PR TB 117 Unser Mann Im All
seine Lanze auf
Borrodas Roß zu und bohrte sich ihm in die Brust. Vom eigenen
Schwung getragen, galoppierte das Pferd noch drei oder vier Schritte,
dann brach es nach vorne zusammen und schleuderte den gepanzerten
Reiter aus dem Sattel. Blitzschnell sprang Rhodan heran und zog die
Lanze aus der Brust des sterbenden Tieres. Borroda, von seiner
Panzerung behindert, hatte sich noch nicht halbwegs wieder erhoben,
da war sein Gegner schon über ihm. Rhodan machte sich nicht die
Mühe, in der schweren Panzerung die Lücke zu finden, durch
die er die Waffe rammen konnte. Er kehrte die Lanze um und begann,
mit dem dicken Stiel auf Borroda einzuhämmern. Es klang, als
bearbeite er einen überdimensionalen Gong. Im Gegensatz zu dem,
was die Leute dieser Welt gewohnt sein mochten, entwickelte sich hier
eine völlig würdelose Prügelei, die sich dennoch im
Rahmen der Vorschriften hielt, da Rhodan nach wie vor die Lanze als
Waffe benutzte und seinem Gegner die Möglichkeit freistand,
seine Lanze ebenfalls umzudrehen und als Knüppel zu gebrauchen.
Trotz der hageldicht fallenden Prügel hatte der Ritter es fertig
gebracht, sich auf die Knie zu erheben. Einen Augenblick lang sah es
so aus, als würde er es bis ganz in die Höhe schaffen. Es
kam jedoch nicht soweit. Borroda brach zusammen,
und nach weiteren Hieben lag er reglos.
Damit war Perry Rhodan nach den Regeln des Turniers Sieger und
hatte das Recht, wenn es ihm so behagte, seinen Stand mit dem des
Verlierers zu vertauschen. Das Richterkollegium kam herbei. Borroda
wurde seiner Panzerung entkleidet. Man stellte fest, daß er
bewußtlos war. Einige seiner Knechte brachten ihn mit Güssen
kalten Wassers wieder zu sich. Die Richter informierten ihn über
den Ausgang des Kampfes - als ob Borroda in seiner jämmerlichen
Verfassung daran noch einen Zweifel hätte haben können. Er
kam mühsam auf die Beine und wankte auf Rhodan zu. Mit gesenktem
Kopf sprach er die Worte der Anerkennungsformel:
„Ich, Pewin Ebahr, ein freier Mann und in diesem Augenblick
noch Graf von Borroda, bezeichne dich, Perry Rhodan, als Sieger in
diesem Zweikampf. Sprich, Sieger, welches ist dein Wille?“
Rhodan reckte sich theatralisch.
„Ich, Perry Rhodan, ein freier Mann und Graf von Borroda,
übertrage dir, dem Verlierer, meinen Stand, meine Rechte und
mein Eigentum!“ Damit war Rhodan Graf von Borroda, Eigentümer
dieser Burg und sämtlicher Liegenschaften und Rechte des
bisherigen Grafen. Fast alle Zweikämpfe, hatte Svetlin
behauptet, gingen so aus, daß der Sieger, wenn er niedriger
gestellt war als der Verlierer, in dessen Stand eintrat. Es war ein
grausames Gesetz - aber niemand hatte bisher vermocht, es zu
verändern. Borroda - oder Pewin Ebahr, wie er mit bürgerlichem
Namen hieß - hatte nichts anderes erwartet. Er wandte sich
schweigend ab. Rhodans Stand und seine Rechte kannte er. Sie waren
der Stand und die Rechte eines einfachen, freien Mannes. Ebenso gut
wußte er, wie es um Rhodans Eigentum bestellt war. Außer
der Space-Jet, die von Leydens Männern nach wie vor gehalten
wurde, gehörte ihm nichts auf dieser Welt.
*
Perry Rhodan ließ sich zwei Tage Zeit, um sich in seiner
Eigenschaft als Graf von Borroda zu etablieren. Er bekannte, daß
er sich einen Rückhalt schaffen wolle für den Fall, daß
sein nächster Plan fehlschlug. Er bestellte einen Verwalter für
die Güter des Grafen und sorgte durch ein reichliches
Geldgeschenk und das Versprechen zukünftiger Großzügigkeit
dafür, daß der Verwalter es für seinen eigenen
Vorteil halten mußte, Rhodan treu
ergeben zu sein. Er sandte Späher aus, die dem vormaligen
Grafen folgten und am Nachmittag des zweiten Tages zurückkehrten,
um zu melden, daß Pewin Ebahr sich nach Süden gewandt
hatte, eine wilde Gegend, wo arme freie Leute lebten, die sich von
der Jagd und der Suche nach edlen Metallen ernährten. Es sah so
aus, als habe Ebahr sich mit seinem Schicksal abgefunden.
Dann, eines Abends, rief Rhodan uns zusammen und informierte uns
über seine weiteren Pläne.
„Sie werden sich gewundert haben“, begann er, „was
mir eigentlich vorschwebt. Ich will es Ihnen auseinandersetzen -
nicht zuletzt deswegen, weil am morgigen Tag meine Hypothesen, Pläne
und Absichten auf die Probe gestellt werden und ich um mich herum
gerne Leute habe, die über das Woher und Wohin, das Wie und
Warum gut Bescheid wissen.
Sie erinnern sich, daß wir glaubten, von der EX-338 einen
Funkspruch über einen merkwürdigen Stern mit
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