PR TB 119 Die Todesmaschine
setzte sich auf
den Stuhl ihm gegenüber, stützte das Kinn über die
Hände und lächelte ihn an.
»Nur, bis ich gegessen habe«, antwortete Vurlason
wahrheitsgemäß.
»Schade«, sagte die Kellnerin und erhob sich. »Aber
vielleicht kommen Sie auf dem Rückweg wieder hier vorbei. Haben
Sie schon getankt?«
»Getankt?« fragte Vurlason, bevor ihm einfiel, daß
hier »tanken« ein Vorgang war, bei dem flüssiger
Treibstoff aus einem großen Behälter in den Treibstofftank
eines Räderfahrzeuges - eines Wagens - ge
pumpt wurde. »Nein«, fügte er schnell hinzu. »Ich
bin zu Fuß.«
»Dann kommen Sie aus Richtung Toghta«, sagte die
Kellnerin, »denn der Bus aus Richtung Subthor ist noch nicht
angekommen.«
»Ich bin nicht mit dem Bus gekommen, sondern zu Fuß«,
sagte er.
Das Lächeln verschwand aus den Augen der Kellnerin. Sie
wandte sich brüsk ab und ging davon. Diesmal schwangen ihre
Hüften nicht, stellte Vurlason mit einem Seitenblick fest.
Er zwang sich trotz seines Hungers, langsam zu essen. Messer und
Gabel kamen ihm vertraut vor. Dennoch stellte er während des
Essens fest, daß sie dort, woher er kam, wahrscheinlich etwas
anders geformt waren. Auch das, was seiner eigenen Sprache nach
»Kaffee« bedeutete, schmeckte ein wenig anders als das,
was er sich darunter vorgestellt hatte.
Als er seine Mahlzeit beendet hatte, zog er die Brieftasche. Die
Kellnerin kam und schrieb Zahlen auf ein Blatt Papier. Vurlason
bemerkte aus den Augenwinkeln, daß der stämmige
Eingeborene hinter der Theke argwöhnisch zu ihm herüber
blickte. Offenbar hatte er wieder einen Fehler begangen. Er war froh,
als er endlich bezahlt hatte und die Gaststube verlassen konnte.
Auf der Straße suchte er in seinem Wortschatz nach den
hiesigen Benennungen für die Bahnhöfe öffentlicher
Verkehrsmittel. Diesmal aber ging er vorsichtiger vor. Er erinnerte
sich an die Erwähnung von Bussen und daran, daß die
entsprechenden Bahnhöfe Bushaltestellen genannt wurden. Dann
hielt er einen Passanten an und erkundigte sich nach der nächsten
Bushaltestelle.
Vurlason erhielt Auskunft, fand die Haltestelle und brauchte nicht
lange auf den nächsten Omnibus zu warten. Als er jedoch im Bus
saß und das Fahrzeug losfuhr, wurde ihm klar, daß er
nicht genug Fragen gestellt hatte, denn der Omnibus fuhr nicht in die
Richtung, in die ihn sein rätselhafter Drang zog, sondern in die
genau entgegengesetzte Richtung.
*
Als der Morgen graute, wankte Tebur erschöpft einen
grasbewachsenen Hügel hinab zum Ufer eines kleinen Flusses,
legte sich auf den Bauch und tauchte den Kopf ins Wasser, um zu
trinken und sich zu erfrischen.
Alle seine Versuche, sich der Handfesseln zu entledigen, waren
bisher fehlgeschlagen. Tebur wußte, daß er unter diesen
Umständen jedem auffallen mußte, dem er begegnete. Während
seiner Flucht durch die Wälder hatte er keinen Menschen
getroffen, aber er konnte nicht in den Wäldern bleiben. Schon
jetzt machte sich der Hunger bemerkbar. Tebur war sich klar darüber,
daß er die Nähe anderer Menschen suchen mußte, um
seinen Hunger zu stillen. Aber mit den Handfesseln würde er
sofortVerdacht erregen.
Er zog den Kopf aus dem Wasser, als er fernes Brummen hörte.
Das konnte nur ein Helikopter sein. Tebur richtete sich auf und
hastete den Hügel hinauf und in den Wald zurück. Zwischen
den ersten Bäumen blieb er stehen und drehte sich um.
Das Brummen wurde lauter. Bald darauf tauchte der Helikopter in
Teburs Gesichtsfeld auf. Er flog niedrig und folgte dabei dem Fluß
aufwärts. Als er verschwunden war, blickte Tebur in die
Richtung, in die ein unerklärlicher Drang ihn getrieben hatte
und weiterhin trieb. Er würde durch den Fluß schwimmen
müssen, wenn er die Richtung beibehalten wollte.
Jenseits des Flusses setzte sich das Hügelland fort. Aber es
gab keine Wälder mehr dort drüben, nur vereinzelte Baum-
und Buschgruppen. Die Gefahr, von Helikoptern entdeckt zu werden, war
groß, denn die Baum- und Buschgruppen lagen weit auseinander.
Dennoch wählte Tebur schließlich diesen Weg. Die Sonne
kam hinter dem Horizont hervor, als er zum zweitenmal den Hügel
hinabging und ins Wasser watete. Er ging soweit, bis ihm das Wasser
an die Brust reichte, dann legte er sich auf den Rücken und
bewegte kraftvoll die Beine.
Als er ungefähr die Flußmitte erreicht hatte, kehrte
der Helikopter zurück. Tebur tauchte und schwamm unter Wasser
weiter, obwohl die gefesselten Hände ihn
sehr behinderten. Er blieb so lange unter
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