PR TB 113 Die Söhne Sols
einmal etwas passiert."
Nurherere lächelte schmerzlich.
„Ich muß noch einmal ins Büro", sagte er zu
Denny.
„Du brauchst nicht auf mich zu warten. Es wird spät."
Nurherere wollte allein sein. Er hatte den Wunsch, lange und
intensiv über sein jüngstes Problem nachzudenken. Am späten
Abend schlief er in seinem Sessel ein.
Er erwachte am nächsten Morgen, als Dr. Fetin-Rascha das Büro
betrat.
„He!" rief der Ara überrascht. „Haben Sie
Familienkrach, oder haben Sie gearbeitet?"
Nurherere rieb sich die Augen.
Er ließ sich einen Kaffee bringen und eröffnete dem
Ara, was er vorhatte.
„Ich wußte nicht, daß Sie aus unserer Klinik
allmählich einen Familienbetrieb machen wollen, Chef!"
sagte der Ara spöttisch.
„Sie sind dagegen?"
„Ja", sagte Fetin-Rascha.
„Das wiegt schwer!" gab Nurherere zu. „Was haben
Sie an meinen Plänen auszusetzen?"
„Wir dürfen Purp nicht als Versuchsobjekt betrachten.
Erst haben wir Ärzte uns um ihn bemüht. Nachdem wir keinen
Erfolg hatten, schickten wir einen Roboter zu Purp. Auch das mißlang.
Ihre Frau erzielt keine Fortschritte, obwohl sie sich seit Tagen
darum bemüht. Nun sind also die Kinder an der Reihe. Und
danach?"
Nurherere kratzte sich am Hinterkopf.
„Sie haben zweifellos recht, Rascha! Aber was können
wir tun?"
„Wir müssen uns geschlagen geben!"
„Was?" stieß Nurherere entsetzt hervor.
„Was sagen Sie da? Das bedeutet doch hoffentlich nicht, daß
Sie ihn aufgeben wollen?"
Das Schweigen des Aras sagte mehr als viele Worte.
„Ich will nicht, daß er stirbt", sagte Nurherere
verbissen.
„Aber er will es! Sehen Sie es denn nicht? Er hat durch
seine latenten ESP-Kräfte sogar den
Wachstumsprozeß seines Körpers gestoppt. Er redet mit
niemandem. Was das bedeutet, ist doch offensichtlich. Er will nicht
mehr leben."
„Ich habe einen Eid geleistet!"
„Ich nicht!" sagte der Ara. „Ich bin lediglich
angehalten, meinem Gewissen zu folgen. Das rät mir, dieses müde
Kind sterben zu lassen."
„Die Kinder!" rief Nurherere. Er erkannte plötzlich,
wie sehr er sich an diese mögliche Chance klammerte. „Wir
werden den Versuch wagen. Ich erhoffe mir sehr viel davon. Wenn sie
ihn nur zum Reden bringen, ist schon viel gewonnen. Sobald wir
wissen, was er denkt, werden wir den Schlüssel zu seinem Innern
finden."
„Vielleicht", meinte der Ara nachdenklich, „werden
Sie einen kleinen Sieg erringen. Ich frage mich nur, ob Sie damit im
Endeffekt etwas für den Jungen tun können."
*
„Wir haben uns gedacht, daß dir ziemlich langweilig
ist", sagte Jotos. „Das ist mein Bruder Dord. Wir sind
gekommen, um uns mit dir zu unterhalten und um mit dir zu spielen."
Er drückte die Tür hinter sich zu und blickte zum Bett,
wo Purpose lag.
„He!" rief Dord. „Bist du vielleicht taub, Purp?"
Sie traten an das Bett. Purpose DeStaglaav sah sie an. Seine Augen
weiteten sich. Er schien erstaunt zu sein. „Wo ist euer
Roboter?" fragte er plötzlich. Im Schaltraum wechselten
Fetin-Rascha und Nurherere, die den Vorgang über Bildschirm
miterlebten, einen schnellen Blick.
„Wir haben keinen Roboter", erklärte Jotos.
„Jedenfalls keinen, der uns allein gehören würde.
Aber in der Klinik und überall auf Tahun gibt es viele Roboter."
„Auch eine Positronik?"
„Natürlich", bestätigte Jotos. „Eine
sehr große sogar. Es ist die Zentrale in der Nähe des
Raumhafens. Über sie werden alle kleineren Positroniken
gesteuert. Sie überwacht auch alle Roboter und vollrobotischen
Anlagen. Aber das ist nicht alles. Diese Positronik hält auch
ständig Verbindung mit Quinto-Center."
Purpose DeStaglaav hob den Kopf. Sein Gesicht rötete sich.
„Ich will zu dieser Positronik!"
„Das ist unmöglich", erwiderte Jotos. „Niemand
kann die Zentrale betreten, es sei denn, er wäre ein
ausgebildeter und beauftragter Wissenschaftler. Kinder lassen sie
bestimmt nicht in die Zentrale."
Im Schaltraum nickte Nurherere dem Ara zu.
„Bleiben Sie hier! Ich werde mich jetzt einschalten. Ich bin
sicher, daß wir eine Möglichkeit gefunden haben, an Purp
heranzukommen."
Er verließ den Schaltraum und begab sich zum Krankenzimmer
Purps.
„Er möchte die Positronik in der Zentrale sehen",
erklärte Jotos seinem Vater.
„Ich versuche ihm klarzumachen, daß das nicht möglich
ist."
„Aber es ist möglich!" sagte Nurherere. Er wandte
sich an den kranken Jungen.
„Willst du zu der Positronik?"
„Ja", sagte Purpose.
Der Chefarzt wandte sich an seine
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