PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten
Anklage.«
»Weswegen?« fragte ich und versuchte mich
aufzurichten. Ein Orkan von Gedanken raste durch meine Überlegungen.
Alexandra, unser Besitz, meine Waffen? Mein mißglücktes
Vorgehen? Welche Hoffnung hatte ich noch?
Keine vorschnellen Reaktionen. Beherrsche die Situation! sagte
mein Extrahirn.
»Es wird Euch gesagt werden«, erklärte der Profos
seelenruhig. Er winkte seinen Männern und befahl:
»Schafft ihn fort. In den Kerker - dorthin, wo ich es
befohlen habe!«
Sie haben dir eine Falle gestellt! tobte mein Logiksektor.
Ich kam mühsam auf die Beine, beugte mich vor und wollte mich
auf den Profos werfen. Hinter mir schlug jemand mit einem Knüppel
zu, der Schlag traf mich, und ich wurde bewußtlos. Sie
schafften mich fort.
Ich erwachte wieder - irgendwann. In das Loch, in dem ich lag,
drang kein Licht herein. Sie hatten meine Fesseln gelöst und
mich mit einem Handgelenk, dem linken, und einem Fußgelenk an
Ketten gefesselt, die an schweren Krampen in der Mauer befestigt
waren. Ratten huschten durch das faulende Stroh. Es stank, ich hatte
Kopfschmerzen, Hunger und Durst.
*
Ich konzentrierte mich auf das Nächstliegende. Ich stand auf
und versuchte ein paar Schritte. Drei der Wände erreichte ich,
nur die schwere, eisenbeschlagene Bohlentür nicht. Dann tastete
ich nach meinem Gürtel. Die Narren hatten mir sogar die Ringe
über den Handschuhen gelassen. Ich klappte, mühsam
fingernd, einen Ring auf, und für drei Stunden hatte ich eine
starke Lichtquelle, die in einem breiten Winkel abstrahlte. Jetzt sah
ich erst mein Gefängnis - nasse Quadern, faulendes Stroh, es
schüttelte mich.
Die Ketten!
Ich zog das Vibromesser aus dem Stiefelschaft, schaltete es ein
und schnitt bereits, während ich noch überlegte, ob es
klüger sei, zuerst den Arm zu befreien, den Eisenring am Knöchel
durch. Ich schaltete das Messer ab, als ich mich dem Leder des
Stiefels näherte; rutschte ich ab, amputierte ich mir den Fuß.
Ich lehnte mich an die Mauer, winkelte den Fuß an, hielt das
Messer mit beiden Händen und konzentrierte mich. Der Ring war
verrostet, wie alles hier. Lautlos fraß sich die Schneide durch
das Eisen, die hochfrequenten Schwingungen und der ARKON-Stahl fraßen
einen breiten Schnitt durch den Ring.
Aber ich konnte ihn nicht aufbiegen.
Ein zweiter Schnitt ... es dauerte fast zu lange. Endlich hatte
ich es geschafft, als ich Schritte hörte. Ich schaltete das
Messer ab, klappte den Stein über den Fingerring und legte mich
so hin, wie ich aufgewacht war. Jemand kam, spuckte aus und hob dann
eine Laterne durch das Holzgitter. Der Mann grunzte etwas, und als
das Licht nicht mehr in meine Augen fiel, sah ich zu, wie der Wächter
wieder ging. Hinter einer Biegung rief er:
»Er schläft noch! Soll ich ihm einen Eimer Wasser auf
den Kopf ... «
Das Echo hallte in dem niedrigen Gewölbe zurück. »Noch
nicht. Der Profos schläft!«
Ich wartete, bis sich die zitternden Lichtmuster entfernt hatten,
zog meinen Fuß aus der fast zersprungenen Fessel und schnitt
die Kette durch, die mein Handgelenk hielt. Dann, zwei schnelle
Schnitte, und die Befestigungen des eisernen Riegels fielen. Ich
stieß die Tür auf und huschte, das Messer in der Hand, in
den nassen Gang hinaus. Hinter mir quiekten die Ratten. Eine
unbändige Wut erfüllte mich, aber ich hatte drei Dinge
gleichzeitig zu tun, und das war
unmöglich.
Der Fremde...
Wohin immer er fliehen will, die Falken werden es ihm melden
Alexandra Lancaster ...
Mit größter Wahrscheinlichkeit hatten ihr Armagnac und
seine Diebe geholfen.
Der Profos ...
Was ging mich dieser Mann eigentlich an? Da unser Aufenthalt hier
ohnehin beendet war, interessierte er mich nicht mehr. Also blieben
zwei Probleme. Ich tastete mich durch den Gang, rutschte in einer
Pfütze aus und sah endlich den Wächter, einen kleinen,
breitschultrigen Mann, der auf einem hölzernen Stuhl saß
und an einem Stück Brot knabberte. Ich drückte mich an die
Mauer, überlegte kurz und schob dann das Vibromesser zurück,
tastete nach dem Lähmstrahler. Er war weg. Es gab keine
Möglichkeit, den Mann lautlos zu überwältigen.
Ich ging zehn Schritt zurück, verschwand im Schatten und
sagte:
»Deine Gefangenen sind unruhig!«
Der Wächter zuckte zusammen, ließ das Brot fallen und
stand auf. Er nahm die Laterne, die neben ihm stand, hob sie über
den Kopf und tappte auf mich zu. Ich wartete, bis er an mir vorbei
war, zielte genau und schlug zu. Mit der anderen Hand fing ich die
Laterne
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