauen. Die tiefe blaurote Narbe auf dem kräftigen
Kinn, ein „Andenken“ an seine Dienstzeit bei der
Galaktischen Abwehr, verstärkte den Eindruck selbstbewußter
Männlichkeit nur noch.
Nach einem koketten Augenaufschlag meinte sie leichthin:
„Richtig getippt, Mr. Marat. Mein Großvater heißt
Atreen Thusa. Aber was hat das mit Ihnen zu tun. Opa ist
Administrator
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