PR TB 102 Planet Der Dschungelbestien
knapp bemessen.«
»Ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte!« nickte
Kallsund im Anschluß an Frydlands Darstellung der gestrigen
Ereignisse. »Wie ein Mörder sehen Sie nämlich nicht
gerade aus.«
»Mörder?« echote Frydland erstaunt. »Wen um
alles ...« Er brach ab und riß in plötzlichem
Verstehen die Augen auf. »Ach, so ist das also!« Er
schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Crummond!«
rief er aus. »Daß ich nicht gleich daran dachte! Diese
Gelegenheit konnten sie ja nicht ungenutzt lassen.« Und wenig
später fügte er leise hinzu: »Es sieht böse für
mich aus, stimmt's?«
»Hundsmiserabel!« bestätigte Kallsund. »Sie
können von Glück sagen, daß ich bei der Sache
mitmische. Ich habe heute morgen dem guten Cleveland zu verstehen
gegeben, daß ich die Mordanklage für oberfaul halte, und
rechne mir aus, daß dies seinen Übermut etwas gedämpft
hat. Einen Anwalt habe ich auch schon engagiert — den besten,
den ich in ganz Genez auftreiben konnte. Er meint, daß das
Ganze auf eine Deportation hinauslaufen wird — kennen Sie
Benjamin?«
Um Frydlands Mundwinkel gruben sich tiefe Falten ein. »Das
ist so gut wie ein Todesurteil!« sagte er mit dumpfer
Stimme. »Mehr als drei, vier Jahre hält dort keiner durch
... «
»Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen! So lange werden
Sie nicht auf Benjamin sein, mein Junge! Spätestens in einem
Jahr habe ich Sie da herausgepaukt — das heißt, Sie
müssen natürlich auch etwas dazu beitragen!« Er
bemerkte Frydlands zweifelnden Blick und fuhr mit übertriebener
Munterkeit fort: »Hören Sie mir jetzt genau zu, ohne mich
zu unterbrechen! Hernach können Sie immer noch Einwände
vorbringen — sofern Sie dann noch welche haben . . .«
Als Kallsund nach Ablauf der Sprechzeit vom Gang aus noch einen
abschiednehmenden Blick in die Zelle warf, bemerkte er mit
Befriedigung den Hoffnungsschimmer in Frydlands Augen und den
entschlossenen Zug um seinen Mund. Mit diebischer Freude dachte er
daran, welch immensen Floh er doch gerade Cleveland und seiner
Sippschaft in den Pelz gesetzt hatte.
»Wie geht es dem Abhorcher vom Dienst?« erkundigte er
sich mit scheinheiliger Freundlichkeit bei seinem Begleiter.
Der Wärter wandte sich grinsend um. »Wenn Sie von
jemandem sprechen, den es in unserem Rechtsstaat gar nicht geben kann
— so wäre der jetzt stocksauer. Wie gesagt: wenn es ihn
wirklich gäbe . . .«
»Ja wenn!« gestand ihm Kallsund vergnügt zu und
betastete das kleine Störgerät in seiner Tasche.
»Ich bin mir noch nicht ganz im klaren, ob Sie ein
Obdachlosenasyl aufmachen wollen oder sich nur eine
Kuriositätensammlung zulegen möchten«, empfing
Sutters ihn mit vorwurfsvoller Miene. »Zuerst erschien dieser
aufdringliche Kerl von einem Rechtsanwalt und behauptete steif und
fest, er sei von Ihnen herbestellt... «
»Das hat seine Richtigkeit!« warf Kallsund ein.
»Schon gut! Ich jedenfalls hatte meine Zweifel daran, daß
Sie sich mit solch zwielichtigen Typen abgeben könnten. —
Kaum hatte ich den Burschen in Ihrem Büro verstaut, als dieses
verheulte Weibsstück aufkreuzte, das nun wiederum angeblich von
dem Anwalt herbestellt worden war ...»
»Jane Crummond«, klärte Kallsuftd den AO-eins
auf. »Ich hatte dem guten Anwalt mittelalterliche Strafen
angedroht, falls er sie nicht herbeischaffen sollte.«
»Aha!« machte Sutters recht dümmlich. »Jane
Crummond also...«
»Ist vielleicht etwas nicht in Ordnung?«
»O nein!« versicherte der AO-eins rasch. »Nur —
hätte ich ihren Namen gewußt, so wäre ich vielleicht
etwas zartfühlender mit ihr umgegangen.« Er legte sein
Gesicht gekonnt in kummervolle Falten. »Das arme Ding! Nach all
dem, was sie durchgemacht hat! Dieser brutale Mord an ihrem
Bruder...«
»Sie können Ihre Märchenstunde anderswo abhalten!«
unterbrach Kallsund abrupt die theatralische Anwandlung des AO-eins.
»Sie wissen genau, daß Sid Crummond Selbstmord beging;
also lassen wir das! — Sonst noch eine Überraschung?«
»Und ob!« bekam Sutters gleich wieder Oberwasser. »Zu
guter Letzt kam auch noch ein Ungetüm hereingestolpert, von dem
ich logischerweise annehmen mußte, es sei von dieser Frau
herbestellt worden — Prinzip der Kettenreaktion, verstehen
Sie?«
»Und ob!« heuchelte Kallsund Bewunderung. »Ihre
Logik ist direkt phänomenal!«
»Leider hatte ich mich getäuscht«, schränkte
Sutters mit widerwilliger Bescheidenheit ein. »Es kam aus
eigenem Antrieb.«
»... und dieser Antrieb
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