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PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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und bedroht. Es war
wie ein Zeichen. Als die Sonnenstrahlen die Bahnen des weißen
Zeltes berührten, mußten die Hunnen glauben, auf dem Hügel
brenne ein helles Feuer. Reiter galoppierten aus der Ebene heran,
schwangen Waffen und formierten sich zu einem dichten Ring, der
schnell um die Spitze des Hügels herumritt; eine uralte
hunnische Sitte. Sie kreisten den Toten ein. Aus etwa eintausend
Mündern hallte ein schauriger Gesang über die Zelte und
Jurten hinweg, und nicht einmal die räudigen Köter der
Hunnen wagten zu heulen.
    Der Hunnen vornehmster König Attila, sangen sie und ritten,
schwangen ihre Waffen und zwangen die Pferde in den engen Kreis.
Immer neue Reiter stießen hinzu. Sohn des Mundiuch, der Herr
tapferster Völker, der mit bisher unbekannter, unerhörter
Macht allein der Skythen und Goten Königswürden besaß.
    Im Lager drängten sich die anderen Krieger und die Frauen
zwischen den Zelten und starrten schweigend hinauf zum Hügel, um
den wir herumritten und sangen. Ich allerdings sang nicht; ich kannte
nicht einmal den Text dieses Liedes. Vermutlich wäre er, von mir
verfaßt, ganz anders ausgefallen, aber ich versuchte nur, die
Zeichen des Verfalls zu erkennen. Mit einem finsteren Gesicht ritt
Ellac einmal in meiner Nähe und einmal sah ich Ernac. Sie sangen
weiter:
    Er, der des Römischen Erdkreises doppeltes Reich durch Raub
der Städte schreckte, und, auf daß nicht zur Beute der
Rest wurde, erweicht durch Flehen, jährlichen Tribut nahm; und
der, als dieses alles mit der Hilfe des Glücks getan, nicht
durch des Feindes Wunde, nicht durch der Seinen Trug, sondern in der
Blüte seines Geschlechtes, froh, unter Freuden, schmerzlos
dahinging...
    Schließlich mündete das Lied in einen Refrain, der
ständig, lauter werdend, in einen gewaltigen Schrei, immer noch
einmal wiederholt, ausklang:
    ... wer mag das einen Tod heißen, wo keiner Rache fordern
kann?
    Nun, ich wußte es besser.
    Langsam sonderten sich immer mehr Hunnen von dem Kreis ab, das
Lied wurde schwächer, der laute Schrei am Schluß war
verhallt. Zurück blieb eine riesige Staubwolke und der Rauch,
der aus den vier Feuern aufstieg, die alle vier Himmelsrichtungen
versinnbildlichen sollten, über die der Herrscher seine Heere
hatte galoppieren lassen.
    Das Totenlied war beendet.
    Die Hunnen bereiteten nun einen gewaltigen Totentrunk und auch die
Männer, die das Grab aushoben - es war eine mächtige, tiefe
Grube -bekamen zu trinken. Die Schamanen sprangen kreischend herum
und weissagten aus Knochen der Tiere, die sie in die Feuer geworfen
hatten und nun herauszogen.
    Den ganzen Tag über ging das Fest.
    Erst als die Nacht kam, wurden viele große Feuer angezündet.
Sie bildeten eine Gasse zum Lager hin. Attilas Körper wurde
zuerst in einen goldenen Sarg eingeschlossen; die Waffen wurden dem
Toten mitgegeben. Seltsam, wie wenig mich das alles berührte.
Ich war nur noch höchst unbeteiligter Zuschauer.
    Dann senkten die Männer den goldenen in einen größeren,
silbernen Sarg. Schließlich schloß ein Sarg aus schweren
Eisenplatten die beiden anderen und den Leichnam ein. Die Waffen der
getöteten Feinde wurden gebracht und über die Särge
gelegt; sie stammten von den Wänden des herrscherlichen Aul. Der
Schmuck von Attilas Pferden kam in einer breiten Prozession, von
seinen engsten Freunden und den Söhnen begleitet, an das Grab.
Auch die Feldzeichen des Herrschers wurden in die Grube gebettet.
    Dann tötete man schnell alle die Männer, die beim
Ausheben des Grabes geholfen hatten.
    Ich fragte entsetzt:
    »Skitay. warum erschlagen sie die Männer?«
    Leise erwiderte der Krieger:
    »Damit die Habsucht und der Neid der Menschen nicht geweckt
werden, Atlan. Was wirst du jetzt tun?«
    »Ich reite zurück zu meinem Gutshof und trauere.«
    Er nickte gedankenschwer.
    Eine Stunde später war ich auf dem Weg. Ich ließ nichts
zurück außer einem Pferd und einem Sattel; nichts sonst,
keines meiner Geräte, nicht einmal meine Karten. Die
Zeichnungen, die Attila besaß, würden nach gewisser Zeit
von selbst verschwinden. Ich ritt einen halben Tag - genauer: eine
halbe Nacht - lang, dann waren wir wieder auf dem Gutshof. Ich
schirrte das Pferd ab, schlief den Rest dieser letzten Nacht und
machte mich dann am Morgen daran, meinen endgültigen Abschied
von den Hunnen vorzubereiten. Ich brachte mit Hilfe des Steppenwolfes
und des künstlichen Vogels alles, was ich hatte, zum Gleiter,
schließlich setzte ich mich ans Steuer und startete

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