PR TB 096 Das Mädchen Aus Dem Nirgendwo
Mädchen fluchtartig das Lokal verließ. Er hatte genau
das richtige Rezept gefunden, um sich bei dem Mädchen ohne
Gedächtnis interessant zu machen: Kennen wir uns nicht?
Gutgelaunt kehrte er an seinen Tisch zurück.
»Was hast du getan, dass der Professor außer sich vor
Wut war«, empfing ihn der Cheffunker nervös.
»Überhaupt nichts«, beruhigte ihn Jefferson. »Ich
habe nichts getan, was dir irgendwie schaden könnte, Sparks.«
Der Funker schien mit dieser Versicherung nicht ganz zufrieden zu
sein. »Der Professor kann mir die Hölle heiß machen,
wenn er erfahrt, dass ich über das Mädchen geplaudert
habe.«
»Er wird nichts erfahren«, versicherte Jefferson, dem
der Funker langsam lästig wurde. Jefferson murmelte irgendeine
Entschuldigung und verabschiedete sich. Er wollte Ruhe haben, um
ungestört nachdenken zu können.
Das Mädchen, diese Lorelei, faszinierte ihn. Sie machte zwar
nicht den Eindruck, als sei sie mit Reichtümern gesegnet —
und allein deshalb hätte sie für Jefferson uninteressant
sein müssen. Aber vielleicht konnte er doch irgendwie Kapital
aus ihr schlagen. Und wenn er sie nur zu seiner Geschäftspartnerin
machte. Sie warjung und hübsch — und sie besaß kein
Gedächtnis. Man konnte sie formen, wie man wollte.
Jefferson drängte Lorelei aus seinen Gedanken. Er würde
sich später noch mit ihr beschäftigen. Im Augenblick musste
er ein vordringlicheres Problem in Angriff nehmen. Er musste Marylin
loswerden. Er war schon zu lange mit ihr zusammen. Vier Jahre, das
war eine zu lange Zeit. Außerdem hatte sie. Fett angesetzt und
war unansehnlich geworden. Sie war als Köder nicht mehr zu
gebrauchen.
Zugegeben, das war nicht ihre Schuld. Genau betrachtet, musste er
sich sogar selbst dafür verantwortlich machen, dass sie ihre
gute Figur verloren hatte. Aber das änderte nichts daran, dass
er sie loswerden musste.
Er erinnerte sich noch gut an den Tag vor einem Jahr, als sie nach
Umtar geflogen waren, wo Besucher aus einer anderen Dimension
aufgetaucht waren und Touristen in ihr Universum einluden. Das hatte
vielversprechend geklungen. Die Knooks, wie sich die Fremden nannten,
schienen einen recht hohen Zivilisationsstatus zu besitzen, denn sie
hatten eine Dimensionswippe gebaut, mit der sie die Barriere zwischen
den beiden Universen überbrücken konnten. Zudem waren die
Knooks noch von recht naivem Charakter gewesen; sie hatten keine
Ahnung, wessen ein cleverer Mann wie Jefferson fähig war. Er
konnte ihnen freundlich ins Gesicht lächeln, während er
hinter ihrem Rücken die sensationellsten technischen Erfindungen
stahl. Zumindest hatte sich Jefferson vorgestellt, dass er es tun
würde. Aber es war dann alles anders gekommen. Am Ende war er
froh, das nackte Leben aus dem anderen Universum herüberzuretten.
Die Knooks waren so konsequente Diener gewesen, dass man sich nur mit
Mühe vor ihrer Hilfsbereitschaft retten konnte. Er, Jefferson,
war noch
mit heiler Haut davongekommen.
Marylin war es schlimmer ergangen. Mit zweitausend anderen
Touristen war sie von den Knooks in ein Bungalowdorf gebracht und in
eine sogenannte »Glücksmaschine« gesteckt worden.
Dort wurden die zweitausend Touristen von den Knooks gemästet.
Als Jefferson Marylin nach ihrem Abenteuer im anderen Universum
aufUmtar wieder traf, hätte er sie beinahe nicht erkannt. Sie
wog doppelt soviel wie früher. Inzwischen hatte sie gut fünfzig
Pfund wieder abgenommen. Aber trotzdem, für einen cleveren Mann
wie ihn, Jefferson, war sie nicht mehr zu gebrauchen.
Er wusste schon, wie er sich ihrer entledigen konnte.
Über dem Eingang zum Kasino stand:
AUF FALSCHSPIELER WIRD GESCHOSSEN!
»Ich habe Angst«, sagte Marylin, als sie nur noch
zwanzig Schritte vom Kasino entfernt waren. Sie trug ein Abendkleid
aus weißem Flitter und eine Nerzstola.
Jefferson warf einen Blick in ihr gewagtes Dekollete, in dem die
Fleischmassen beijedem Schritt gefährlich wogten.
Bedaure, Marylin, du bist für mich kein Renommee, sagte er
sich.
»Wir sollten die Finger davon lassen«, sagte Marylin.
»Das Kasino ist zu gut abgesichert. Wir sind dafür nicht
gut genug ausgerüstet.«
Jefferson überhörte ihren Einwand.
»Wir müssen unsjetzt trennen«, sagte er, »bevor
wir von dem Robot am Eingang zusammen gesehen werden.«
Und damit ich später nicht mit dir inVerbindung gebracht
werde, fügte er in Gedanken hinzu. Marylin griff nach seinem
Arm, aber er fasste sie am Armgelenk und zischte: »Du weißt,
was du zu tun hast.«
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