PR TB 113 Die Söhne Sols
hinab ans Wasser
und rief Squque. Er kam prustend und schnaufend aus dem Wasser,
Tropfen liefen an seinem muskulösen Körper herab.
„Ist das Frühstück fertig?" Seine gute Laune
war offensichtlich.
„Hörst du nichts?" fragte Pertamay. „Da
schreit ein Baby."
Er blieb stehen, mit den Füßen immer noch im Wasser.
Mit einer schnellen Bewegung wischte er sich die nassen Haare aus der
Stirn.
„Da werden sich noch ein paar Zigeuner herumtreiben."
Er rief die Mädchen, dann ging die Familie gemeinsam zum
Frühstück.
Die ganze Zeit über schrie das Baby.
Squque ignorierte das Geschrei. Er aß und trank mit großer
Hingabe; als Pertamay etwas sagen wollte, traf sie ein Blick ihres
Mannes, der sie sofort wieder verstummen ließ. „Vielleicht
hat es Hunger", sagte Pinny und starrte überlegen auf ihr
Sandwich.
Jattia erhob sich.
„Wohin gehst du?" fragte Squque drohend.
„Ich will nach dem Baby sehen", verkündete sie.
„Vielleicht hat es wirklich Hunger."
Squque brummte etwas Unverständliches, aber er erhob keine
Einwände.
Das ältere Mädchen verließ die Kuppel. Sie blickte
über den Strand.
Der Sand reflektierte das helle Sonnenlicht und blendete sie.
Sie konnte keinen Zigeuner sehen. Langsam ging sie auf den
verlassenen Lagerplatz zu. Neben einem längst erloschenen Feuer
stand ein Bastkorb. Er war mit Wolldeckchen ausgefüttert. Ein
Baby lag darin. Es hatte schwarze Haare und große dunkle Augen.
Mitleid mit dem schreienden Kind stieg in Jattia auf. Sie hob den
Bastkorb hoch und begann ihn in ihren Armen zu wiegen. Das Baby
verstummte. Glücklich, daß das Kleine zufrieden war,
setzte sich Jattia in den Sand und schaukelte den Korb.
Nach einer Weile kam Pinny über den Strand gerannt und setzte
sich neben sie.
„Ich möchte es sehen!"
Jattia senkte den Korb, so daß Pinny das Baby sehen konnte.
„Es hat bestimmt Hunger", sagte die jüngere
Schwester.
Jattia stand auf.
„Wir bringen es zur Kuppel!"
Vor der Kuppel stießen sie mit ihrem Vater zusammen, der nur
einen kurzen Blick in den Korb warf.
„Ein Zigeunerbalg!" stieß er hervor. „Bringt
es zurück. Ich will es hier nicht sehen."
Pertamay kam aus der Kuppel. Sie nahm Jattia den Korb aus den
Händen und begann das Baby zu streicheln.
„Ich werde ihm etwas zu essen machen."
Squque bekam einen roten Kopf.
„Die Mädchen werden es zurückbringen. Ich will
dieses Kind hier nicht sehen."
„Ich befürchte", sagte Pertamay, „daß
sie es absichtlich zurückgelassen haben."
„Das geht uns nichts an!" Squque machte einen Schritt
auf seine Frau zu und wollte ihr den Korb aus den Händen nehmen.
Sie wandte sich von ihm ab.
Squque stieß eine Verwünschung aus.
Gefolgt von ihren beiden Töchtern trat Pertamay in die
Kuppel. Unschlüssig blieb Squque stehen. Er spürte genau,
daß Pertamay diesmal bereit war, ihm Widerstand zu leisten.
Schon immer hatte sie eine große Schwäche für
Säuglinge und Kleinkinder gehabt. Sie wünschte sich einen
eigenen Sohn, aber Squque, der mit dem Aufbau einer Plantage
beschäftigt war, brauchte jede Arbeitskraft und hatte
entschieden, daß zwei Kinder mehr als genug waren.
Nach einer Weile hörte er das Baby quietschen.
Wütend ging er in die Kuppel. Das Kind lag nackt auf einer
Decke am Boden und strampelte. Ab und zu stieß es vergnügte
Laute aus.
Die beiden Mädchen knieten daneben und beobachteten es
fasziniert.
Squque kam sich hilflos und überflüssig vor. Das ließ
seinen Zorn noch anwachsen.
„Es muß weg!" fauchte er.
„Es ist ein Junge", erklärte Pertamay. „Ein
schönes, temperamentvolles Kind."
Squque stürmte aus der Kuppel und rannte zum Meer. Er warf
sich kopfüber ins Wasser und schwamm weit hinaus. Sein Zorn war
bald verraucht. Er ließ sich im Wasser treiben. Einige Zeit
später sah er Pertamay mit dem Baby auf den Armen aus der Kuppel
kommen.
Die beiden Mädchen blieben dicht an ihrer Seite.
Pertamay stellte einen Sonnenschutz auf und legte das Baby in den
Schatten. Dann holte sie sich einen Sessel und setzte sich. Jattia
und Pinny begannen mit einem Wasserball zu spielen.
Squque watete ans Ufer und stapfte durch den Sand weiter nach
oben.
„Was hast du vor?" erkundigte er sich, als er vor
Pertamay stand.
„Ich nehme an, daß sie das Kind vergessen haben",
antwortete sie. „Wahrscheinlich wird bald jemand zurückkommen,
um es zu holen. So lange kann es hierbleiben. Wir können es doch
nicht hungrig in der Sonne liegen und schreien lassen."
Squque
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