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PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

Titel: PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Verstimmen bringen.
    Ich glaubte, nicht einmal Jagellon würde uns wiedererkennen.
Alexandras Haar war kürzer und ganz blond gefärbt. Sie trug
andere Kleidung, und sogar die Art ihrer Gestik und des Ganges,
schien sich verändert zu haben. Auch mein Haar war schwarz
gefärbt, im Nacken zu einem schweren, kurzen Zopf gebunden. Über
den rötlichen Augen trug ich schwarzgraue Haftschalen aus
weichem Plastikmaterial, und aus dem Zellaktivator war ein schweres,
scheinbar eisernes Medaillon geworden. Und ich hatte mir angewöhnt,
vornübergebeugt zu gehen. So warteten wir auf das Erscheinen des
Fremden.
    Ich hätte ihn auch unterwegs überfallen können,
aber ich wollte ihn ganz allein vor mir haben und in Ruhe.
    Die Nacht verging, der nächste Tag brachte Einkäufe und
Arbeiten. Wir richteten nur ein einziges Zimmer ein. Ich räumte
die Werkstatt auf, packte aus, was auszupacken war, und besorgte
einige Halbfabrikate, Rohmaterialien und gewisse Substanzen, die ich
brauchte. Ich wußte: Nur der Mangel an Handwerkern und an
Menschen überhaupt, der jetzt nach dem ärgsten Wüten
der Pest herrschte, hatte die Meister der Zunft veranlagt, uns Asyl
zu geben. Ich vergewisserte mich, daß Jagellon noch immer in
die Richtung von Paris ritt und machte mich langsam an die Arbeit.
    Ich hatte, mehr zu meinem eigenen Vergnügen, einen Plan
gefaßt. Ich wollte das erste primitive Handfeuerrohr, das in
diesem Jahrhundert vereinzelt aufgetaucht war und von dem auch ich
ein Master bei mir trug, verbessern. Vielleicht glückte es mir.
    Als das Feuer in der Esse brannte, als ich auf dem Arbeitstisch
meine Werkzeuge ausgebreitet hatte und durch das offene Fenster das
Stadttor betrachtete, ließ mich ein Impuls herumfahren. Zwei
zerlumpte Gestalten standen hinter mir.
    »Ein Neuer«, sagte der größere Mann, dem
ein Ohr fehlte. Es war das rechte.
    »Jemand, der uns noch nicht kennt«, murmelte der
andere. Er war unglaublich verschmutzt, aber unter der Schicht von
Dreck und verschorften Wunden konnte man sehen, daß er ein
gutaussehender, großer Mann sein mußte.
    Ich nahm meine getarnte Waffe in die Hand, gleichzeitig zog der
Einohrige ein Messer.
    »Wer seid ihr?« fragte ich.
    Der Einohrige stieß den Dreckigen an, lachte kichernd und
wippte das Messer zwischen den Fingern.
    »Er kennt dich nicht, Armagnac! Er kennt den König der
Bettler, Sünder und Galgenvögel nicht! Wer hat das denken
können?«
    Ich richtete den Lauf auf die Männer, lehnte mich zurück
und legte ein Bein über das andere. »Vielleicht würde
ich euch nach dem nächsten Regen erkennen«, sagte ich
leichthin. »Dann ist der Dreck vielleicht heruntergewaschen.«
    Der Mann mit nur einem Ohr fluchte und schleuderte das Messer nach
meinem Arm. Kurz vor der entscheidenden Bewegung drückte ich ab
und ließ mich nach links fallen. Das Messer bohrte sich in die
Stuhllehne, der Mann sackte aufschreiend zusammen. Der Lähmstrahler
hatte ihn in die Schulter getroffen. Ich stand auf, hielt die Waffe
feuerbereit und näherte mich dem König der
    Galgenvögel. Ich fragte laut:
    »Was willst du, Kerl?«
    Er musterte mich abschätzend und sagte dann:
    »Wir sind die Überlebenden der Pest. Wir ernähren
unsere Familien damit, daß wir, gegen geringe Zahlung, den
Handwerkern versprechen, ihnen nicht die Beutel mit Münzen
abzuschneiden und nachts nicht in ihre Häuser zu schleichen.«
    Ich deutete auf den anderen, der sich winselnd am Boden krümmte,
stieß ihn leicht mit dem Stiefel an und lachte ironisch. Ich
sagte:
    »Ihr habt weniger Hirn als Mut. Ich bin arm und stark und
kenne ein paar Dinge, die euch die Lust am Stehlen nehmen würde.
Zerberus!«
    Auf der hölzernen Stiege ertönten die Geräusche der
Tatzen, der Hund raste heran und blieb mit gefletschten Zähnen
vor dem Mann namens Armagnac stehen.
    »Ein Hund? Eine Kleinigkeit für ein schnelles Messer. «
    »Versuch's!« ermunterte ich ihn. Dann winkte ich dem
Hund, ergriff den Bettler an der Schulter und schob ihn hinaus ins
Licht des wolkenverhangenen Himmels. Ich starrte seine Haut an und
bemerkte, daß sie praktisch ein einziges Geschwür war.
Hunderte kleiner Pusteln, Schmutz, getrocknetes Blut und Schorf
bildeten, ein ekelerregendes Muster. Ich überwand mich, sah dem
Mann in die Augen und sagte leise:
    »Du willst Gold?«
    »Es würde das Los meiner neun Kinder verbessern, Herr«,
sagte er trotzig.
    Er sprach in einer Art, die mich vermuten ließ, daß er
vor Jahren ein Student der Pariser Universität gewesen

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