PR TB 117 Unser Mann Im All
vergangenen Stunden erklären ließen, und
daß er deswegen hierbleiben wollte, weil es ihm darum ging,
Beweise für die Richtigkeit dieser Hypothese zu finden.
„Es besteht die Möglichkeit“, gab ich zu
bedenken, „daß der Herr von Borroda, wer immer er sein
mag, die Absicht hat, uns umzubringen. Da unsere Waffen versagen,
können wir uns nicht wehren.“
„Dann“, meinte Rhodan, „ist es immer noch an der
Zeit, auf Ihre Fähigkeiten zurückzugreifen, Ras. Im übrigen
sind es nicht nur die Waffen, die versagen. Auf dieser Welt - oder
sagen wir besser: In diesem Universum funktioniert nichts, was auf
der Grundlage der Hyperenergie arbeitet.“
Ich erhielt den Auftrag, mich zunächst umzusehen und die Lage
zu erkunden. Wir mußten in Erfahrung bringen, was wir von dem
Herrn von Borroda zu erwarten hatten. Ich konzentrierte mich zunächst
auf die steinerne Treppe, über die wir herabgeführt worden
waren, und sprang. Einen Augenblick lang fürchtete ich, daß
auch meine paraphysische Begabung zu den Dingen gehören mochte,
die in diesem Kosmos nicht funktionierten. Aber meine Sorge war
umsonst. Ich landete planmäßig in der Nähe des oberen
Treppenendes, nicht allzuweit von der Tür entfernt, die auf den
Hof hinaus führte. Ich erinnerte mich an eine Mauernische, die
ich an der Innenwand des Hofes gesehen hatte, und teleportierte
dorthin. Ich kam gerade zurecht, um einen prunkvoll gekleideten Mann
mit zahlreichem Gefolge in den Hof einreiten zu sehen. Aus der Art,
wie man ihn begrüßte und ihm bei jeder Handreichung, bei
jeder Bewegung behilflich war, schloß ich, daß es sich um
den Herrn der Burg handeln müsse. Er stieg eine breite Treppe
hinauf und verschwand im Innern des Hauptgebäudes. Einige Männer
aus seinem Gefolge begleiteten ihn, auch der Mann, der den Sprecher
der Gruppe gemacht hatte, von der wir gefangenengenommen worden
waren, hatte sich ihm angeschlossen. Da würde wahrscheinlich
über uns gesprochen werden.
Ich wartete ein paar Sekunden, dann teleportierte ich aufs
Geratewohl bis unmittelbar jenseits des Portals, durch das Borroda
mit seinen Leuten soeben verschwunden war. Ich kannte die Örtlichkeit
zwar nicht, aber ich konnte mir vorstellen, daß hinter dem
Eingang zunächst ein breiter Gang lag. Diese Vermutung erwies
sich als richtig. Ich rematerialisierte jenseits des Portals und
zwängte mich sofort in eine dunkle Ecke, in der ich nicht ohne
weiteres gesehen werden konnte. Soeben bogen die letzten Männer
in Borrodas Gefolge nach links in einen Raum hinein ab. Der Gang, auf
dem ich mich befand, war düster. Ich huschte hinter ihnen her.
Durch die offene Tür konnte ich für den Bruchteil einer
Sekunde in die Halle blicken, in der der Herr der Burg seine
Begleiter um sich versammelte. Im Hintergrund gab es einen nahezu
mannshohen, rußgeschwärzten Kamin. Der Kamin selbst war
breiter als die Öffnung, durch die er gespeist wurde. Ich
teleportierte dorthin und verbarg mich hinter einer Mauerkante.
Inzwischen hatte Borroda am Kopfende eines langen,
grobschlächtigen Tisches auf einem thronähnlichen Sessel
Platz genommen, während seine Leute an den Längsseiten
saßen. Bedienstete kamen herein und kredenzten Humpen eines
schäumenden Getränks, mit denen die Männer ihren
umfangreichen Durst stillten. Die Humpen wurden von neuem gefüllt.
Ich kam mir vor wie in einer mittelmäßigen
Shakespeare-Aufführung. Die Szene entstammte einem der
Königsdramen. Und wie ein altenglischer König gab sich
Borroda, als er seine Genossen mit dröhnender Stimme
aufforderte, einen letzten Schluck zu tun und dann zur Sache zu
kommen. Die Sprache war Interkosmo, die Leute waren ohne Zweifel die
Nachkommen von Terranern.
Borroda legte eine Art Bericht ab. Er war bei einem Mann gewesen,
den er schlicht „den König“ nannte und vor dem er
gehörigen Respekt zu haben schien. Es war um Lehnsrechte,
Turniere und die Nachfolge eines verstorbenen Herzogs gegangen, und
alles war so wirr und altmodisch, daß ich kaum die Hälfte
davon verstand.
Danach kam die Reihe an den Mann, der uns gefangengenommen hatte.
Er beschrieb den Vorgang der Gefangennahme, und Borroda und die
andern folgten seinem Bericht so ohne jegliche Überraschung, als
sei es für sie etwas Alltägliches, daß ein modernes
Raumschiff auf ihrer mittelalterlichen Welt landete. Nach dem Ende
des Berichtes erklärte Borroda:
„Die Männer werden, wie üblich, dem König
vorgeführt, damit er mit ihnen nach seinem Gutdünken
verfahre.
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