Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

Titel: PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
jemand stören kann.«
    Wir warteten. Armagnac schnalzte zweimal scharf mit den Fingern,
und aus der Dunkelheit tauchte jemand auf, murmelte ein Losungswort
und führte das Pferd fort. Ich hörte, wie die Hufe auf Gras
traten und sich entfernten.
    »Das Pferd ist da, wenn Ihr es braucht«, sagte
Armagnac.
    »Gut. Was jetzt?«
    »Warten«, sagte er.
    Ich hätte es nicht anders gemacht. Auf Umwegen hatten wir
erfahren, welche Zimmer Cardenas bewohnte. Sie waren noch dunkel, in
einigen sah ich kleine Glasscheiben, als sich der Mond wieder einmal
hervorwagte. In der Gaststube, rund um einen mächtigen, offenen
Kamin, wurde heftig gezecht und getafelt. Ich erkannte, als wir
näherschlichen, den Profos, mehrere junge Dirnen, den Fremden,
einige unbekannte Männer, viele anscheinend sehr reiche
Kaufleute der Stadt. Der dicke Wirt eilte geschäftig herum. Ein
Hirsch drehte sich am Spieß, riesige Humpen krachten auf die
gescheuerten Tische, und neben mir murmelte Armagnac:
    »Einmal so gut leben - das habe ich mir als Baccalaureus
gewünscht. Und was bin ich geworden?«
    »Magister der Bettler ... «, meinte ich.
    »Was wir von Cardenas wissen, haben mir die schamlosen
Metzen dort berichtet«, warf er ein. »Dieser Mann zittert
innerlich vor Angst. Er flieht vor sich selbst, Atlan.«
    Ich entgegnete:
    »Heute abend wird seine Flucht zu Ende sein. Vielleicht wird
sich auch dein Leben ändern, Armagnac!«
    »Ich bezweifle es!« sagte er und zog mich am Arm mit
sich fort.
    Wir tappten durch Gras, stolperten über Steine, schließlich
schlug mir etwas ins Gesicht. Ich prallte zurück.
    Keine Gefahr! Ein Seil! sagte mein Extrasinn.
    Armagnacs Flüstern war noch leiser geworden. Dicht an meinem
Ohr sagte er:
    »Das Seil führt in Cardenas Zimmer!«
    Überall waren die Helfer dieses Mannes. Hoffentlich hatten
sie nicht zuviel des Guten getan und den Fremden unsicher werden
lassen. In diesem Augenblick kannte er offensichtlich nur eine
einzige Reaktion: Flucht, schnellste Flucht um jeden Preis. Was ich
auch noch klären mußte, war, warum der Falke nicht mehr
arbeitete. Was war wirklich geschehen?«
    »Wir warten noch!« sagte ich leise.
    Wir zogen uns in den Schutz einiger Bäume zurück, deren
Äste sehr tief hingen. Wir sahen niemanden, aber offensichtlich
befanden sich viele von Armagnacs Leuten rund um uns. Der erste Gast
taumelte betrunken aus der Schänke. Ein Diener leuchtete ihm mit
einer Sturmlaterne heim. Bevor die Tür wieder zuknarrte, hörten
wir das Stimmengewirr, die Fetzen der Klänge schlecht gestimmter
Instrumente und aufdringliches Frauenlachen. Eine Zeit später,
wir warteten noch immer schweigend, entfernte sich eine größere
Gruppe von Gästen und torkelte hinweg. Wieder knarrte die Tür,
wieder zog der Geruch nach Speisen, Rauch und Braten an uns vorbei.
Armagnac sagte:
    »Wir sollten ihn im Schlaf überraschen, nicht wahr?«
    »Oder kurz davor, wenn er ein bißchen betrunken ist«,
sagte ich.
    »Dann müssen wir noch warten«, meinte er
verdrossen. »In dieser Nacht hätte ich auch lieber in
einem warmen Bett gewartet.«
    »Du bist noch jung«, sagte ich.
    »Und ziemlich unerfahren«, gab er zurück.
»Schließlich habe ich zwei Jahre studiert, ehe ich diese
vermaledeite Krankheit bekam. Sie muß aus dem Morgenland
gekommen sein.«
    Ich verzichtete darauf, ihm mitzuteilen, daß auch die
Badekultur und der Begriff der Sauberkeit aus dem Morgenland gekommen
waren, abgesehen von tausend anderen nützlichen und guten
Dingen, Erfindungen und Schriften. Wir warteten also weiter,
ungeduldig, an den Baumstamm gelehnt, umgeben von Schatten, in denen
es zu leben schien. Schließlich, als auch die letzten Gäste
gegangen waren, gab mir Armagnac einen Stoß. Gebückt und
fast lautlos schlichen wir nach vorn, tasteten um uns und fanden das
herunterhängende Seil. An der Spannung merkte ich, daß das
Seil aus einem Erker des ersten Stockwerks baumelte. Ich griff zu,
zog mich hoch und suchte mit den Sohlen Halt an der rauhen Mauer.
    Langsam kletterte ich aufwärts und setzte mich schließlich
schräg auf einen Balken, der unter dem Fenster verlief. Ein
schwacher Lichtschein kam von links; im Zimmer brannten Kerzen.
    Ich bewegte den Kopf und spähte hinein.
    Cardenas stand da, mit nacktem Oberkörper. Er spannte die
Arme und dehnte den Brustkorb. Auch jetzt fiel mir auf, daß er
irgendwie nichtmenschlich aussah; obwohl die Proportionen stimmten,
obwohl er keine doppelten Gelenke oder sechs Finger hatte, vermißte
ich die

Weitere Kostenlose Bücher