PR TB 065 Die Welt Der Glückseligen
dieser Hinsicht war die Tür
modern.
Hinter einem nach innen geschwungenen riesigen Schreibtisch voller
Visiphon-, Telekom- und Hyperromanschlüsse und einer
Kommunikationskonsole für ein Positronengehirn hockte Homer
Gershwin Adams in einem viel zu großen Schalensessel. Die
schütteren, aschblonden Haare hingen strähnig über den
mächtigen Schädel, der gar nicht zu dem leicht verkrümmten,
schmächtigen Körper passen wollte. Adams war in vieler
Hinsicht ein Relikt aus dem präkosmischen Zeitalter; mit
neunundfünfzig Jahren war sein Alterungsprozeß durch eine
Zelldusche auf dem ehemaligen Planeten Wanderer angehalten worden.
Jetzt trug er einen Zellaktivator und gehörte zu dem kleinen
Kreis der Unsterblichen, die faktisch über das Solare Imperium
herrschten.
Roger McKay winkte lässig.
„Hallo, Mr. Adams! Nett, Sie einmal wiederzusehen.“
Adams verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone
gebissen. Offenbar hatte das Erscheinen der Detektive die
Erinnerungen an die Zeit wachgerufen, als sein Duplikat die Macht
über die GCC übernommen hatte. Der falsche Homer G. Adams
war damals aufgefallen, als er mit einer hübschen
Krankenschwester geflirtet hatte - wo der echte Adams doch so etwas
niemals tun würde...!
„Bitte, nehmen Sie Platz!“ forderte Adams seine
Besucher auf. Er bot ihnen nichts zu trinken an; Homer Gershwin Adams
war ein Geizhals, obwohl er privat über ein Milliardenvermögen
verfügte. Marat und McKay ließen sich in die bequemen
Schalensessel vor dem Schreibtisch nieder und warteten geduldig.
Adams schien unschlüssig zu sein. Er räusperte sich
einige Male, dann drückte er einige Knöpfe auf seinem
Tisch.
„Wenn Sie sich bitte umdrehen würden ...!“
Marat und sein Partner drehten sich mit ihren Sesseln herum. Über
der Tür hatte sich ein Projektionsfenster geöffnet; die
Projektoren bauten das Fiktivbild eines langsam rotierenden Planeten
auf, wie er aus etwa fünfzigtausend Kilometer Entfernung wirken
mußte.
Darunter erschienen plötzlich die huschenden Zeilen eines
erklärenden Textes, während eine seelenlose Roboterstimme
den Text in Interkosmo sprach.
„Der Planet Homy ist 3432,081 Lichtjahre von Terra entfernt
und liegt im südlichen Quadranten des Zentralverkehrssektors
GAMA-VIII des Solaren Imperiums: Es handelt sich um den dritten
Planeten einer gelben Sonne vom Soltyp, etwa erdähnlich, etwas
kühleres Klima, mit dreizehn Prozent weniger Wasserfläche
als Terra, vier Kontinenten und zahlreichen Inselgruppen. Flora und
Fauna sind üppig, aber eintöniger als aufTerra.
Homy wurde vor 184 Jahren Erdzeit besiedelt; zur Zeit wohnen rund
sechs Millionen Menschen auf dem Planeten. Dazu kommen 300 000
reaktivierende Arkoniden, rund 5000 Galaktische Händler und
knapp zweieinhalbtausend Aras. Die Bevölkerung lebt größtenteils
vom Export hochwertiger Agrarprodukte und seltener Mineralien, vom
Raumschiffbau sowie der Instandsetzung und Versorgung fremder
Raumschiffe. Der interstellare Handel wird vorerst noch auf der
Grundlage eines Vertrages zwischen der Administration von Homy und
den Springern abgewickelt. Homy verfügt über drei mittlere
Raumschiffswerften, zwei Anlagen zur Produktion von hochkatalysiertem
Deuterium für Schiffstriebwerke sowie drei Raumhäfen, von
denen einer der Imperiumsflotte gehört. Am Rand der Hauptstadt
Unicorn City steht die von den Aras errichtete und geleitete berühmte
,Tephora-Klinik' mit zweihunderttausend Betten und einem
Forschungsinstitut für Zellregenerierung. Die terranischen
Zentralinstitute für Kosmohistorik und Kosmoanthropologie
unterhalten aufHomyje eine Zweigstelle, da sich auf dem Planeten die
Überreste einer ehemals hochentwickelten Zivilisation fanden
...“
Die Projektion erlosch, der Ton verstummte, und die Beleuchtung
des Raumes wurde wieder heller.
Jean Pierre Marat und Roger McKay wandten sich erneut dem
schmächtigen Mann hinter dem Schreibtisch zu.
Homer Gershwin Adams wischte sich eine Haarsträhne aus der
vorgewölbten Stirn und leckte sich nervös über die
Lippen. Mit seiner unnatürlich hohen Stimme sagte er:
„Ich hoffe, Sie haben erkannt, daß Homy eine gute Welt
ist, auf der es sich leben läßt, wenn man sich ein wenig
Mühe gibt.“
Marat räusperte sich und blickte ostentativ auf seine
kostbare Armbanduhr.
„Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie uns nur
deswegen gerufen haben, Mr. Adams ...“
Adams verstand den Wink.
„Natürlich nicht, Mr. Marat.“ Er schlug mit der
flachen
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