PR TB 117 Unser Mann Im All
Augenblick versäumt!“
Was kümmerte mich der große Augenblick? Hier oder dort,
Universum eins oder zwei - ich hatte Ninga erobert! Oder vielleicht
nicht erobert, schließlich war sie aus eigenem Antrieb zu mir
gekommen. Aber auch das war eine Art Eroberung, nicht wahr? Und ich
hatte sie nicht enttäuscht! Im
Gegenteil!
Im Gegenteil...?
Nun ja, wenn man es genau nahm. Ausdauer schien nicht ihre große
Stärke zu sein. Sie war eingeschlafen, bevor ich mich noch von
meiner Überraschung richtig erholen und meine wahre Begeisterung
entfalten konnte. Aber was sollte es? Morgen war auch ein Tag.
Ninga stand auf.
„Eine kleine Erfrischung gefällig, meine Herren?“
Bates bestellte Gin und Tonic, Rhodan winkte ab. Ich hielt ein
Coca für angebracht. Alkohol hätte mich in meinem Zustand
wahrscheinlich umgeworfen. Ninga zwinkerte mir vertraulich zu, dann
entschwand sie in die Kombüse. Ich mußte eine Zeitlang
eingenickt sein. Ich schrak auf, als Bates abzuzählen begann:
„Zwanzig Sekunden...“
Ich fuhr in die Höhe. Ninga war nirgendwo zu sehen. Auf dem
Panoramaschirm stand reglos die Felslandschaft der fremden Welt.
„Fünfzehn Sekunden... “
„Wo ist Ninga?“
Bates wandte den Kopf zur Seite und bedachte mich mit einem
mitleidigen Blick.
„Halten Sie uns nicht mit Nebensächlichkeiten auf,
Leffingwell! Noch zehn Sekunden... “
Perry Rhodan saß locker gelöst im Sessel des Piloten.
In der Hand hielt er einen kleinen Impulsgenerator, mit dessen Hilfe
er die Fissionskapseln zünden würde.
„Fünf“, sagte Bates mit Nachdruck, „vier...
drei... zwei... ein... Null!“
Rhodan drückte den Auslöser. Im selben Augenblick
erschien der Nebel, den ich schon einmal gesehen hatte. In
Sekundenschnelle verdichtete er sich zu einer undurchsichtigen,
milchigen Wand, die sich. ebenso schnell wieder auflöste. Zum
Vorschein kamen der Hang, die Wiese, der See und der Wald und eine
glühend rote Sonne, die sich eben über den Horizont
emporschob.
Mir war das alles nichts. Ich sprang auf. Das Schott zur Kombüse
öffnete sich viel zu langsam. Ich sah die Becher, die Ninga
zurechtgestellt hatte. Die Erfrischungen waren nie serviert worden.
Von der Kombüse
ging es auf der anderen Seite weiter zu den Vorratsräumen und
Ersatzteillagern. Ich stürmte den schmalen Gang entlang, schlug
mir die Schultern blau an den Geräten, die an den Wänden
aufgehängt waren, und rief unaufhörlich Ningas Namen.
Ich raste kreuz und quer durch das ganze Raumschiff, rufend,
schreiend und mich mit letzter Kraft gegen die furchtbare Erkenntnis
wehrend, die sich mir aufdrängen wollte.
Ninga hatte mich verlassen!
Als ich in den Kommandostand zurückkehrte, war ich erschöpft.
Haltlos ließ ich mich in den Sessel fallen. Major Bates nahm
meine Anwesenheit nicht zur Kenntnis. Perry Rhodan jedoch wandte sich
um und musterte mich ernst, forschend.
„Die Menschenseele, Leffingwell, ist ein unerforschliches
Ding“, sagte er. „Manche ihrer Handlungen können wir
erklären und verstehen. Andere müssen wir einfach
hinnehmen!“
*
Der Tag war wie ein böser Traum. Die Viidüü kehrten
zurück und verhandelten mit uns. Ich erinnere mich nicht,
worüber. Ich war zerfahren und machte Fehler. Bates ließ
sich das eine Zeitlang gefallen, dann wurde er wütend und schrie
mich an. Ich machte mir nichts daraus. Mein Kummer war viel zu groß,
als daß selbst das wildeste Gebrüll eines Vorgesetzten
mich hätte beeindrucken können.
Es war also nicht das Interesse der Kosmobiologin gewesen, das
Ninga beseelt hatte, sondern die Begeisterung der Frau über die
Virilität der langbeinigen Wilden. Mir wurde übel, wenn ich
daran dachte, was sich in der Höhle abgespielt haben mußte,
während ich bewußtlos war. Warum war Ninga danach zu mir
gekommen? Aus Mitleid? Um mich zu trösten? Um durch ihre Hingabe
symbolisch den Abschied zu zelebrieren? Wer mochte es wissen. Nur
eines war mir klar: Es hatte ihr nicht wirklich an Ausdauer gefehlt.
Dann, als der Augenblick der Entscheidung auf sie zukam, hatte sie
ihren Entschluß getroffen. Sie wollte auf der Welt der
Langbeinigen bleiben. Rhodan hatte recht: Es war unmöglich, sich
auszumalen, wie sie sich die Ausführung dieses Entschlusses
gedacht hatte. Es ging nicht um
die Euphorie der ersten Stunden ihres Aufenthaltes auf der
eisigkalten, finsteren Welt, es ging um die langen Jahre, die danach
folgten. Es war möglich, daß Ninga daran überhaupt
nicht gedacht hatte. Ihr Entschluß
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