PR TB 102 Planet Der Dschungelbestien
verschmolz mit
einem breiten Stützpfeiler. Der junge Mann wagte keine Bewegung.
Plötzlich stach von dem Gleiter aus ein heller Lichtfinger in
die Finsternis und tanzte suchend über die Metallbrücke.
l Einmal glitt er ganz nahe an dem Flüchtling vorüber
und streif-j-te ihn kurz — doch als in diesem schon die
wahnsinnige Hoff-fnung aufkeimte, er sei nicht entdeckt, kehrte der
suchende (Lichtkegel in leichtem Bogen zu ihm zurück und nagelte
Tos-i; kin endgültig fest.
»Aus!« dachte er.
Die dunkle Wand des Gleiters wuchs an, als dieser näher
schwebte und längs zur Metallbrücke anlegte. Mit
schurrendem Geräusch glitt eine Tür auf; im hell
erleuchteten Einstieg war niemand zu sehen. Dafür, ertönte
eine Lautsprecherstimme, die Toskin aufforderte, seine Waffen
abzulegen und auf weitere Anweisungen zu warten.
»Ich habe keine Waffen!« antwortete Toskin ins Leere.
Es verging eine geraume Zeit, dann erschienen zwei Männer,
die Toskin ihre Hände
entgegenstreckten. Er griff danach und schwang sich in den Gleiter
hinüber.
Wenige Minuten später stand Toskin wieder in dem Raum, den er
kurz zuvor verlassen hatte. Crummond lehnte an der Wand und betupfte
seine geschwollenen Lippen. In den Sesseln lümmelten sich zwei
Offiziere. Toskin, von zwei Bewaffneten flankiert, blieb wartend in
der Mitte des Raumes stehen.
»Das war's also!« äußerte sich einer der
beiden Offiziere befriedigt. Er erhob sich, strich mit den Händen
glättend über se;ne Uniform und schickte sich an zu gehen.
»Nicht ganz!« meinte der andere vom Sessel aus. Er
wandte die Augen von Toskins verschmutzter Kleidung ab und fixierte
plötzlich Crummond. »Ich frage mich nämlich, woher
unser Informant sein Wissen bezog . . .«
Crummond verfärbte sich. »Wie ich schon sagte«,
erklärte er nervös, »kenne ich Frydland von früher
her.«
Der Offizier im Sessel winkte ungeduldig ab. »Das bestreitet
auch niemand. Dennoch bleibt ein ungeklärter Rest. Ich habe das
Gefühl, als ob wir bisher nur die Spitze eines Eisbergs zu sehen
bekamen.« An seinen Kameraden gewandt, fuhr er fort: »Ich
bin dafür, auch Crummond mitzunehmen.«
»Sid! Was geht hier vor? Hat man euch etwa...?«
Die Stimme kam von der Tür. Dort stand Jane, in einen
flüchtig übergeworfenen Morgenmantel gehüllt, und
blickte aus schreckhaft geweiteten Augen auf die Versammlung.
»Es ist alles in Ordnung, Miß!« sagte der
Offizier, der im Sessel saß. »Sie brauchen sich nicht zu
beunruhigen! Ihr Bruder hat dem Staat einen großen Dienst
erwiesen.« Der Sar-kasmus in seinen Worten war unüberhörbar.
Toskin wandte keinen Blick von Jane, wie sie reglos dastand und
das Gehörte verarbeitete; er sah, wie in ihren Augen plötzliches
Verstehen aufblitzte — sie preßte die Fingerknöchel
gegen den Mund und stieß einen erstickten Laut aus.
»Sid!« brachte sie schließlich stammelnd hervor.
»Mein Gott, Sid! Was hast du getan?!«
Crummond krümmte sich unter dieser Anklage wie unter einer
körperlichen Züchtigung. Er setzte mehrmals zum Sprechen
an, bevor er mit tonloser Stimme erklären konnte: »Er
gehört nicht mehr zu uns, Jane! Er hat dich im Stich gelassen
und wird auch uns verraten. Eine Amputation zur rechten Zeit vermag
manchmal den ganzen Organismus zu retten . . .«
»Du Narr!« unterbrach sie ihn. In diesem Aufschrei
mischten sich Entsetzen und bittere Anklage zugleich, und flüsternd
wiederholte sie: »O Sid! Was hast du getan!«
Plötzlich wandte sich Crummond wortlos um und war zur Tür
hinaus, bevor auch nur jemand von den Anwesenden reagieren konnte.
Endlich raffte sich einer von Toskins Bewachern auf und stürzte
hinterher.
Einige Zeit verstrich, da erschien der Mann wieder, gefolgt von
Crummond, der ihn mit einem plump aussehenden Strahler bedrohte.
Crummond war totenbleich. Niemand wagte sich zu rühren, als er
sich mit der erhobenen Waffe gegen den Türpfosten lehnte und mit
unnatürlich starren Augen in den Raum hineinblickte, ohne
wirklich jemanden darin wahrzunehmen.
»Es sollte alles wieder so werden wie früher, Jane«,
begann er zu sprechen. »Eine saubere, gerade Sache. Keine
Winkelzüge, keine undurchschaubare Taktik — verstehst du?«
Er sah dabei seine Schwester nicht an, sondern blickte ins Leere.
»Glaub mir, Jane: Er hätte uns am Ende doch verraten —
ob ungewollt
:oder nicht, spielt hier keine Rolle. Hörst du, Jane?«
Sein Tonfall hatte etwas Beschwörendes angenommen, und es war
un-.klar, wen er nun eigentlich von der
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