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PR TB 066 Supernova

PR TB 066 Supernova

Titel: PR TB 066 Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Darlegung des Verteidigers
einverstanden, Euer Ehren.«
    »Gut«, bemerkte Kara Ling. »Was besagt das
stavropolische Strafrecht über die dem Beklagten zur Last
gelegten Vergehen?«
    »Ich bitte um die Erlaubnis, Punkt für Punkt
vorzugehen, Euer Ehren«, sagte Shink Ool.
    »Fangen Sie an!«
    »Punkt eins - mutwillige Vernichtung des Eigentums einer
dritten Person. Nach stavropolischem Gesetz bleibt ein solches
Vergehen unverfolgt, falls an den Geschädigten Ersatz für
den erlittenen Schaden geleistet wird. Als Geschädigter gilt der
im Augenblick der Vernichtung rechtsgültig eingetragene
Eigentümer der vernichteten Güter.«
    »Prüfer - ist das richtig?« fragte Kara Ling.
    »Ein solches Gesetz existiert auf Stavropol«,
antwortete der Robot. »Ist der Beklagte bereit, Ersatz zu
leisten?«
    »Jawohl, Euer Ehren. Es dreht sich nur darum, den
Geschädigten zu finden.«
    »Warum? Wo ist er?«
    »Verstorben, Euer Ehren.«
    »Prüfer - ist das richtig?«
    »Der Geschädigte ist verstorben.«
    Ein Gong ertönte. Kara Ling verkündete:
    »Punkt eins der Anklage wird nach Anwendung des Artikels
vierzehn der josaphischen Verfassung gestrichen. Der Beklagte ist
bereit, für den von ihm angerichteten Schaden Ersatz zu leisten,
jedoch ist der Geschädigte, an den der genannte Ersatz zu
leisten wäre, infolge Todes nicht erreichbar. Weiter, Punkt
zwei!«
    »Punkt zwei, Euer Ehren - Bestechung eines Beamten des
öffentlichen Dienstes. Es gibt auf Stavropol keinen öffentlichen
Dienst und demzufolge auch keine Beamten desselben.«
    »Prüfer - ist das richtig?«
    »Es gibt auf Stavropol keinen öffentlichen Dienst und
keine Beamten des öffentlichen Dienstes.«
    Der Gong ertönte von neuem.
    »Punkt zwei der Anklage wird ebenfalls gestrichen. Weiter!«
    »Punkt drei, Euer Ehren - Ermordung eines Unbekannten. Nach
stavropolischem Recht ist die Leiche des Ermordeten als Beweisstück
vorzuführen. Kann die Anklage einen solchen Beweis antreten?«
    »Prüfer - ist das richtig?«
    »Die Leiche des Ermordeten gilt nach stavropolischem Recht
als das zentrale Beweisstück in einem Mordverfahren.«
    »Ankläger, haben Sie den Beweis?«
    »Nein, Euer Ehren.«
    Gong.
    »Punkt drei der Anklage wird gestrichen! Weiter!«
    »Punkt vier, Euer Ehren - Verstoß gegen eine
Verordnung der Stadt Josaph Center. Da es sich ausdrücklich um
eine Verordnung einer josaphischen Stadt handelt, kann nicht damit
gerechnet werden, daß eine gleichlautende Verordnung auch
anderswo, also etwa auf Stavropol, existiert.«
    »Prüf erist das richtig?«
    »Die Verordnung der Stadt Josaph Center, wonach Unbefugte
vom Betreten gewisser Sektionen des Raumhafens Josaph Center
ausgeschlossen sind, existiert auf Stavropol nicht.«
    Gong, lauter diesmal.
    »Punkt vier der Anklage wird gestrichen. Ich entscheide
hiermit, daß der Beklagte, Stoke Derringer von Stavropol,
nachdem er sich zunächst mit Vorbehalt als in allen vier Punkten
der Anklage schuldig erkannte, nach Anwendung des Artikels vierzehn
der josaphischen Verfassung in allen Anklagepunkten freizusprechen
ist. Hat die Anklage einen Einwand?«
    »Nein, Euer Ehren.«
    »Die Verhandlung ist geschlossen.«

3.
    Stoke schwindelte, als er an Shink Ools Seite das Gerichtsgebäude
verließ. Nach dem Freispruch war er ohne weiteren
bürokratischen Prozeß, wie er anderswo üblich zu sein
pflegte, ein freier Mann. Das Gericht lag an einer der Hauptstraßen
von Josaph Center. Der Spätnachmittagsverkehr brauste an dem
Anwalt und seinem verdutzten Klienten vorbei. Die Luft war warm und
trug einen Duft von Moder und Parfüm.
    »Die terranische Handelsmission«, erinnerte Shink Ool.
»Es wäre gut, wenn wir den Rest des Geschäftes so
rasch wie möglich abwickeln könnten.«
    Stoke nickte. Sie fuhren in Shink Ools Privatfahrzeug, einem
schnittigen Viersitzer. Stoke überlegte, ob er darauf bestehen
solle, daß die Mission dem Anwalt die vereinbarten
    achtunddreißigtausend auszahlte oder nicht. Er entschloß
sich. Wort zu halten; denn schon nach oberflächlicher
Betrachtung der jüngsten Ereignisse ergaben sich einige
Schlüsse, die es ratsam erscheinen ließen, zumindest
vorläufig alle in der Vergangenheit getroffenen Vereinbarungen
bis auf den Buchstaben genau einzuhalten.
    Eine Welt, selbst eine solche an der Grenze zwischen Zivilisation
und Barbarei, kann ohne Ordnung nicht existieren. In zivilisierten
Gesellschaften fungiert das geschriebene oder überlieferte
Gesetz als die ordnende Macht. Für Josaph konnte

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