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PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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andere
schossen mit Pfeilen auf die Leiche. Ich sah, wie drei Hunnen eine
Frau verfolgten, die sich vor ihnen zwischen den Trümmern und
den Pyramiden der flackernden Lagerfeuer in Sicherheit bringen
wollte. Ich zielte, drückte ab, und der Explosionsdruck warf die
Krieger besinnungslos auf die Straße. Niemand hatte mich
schießen sehen, aber die Frau verschwand in
    der Dunkelheit. Mit zerbrochenem Hausrat wurden die Feuer
geschürt. Jeder Schritt meines Rappen brachte mich anderen,
unaussprechlichen Greueln näher.
    Kinder waren buchstäblich dahingeschlachtet worden. Keine
einzige Frau war den Hunnen entgangen. Die Häuser wurden
systematisch verwüstet, geplündert, abgebrochen. langsam
verwandelte sich die Stadt in einen riesigen flachen Trümmerhaufen.
Ich beugte mich aus dem Sattel und fragte einen Hunnen: »Wo ist
Attila?«
    Er stierte mich aus blutunterlaufenen Augen an; im Schein der
Feuer wirkte sein Gesicht wie die Maske der inkarnierten Bosheit. Er
rülpste laut, schlug sich auf den Bauch und sagte lallend: »Dort
hinten. Beim anderen Tor - zum Meer.« Ich ritt weiter. Jetzt
war ich fest entschlossen, den Herrscher umzubringen. Ich suchte ihn,
fand ein paar meiner Männer und befahl ihnen, sofort auf mich
vor der Stadt zu warten. Weitere Grausamkeiten enthüllten sich
mir. Alles, was Wert hatte, wurde gestohlen. Das, was weniger wert
war, hatten die Hunnen zerstört, verbrannt, zerschlagen. Die
Grausamkeiten, die ich ansehen mußte, gingen über mein
Fassungsvermögen weit hinaus. Ich rief mich unausgesetzt zur
Ordnung, weil ich nichts tun konnte. Ich vermochte nicht einmal,
einen Einfluß auf die Hunnen auszuüben. Sie waren
betrunken und unzurechnungsfähig, und ihre Aggression konnte
sich beim geringsten Anlaß entladen - und tat dies auch. Sie
stritten untereinander um die Beute, ob aus Gold oder aus Menschen.
Ich drehte meinen Kopf, suchte den Attila, fand ihn nicht. Das hier
durfte sich nicht wiederholen. ich mußte den rasenden Lauf
dieses Mannes und seiner Kreaturen stoppen. Und auch die Römer
hatten versagt: Niemand hatte sich den Hunnen entgegengeworfen. Wo
war Attila?
    Plötzlich schoben sich zwei Reiter aus der Dunkelheit. Ich
erkannte Skitay und einen anderen Hunnen, den ich noch nie gesehen
hatte. Er trug, wie Skitay, die Spuren eines langen, harten Rittes.
Ich hob die Hand und rief laut:
    »Skitay!«
    »Baga Atlan!«
    Wir ritten aufeinander zu, hielten die Pferde an, und dann
betrachteten wir einander. Langsam steckte ich den Dolch zurück
und fragte:
    »Was ist los? Warum seid ihr hier?«
    »Bote«, sagte Skitay lakonisch und deutete auf seinen
Partner. »Er kommt von Patavium. Wir haben die Stadt.«
    Ich schwieg.
    »Habt ihr Attila gesehen?« fragte ich nach einer
Weile.
    »Er ist bereits unterwegs nach Mailand.«
    Meine Schultern sackten nach unten; noch eine Niederlage. Eine
vierte Stadt war genommen worden und auch sie war nach einigen Tagen
nur noch rauchende Vergangenheit. Attila war bereits wieder auf dem
Weg. Ich hatte ihn aus den Augen verloren und die Möglichkeit,
ihn einzuholen, gab es nicht mehr. Attila war auf der anderen Seite
der Stadt hinausgeritten, hatte einen
    Teil seiner Leute gesammelt und ritt weiter. Die Heersäule
stieß vom Südrand der Alpen langsam nach Süden vor -
die gesamte Ebene und der Rest des langen Halbinselbereiches lagen
vor ihm. Auch Vicetia und Verona würden fallen.
    Skitay sagte halblaut:
    »Attila hat eine Botschaft für uns, Atlan.«
    »Ja?«
    »Wir sollen den Weg nach Mailand freimachen. Nur wir
zweihundert Männer. Ich werde den Rest hier sammeln.«
    Ich nickte. Ich war halb von Sinnen - wieder war meine Planung
zusammengebrochen. Mein Entschluß war um wenige Minuten zu spät
gekommen.
    Ich sagte resignierend:
    »In zwei Stunden draußen vor der Stadt. Wie geht es -
Patricia?«
    »Sie ist wohl«, sagte Skitay.
    Es ging also weiter. Wir sammelten uns; zwanzig Männer
fehlten. Wir wußten nicht, ob sie mit Attila geritten oder von
den Verteidigern Aquilejas erschossen worden waren. Einige Tage
später waren wir nach Westen unterwegs, hundertachtzig Männer
und eine Frau. Ich fühlte mich unbeschreiblich elend.
    In den folgenden Tagen und Wochen war dieses Gebiet fest in der
Hand der Hunnen. Dörfer gingen in Flammen auf. Es war an den
Tagen eine Rauchspur zu sehen, die aus lauter senkrechten Säulen
bestand, die in großer Höhe auseinanderfaserten. Wir
ritten durch verwüstetes Land. Sieben Städte waren
gefallen, mit Aquileja waren es acht.

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