PR TB 102 Planet Der Dschungelbestien
Richtigkeit seiner
Behauptungen überzeugen wollte.
Seine Schwester antwortete nicht. Sie wurde von einem trok-kenen
Schluchzen geschüttelt und bewegte den Kopf hin und her, so als
wolle sie damit seine Worte ungesagt und seine Tat ungeschehen
machen.
»Jane!« rief er noch einmal verzweifelt.
Sie reagierte nicht, schien ihn überhaupt nicht zu hören.
Als der Strahlschuß aufblitzte, duckte Toskin sich
unwillkürlich und schloß die Augen. Als er aufblickte, sah
er Crum-mond haltlos zusammenrutschen. Polternd fiel der Strahler zu
Boden.
Der Offizier im Sessel ließ ein trockenes Räuspern
hören, erhob sich und bemerkte nüchtern: »Sehr
dramatisch!« Er stieg über Crummonds Leiche, die schlaff
im Türrahmen lehnte, hinweg und rief in den Gang hinaus, man
solle den Gefangenen unverzüglich zum Gleiter schaffen.
Noch im Hinausgehen sah Toskin, wie Jane, die eine Zeitlang völlig
versteinert dagestanden hatte, plötzlich lautlos zusammenbrach.
»Sie verlangen ein bißchen zuviel von mir, Mister
Kallsund!« Cleveland lehnte sich in seinen Sessel zurück
und drehte einen Metallostift zwischen den Fingern. »Schließlich
wird Frydland des Mordes beschuldigt. Ich wüßte nicht, was
mich dazu bewegen könnte, in die Maschinerie des Gesetzes
einzugreifen — ganz abgesehen davon, daß Sie meinen
Einfluß auf die Behörden erheblich zu überschätzen
scheinen, mein Lieber!«
»Na schön!« seufzte Kallsund. »Dann eben
auf die andere Tour: Ich verweise Sie auf Paragraph achtundvierzig
der Administrationsrichtlinien, wonach es den terranischen
Überwachungsorganen ausdrücklich gestattet ist, jederzeit
in ein politisches Verfahren kontrollierend einzugreifen, Einsicht in
sämtliche Akten zu nehmen ...«
»Dies ist aber kein politisches Verfahren!« stellte
Cleve-land richtig.
Kallsund erhob sich. »Sie haben mich nicht ausreden lassen.
Dies gilt auch für Verfahren, bei denen der dringende Verdacht
besteht, es könne sich um verschleierte politische Verfahren
handeln, die man um der besseren Optik willen nur mit anderen
Delikten garniert — so wie hier mit einem hübschen Mord,
den Toskin meiner Ansicht nach nicht begangen hat.«
Clevelands Gestalt straffte sich. »Ich bin leider zu sehr
beschäftigt, um mich mit Hirngespinsten und Ansichten
auseinanderzusetzen. Für mich zählen nur Fakten, Mister
Kallsund!«
»Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als einen
neutralen Gutachter von Terra anzufordern, der klärt, auf
welcher Seite hier die Hirngespinste vorliegen. Guten Tag!«
»Sie sind äußerst hartnäckig, mein Freund.
Unternehmen Sie keine übereilten Schritte. Ich will sehen, was
ich für Sie tun kann ...»
Mit dieser reichlich vagen Zusage in der Tasche verließ
Kallsund hochbefriedigt das imposante Gebäude der Cleve-land
Holding, Er war ganz sicher, die erwünschte Sprecherlaubnis noch
im Laufe dieses Tages zu erhalten.
Er sollte sich nicht getäuscht haben, denn noch am frühen
Nachmittag flatterte ihm eine schmale, grüne, mit einer Unzahl
Stempel verzierte Karte auf den Tisch, die ihn dazu berechtigte,
Toskin Frydland aufzusuchen und sich genau sechzig Minuten lang mit
ihm zu unterhalten.
Kallsund verlor keine Zeit. Er legte sich einen Schlachtplan
zurecht und beorderte anschließend einen Dienstgleiter herbei,
der ihn zum Untersuchungsgefängnis brachte.
Die endlosen, hallenden Korridore, die er durchschritt, wirkten in
ihrer trostlosen Nüchternheit deprimierend. Jedesmal, wenn eins
der wuchtigen Sperrgitter dröhnend hinter ihm zufiel, überkam
ihn das Gefühl, als hätte sich schon wieder eine Falle
hinter ihm geschlossen.
Toskin erwartete ihn, breitbeinig auf einem Schemel hok-kend,
inmitten seiner Zelle. Als erstes griff Kallsund in die Tasche und
brachte eine etwa handtellergroße, metallene Halbkugel zum
Vorschein, die er an die Wand heftete und mit einem Knopfdruck
aktivierte. Grinsend deutete er darauf. »Wenn uns jetzt jemand
abhören will, kriegt er Ohrenschmerzen!«
Der Häftling wies einladend auf die Bettkante. »Woher
haben Sie erfahren, daß ich hier bin?«
»Sutters war töricht genug, ein paar triumphierende
Andeutungen zu machen. Ich bohrte nach und erfuhr Stück für
Stück die ganze Geschichte. Jetzt sitzt Sutters ganz bestimmt
vor einem Spiegel
und verflucht den Kerl, der ihm daraus entgegenschaut.«
»Sie haben eine Geschichte erfahren«, sagte Toskin.
»Wollen Sie nun auch die Wahrheit hören?«
»Unbedingt!« Aber bitte in Kurzfassung — unsere
Zeit ist sehr
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