PR TB 098 Wettfahrt Der Entdecker
Tage
lang nichts tun zu müssen.«
Diego sagte:
»Ich bewundei’e und beneide Euch um diese Möglichkeit,
Arcon. Begleitet Ihr midi zum Sklavenmarkt? «
Ich nickte.
Wir schnallten unsere Waffen um. Der Gepard bewachte mein Gepäck,
und ich schob eine Reiterpistole in den breiten Ledergürtel mit
der wuchtigen Schnalle, in der viele Mikroge-räte eingebaut
waren. Dann verließen wir das Gasthaus und gingen langsam in
die Richtung des Marktplatzes. Dort, auf der Rampe eines Lagerhauses,
sollten die Sklaven versteigert werden. Während wir
nebeneinander durch die Gassen Corias schritten, während
aufgeregte Köter unsere Stiefel umkläfften und Kinder
spielten, dachte ich nach:
Du wirst dich wieder selbstquälerischen Gedanken hingeben,
Arkonide! sagte der Extrasinn. Begreife es endlich! Du kannst sehr
wenig in dieser Weh ändern. Bessere Männer haben es
versucht und sind gescheitert!
Ich wußte es ab diesem Augenblick genau: Auch hier würde
ich Dinge miterleben, die zu billigen ich mich bis zum äußersten
sträubte. Aber ich würde sie kaum anders als mit der Hilfe
einer großen arkonidischen Flotte lösen können, nicht
als verkleideter Fremder, der nur an einzelnen und viel zu wenigen
Punkten helfen konnte. Ich mußte mich nach den Möglichkeiten,
nicht nach den unerreichbaren Idealen richten. Das betraf auch den
Markt der Sklaven, der nicht nur hier in Coria stattfand, sondern in
gleicher Sekunde an Tausenden von Schauplätzen auf diesem
Planeten. Seit
Las Casas den Negersklavenhandel gutgeheißen hatte, schienen
auch die letzten Schranken gefallen zu sein; aus Menschen wurden
Handelsgüter. Wir kamen an den Marktplatz, auf dem einzelne
Gruppen mürrisch aussehender Einwohner standen. Ein Brunnen
plätscherte, kleine Staubwirbel erhoben sich, und ein Schwärm
Tauben kreiste ununterbrochen zwischen den Dächern. Etwa dreißig
Sklavinnen und Sklaven, fast ausnahmlos Mischlinge zwischen Arabern
und negroiden Völkern, standen, teilweise nackt, an ein langes
Tau gebunden. Das Tau spannte sich von einem Ende der Rampe bis zum
anderen. Ein grimmig aussehender Araber mit halbverhülltem
Gesicht stand, auf einen Peitschenstiel gelehnt, im Schatten. Wir
traten näher heran. Diego musterte die Sklaven, als wären
siejunge Pferde. Ich blickte ihn von der Seite an, schwieg, musterte
meinerseits den Mauren, dann ging ich ein wenig zurück und ließ
meinen Blick die Reihe der Sklaven entlangwandern.
Die jüngsten waren noch Kinder, die ältesten schienen
nicht über dreißig Jahre alt zu sein. Ihre Augen waren
stumpf; nur selten bemerkte ich, daß Diego oder ich bewußt
angesehen wurden. Ohne Zweifel litten sie; Durst, mangelhafte
Verpflegung und die Demütigung konnten einen Menschen innerhalb
kurzer Zeit verwandeln. Was konnte ich tun?
Diego verhandelte mit dem Araber. Ein zweiter Wüstensohn
tauchte auf, ein dritter. Sie sprachen gebrochen Spanisch. Die
Unterhaltung wurde lauter. Ich verhielt mich abwartend und bemerkte,
wie sich einige Gruppen von Einwohnern näherten. Der Extrasinn
meldete sich und flüsterte eindringlich:
Du solltest zwei oder drei dieser Armen kaufen; für dein
Vorhaben wirst du treue und starke Helfer brauchen, die ehrlich zu
dir halten!
Diego kaufte drei Sklaven; zwei jüngere Frauen und einen
Maiin, der weder besonders intelligent noch besonders stark zu sein
schien. Ich ging auf den Anführer der Sklavenhändler zu und
sprach ihn in seiner eigenen Sprache an.
»Sohn der Wüste«, sagte ich leise. »Bruder
des wehenden Sandes. Ich bin gesonnen, deinen schlechtverkäuflichen
Vorrat an Menschen zu verkleinern. Was kannst du einem Feinschmecker
anbieten?«
überrascht blitzten mich die Augen hinter dem dunklen Stoff
an. Der Araber sagte heiser:
»Du kennst meine Sprache, Edler?«
»Auch deine Handelsspanne kenne ich«, erwiderte ich
noch leiser und schärfer. »Und ich sehe auch, daß du
von deinem Geschäft weniger verstehst als ein Fischer, der
seinen Fang nachts verhökert.«
Seine Hand fuhr zum Dolch. Ich lachte und versuchte, eine gehörige
Portion Verachtung zu zeigen.
»Ehe du zustichst, Bruder des Skorpions«, flüsterte
ich, »dringt die Kugel aus dieser Waffe durch deinen Kopf!«
Er atmete schwer und knurrte:
»Warum beleidigst du mich, Spanier?«
»Weil du deine Sklaven hungern läßt, weil sie
Durst haben und zuviel von der Peitsche abbekommen haben. Beschädigte
Ware — weniger Geld! Was willst du für die schlanke
Sklavin dort, ihre Nachbarn und den Mann an der
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