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PR TB 073 Aktion Alpha 1

PR TB 073 Aktion Alpha 1

Titel: PR TB 073 Aktion Alpha 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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auf Tod durch Erschießen. „Haben Sie noch einen besonderen Wunsch?" fragte der Offizier anschließend. Nelson sah den Mann mitleidig an. „Ja, daß alle Avatarer wieder Terraner werden." Der Offizier runzelte verständnislos die Stirn, kam dann aber zu dem Schluß, daß der Verurteilte geistig verwirrt war. Er gab den beiden Soldaten ein Zeichen, und sie stellten Nelson auf die Füße und schoben ihn auf die Tür zu. Die Schritte klangen dumpf in dem schmalen Korridor, als die vier Männer ihn entlangmarschierten. Melcap war froh darüber, daß man ihm die Hände noch nicht gefesselt hatte. Er wußte, daß er stählerne Handschellen nicht zerreißen konnte - auch nicht bei voller Aktivierung des sogenannten Überschaltkreises. Also mußte er spätestens in dem Moment fliehen, in dem man ihm Handschellen anlegen wollte. Und er hoffte, daß dies erst im Freien geschehen würde. Denn er hatte nur zwanzig Minuten Zeit - keine Sekunde länger.
    Danach brauchte er vierundzwanzig Stunden absolute Ruhe. Innerhalb von höchstens zwanzig Minuten mußte er sich also seinen Verfolgern entzogen haben. Und ein Versteck finden, in dem er mindestens vierundzwanzig Stunden lang vor ihnen sicher war. Eine Menge Achillesfersen für einen „Supermann', dachte er ironisch. Der Personenaufzug wartete bereits. Nelson wurde hineingestoßen. Seine Begleitung folgte ihm. Die Posten hielten die MPis schußbereit und beobachteten jede Bewegung des Delinquenten. Gut zehn Minuten lang fuhr der Lift aufwärts.
    Als er hielt und die Türen sich öffneten, stand Nelson im Freien. Noch lag der Morgendunst über dem Trichterfeld, doch die Sonne erwärmte die Luft schon mit ihren Strahlen. Vögel zwitscherten in den wenigen stehenden Büschen und auf den kahlen Ästen halbverkohlter Baumfragmente.
    Wie auf der Erde, dachte Melcap -fast wie auf der Erde. Die Szene war vielleicht zur Zeit der letzten Menschheitskriege Tausende von Malen ähnlich abgerollt. Ein offener Lastwagen rollte heran.
    Vier Prätorianer standen auf der Ladefläche. Sie halfen Nelson und seinen Begleitern hinauf, dann fuhr der Lkw an. Es ging nicht weit. Nach kaum einem Kilometer Fahrt hielt der Wagen vor einem mit Sand bestreuten runden Platz. Einige hundert Rangers umsäumten ihn, offenbar zum Schauspiel der Hinrichtung ihres Kameraden herbefohlen. Ein weißer Pfahl. Ein Orakelpriester. Das Erschießungskommando. Zwölf Prätorianer in nagelneuen Uniformen, mit lackierten Stahlhelmen und blankgeputzten Karabinern.
    Die Läufe der Waffen reflektierten das Sonnenlicht. Der Offizier des Pelotons wartete mit gezogenem Säbel. Melcap Allan Nelson sah sich aufmerksam um. Seine Sinne waren ungewöhnlich geschärft, eine Folge des umstrukturierten Nervensystems. Zwei Helikopter warteten, knapp hundert Meter von dem sandbestreuten Platz entfernt. Die Piloten standen neben den Rangers, rauchten und unterhielten sich flüsternd. Vielleicht schlössen sie Wetten ab, wie der Delinquent sterben würde - als Feigling oder als Mann. Nelson lächelte dünn. Er hatte nicht die Absicht, irgendeine ihrer Erwartungen zu erfüllen. Seine Begleiter führten ihn zu dem Pfahl. Ein Sergeant stand mit einem Strick und der Augenbinde bereit. Ein Strick! Er würde ihn zerreißen können. Aber warum so lange warten? Er ließ sich doch nicht etwa von Eitelkeit und Effekthascherei verleiten? Melcap Allan Nelson aktivierte seinen biologischen Überschaltkreis. Er wartete nicht, bis er sich von selbst aktivierte, denn das würde nur geschehen, wenn er tatsächlich Todesangst empfand. Und die Gewißheit, sich jederzeit retten zu können, würde die Selbstaktivierung vielleicht zu lange hinauszögern. Um ihn herum erstarrte alles zur Bewegungslosigkeit! Nein, falsch! korrigierte sich Melcap. Alle und alles bewegen sich im bisherigen Tempo weiter.
    Nur meine Eigenzeit läuft dreihundertmal schneller ab als normal, was ich wegen der Umstrukturierung meines Nervensystems als normal empfinde. Es wirkte grotesk, wie der Sergeant mit halbgeöffnetem Mund erstarrte, den Strick in den unbeweglichen Händen. Ein bienengroßes Insekt kroch schneckenartig langsam durch die Luft; die durchsichtigen Flügel bewegten sich schwerfällig. In Wirklichkeit raste das Insekt wahrscheinlich an Nelsons Gesicht vorbei. Der SolAb-Agent riß sich aus der Betrachtung seiner Umgebung los. Er durfte keine Zeit verlieren, auch wenn es den Anschein hatte, als verging um ihn herum keine Zeit. Doch das war eine gefährliche Täuschung. Er

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